„Der Fehler liegt im System”, ist sich VCD-Geschäftsfüher
René Waßmer sicher. Nicht das Flugzeug sei die Konkurrenz
zur Bahn, sondern das Auto. „Die gewohnte Flexibilität
bleibt bei den Frühbucherrabatten auf der Strecke“,
beklagt Waßmer. Um den Fallstricken einer frühzeitigen
Festlegung der Reisetermine zu entgehen, stiegen dann doch viele
Menschen aufs Auto um.
Fatal für die Umsatzzahlen der Bahn: Um zwölf Prozent liegen die
Januar-Erlöse aus verkauften Fahrkarten unter denen des Vorjahres. Da
ist Bahnchef Hartmut Mehdorn Recht zu geben, wenn er im Stern-Interview betont: „Über
den Erfolg entscheidet allein der Kunde“. Im Moment stimmt der Kunde
mit den Füßen ab.
Was stört die Kunden an der neuen Preiswelt? „Unser Markttest hat
ergeben, dass lediglich ein Viertel der Bahnkunden mit rabattierten Plan&Spar-Fahrkarten
unterwegs ist“, erklärt Waßmer. Die Kunden wollten eben nicht
Hin- und Rückfahrt weit im Voraus buchen, sie wollten überdies nicht
zweimal zum Bahnhof kommen, zum Buchen und zum Fahren. „Hinzu kommt: Über
die hohen Stornogebühren, die im Falle einer Umbuchung von Plan&Spar-Tickets
fällig werden, wurden nur neun Prozent unserer Testkunden informiert”,
so Waßmer, „sonst hätten sie die Rabattkarten wohl erst recht
mit spitzen Fingern angefasst.“
„Die Stornogebühren werden als Bestrafung angesehen“,
stimmt Albert Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion
den VCD-Erkenntnissen zu. „Außerdem empfinden die Kunden das schlichte
Umspritzen von Interregiozügen zu Intercitys mit einem deutlich höheren
Preis als Etikettenschwindel.“ Für den Nahverkehr könne einfach
weiter der alte 50 Prozent Bahncard-Rabatt gelten. Damit wären die eklatantesten
Verschlechterungen für Pendler beseitigt.
Schmidt sieht es allerdings nicht als Aufgabe der Politik, sich
in die Details des Preissystems einzumischen. „Wenn die Bundesregierung zu dem Schluss
kommt, dass die ganze Richtung nicht mehr stimmt, dann muss sie sich Gedanken über
die Besetzung der Vorstandsposten machen”, stellt Schmidt klar.
Mit den Zielen des neuen Preissystems könnte sich Waßmer durchaus
identifizieren: „Auch der VCD will ein einfacheres Preissystem
und mehr Kunden für die Bahn gewinnen“, betont er die Gemeinsamkeit. „Leider
hat die größte Preisreform aller Zeiten den Praxistest aber nicht
bestanden. Die Bahn muss jetzt schnell reagieren, sonst verliert sie viele
Stammkunden, die sie so bald nicht wiedergewinnen wird.“ |