Neues Preissystem der Bahn

Der Fehler liegt im System

 

Der VCD überprüfte in Zusammenarbeit mit dem Magazin stern das neue Preissystem der Deutschen Bahn AG in einem umfassenden Praxistest. Das Ergebnis: Jeder Dritte wurde falsch beraten.

Fotos: Marcus Gloger · Infografiken: fairkehr/M.A.Venner

 

Testfall: Alles falsch!

Ein Vater aus Cottbus möchte mit seinem 15-jährigen Sohn nach Stendal fahren. Der Vater hat eine Bahncard. Eine Woche im Voraus bucht er die Hin- und Rückfahrt und bekommt folgendes angeboten (alle Angaben beziehen sich auf Hin- u. Rückfahrt):
Preis: 79,50 Euro
Dauer : 6 Stunden und 58 Minuten
Umsteigen: zweimal
Beste mögliche Verbindung:
Preis: 52,00 Euro
Dauer: 6 Stunden und 3 Minuten
Umsteigen: einmal

Die empfohlene Verbindung dauert 55 Minuten länger, kostet 27,50 Euro mehr und ist zudem noch mit einmal mehr Umsteigen verbunden.

 

Testfall: Viel zu teuer!

Eine Familie mit zwei Kindern (über 15 J.) möchten zur Oma fahren. Sie brauchen ein Ticket von Düsseldorf-Flingern nach Günzburg. Bahncards haben sie nicht, sie buchen aber fünf Tage im Voraus.
Angebot (alle Angaben beziehen sich auf Hin- u. Rückfahrt):
Preis: 309 Euro
Dauer: 11 Stunden und 10 Minuten
Umsteigen: viermal
Beste mögliche Verbindung:
Preis: 249 Euro
Dauer: 11 Stunden und 19 Minuten
Umsteigen: fünfmal

Die empfohlene Verbindung ist 60 Euro teurer aber nur neun Minuten schneller.

 

 

Im Reisezentrum

 

Testfall: 7-mal zu oft!

Ein Student aus Rostock möchte seine Freundin in Leipzig besuchen. Er besitzt eine Bahncard, bucht eine Woche im Voraus und bekommt folgende Empfehlung (alle Angaben beziehen sich auf Hin- u. Rückfahrt):
Preis: 46,50 Euro
Dauer: 11 Stunden und 3 Minuten
Umsteigen: achtmal
Beste mögliche Verbindung:
Preis: 47,85 Euro
Dauer: 10 Stunden und 10 Minuten
Umsteigen: einmal

Bei der empfohlenen Verbindung hätte der Student siebenmal häufiger umsteigen müssen, die Fahrt hätte 53 Minuten länger gedauert. Für die gesparten 1,35 Euro hätte er nicht einmal ein Heißgetränk im Bistro bekommen.

 

Wie wurde gestestet

Gesucht wurde die optimale Verbindung, das heißt zusätzlicher Aufwand während der Fahrt musste sich finanziell lohnen. Jeder zusätzliche Umstieg musste vier Euro Ersparnis bringen, jede Stunde längere Fahrtdauer mindestens 12 Euro. Eine Abweichung von zwei Euro gegenüber dem optimalen Ergebnis wurde noch als richtig gewertet. Zusätzlich zu den Testanfragen wurden 249 Kunden direkt nach Kauf einer Fahrkarte befragt. Diese Umfrage diente als Referenz und wurde zur Gewichtung der Testfälle benutzt.

Aus den Testanfragen in mehr als 140 Verkaufsstellen an Bahnhöfen in ganz Deutschland ergab sich eine Stichprobengröße von 249 Tests. Quotas, das beauftragte Hamburger Qualitätsforschungsinstitut misst unter anderem auch die Brieflaufzeiten für die Post.

Der Test ist eine zuverlässige Stichprobe, er ist nicht repräsentativ für alle Ticket Käufe in Deutschland.

Mehr Informationen zum Test unter:
www.vcd.org und www.quotas.de

 

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