Europäerin durch und durch
Nun kann sie leben, was sie vertritt. Das ist ihr sehr wichtig.
Sie genießt die Freiheit, die ihr der Job gewährt,
und seine Gestaltungsmöglichkeiten. „ Ich bin
frei zu denken, was ich will, und kann auch sagen, was ich denke.“ Die
Positionen, die sie vertritt, kann sie persönlich nachvollziehen. „Es
ist nicht nur ein Job, den ich acht Stunden am Tag mache, und
danach bin ich eine andere Person.“
Das hat allerdings auch seinen Preis. Meistens ist ihr totales
Engagement gefordert. Erst seit einigen Monaten erlaubt sie sich
etwas mehr Freizeit. „Das ist jetzt auch möglich.
Der Laden läuft. Ich kann delegieren und muss nicht alles
selber machen.“ Als Beatrice Schell bei T&E anfing,
waren sie zu zweit. Unter ihrer Führung entwickelte sich
die Organisation dank ihrem großen Einsatz sehr schnell.
Heute arbeiten sechs Personen für T&E.
Nicht zuletzt dank der zunehmenden Anerkennung von T&E ist
Beatrice Schell viel unterwegs. Da sie sich durch und durch als
Europäerin fühlt – „und gleich danach als
Rumänin“, fügt sie hinzu – kommt ihr das
entgegen. Zudem liebt sie Sprachen über alles, spricht fließend
Deutsch, Französisch, Englisch und Rumänisch, und lernt
gerade Spanisch.
Als Geschäftsführerin von T&E vertritt sie unter
anderem die Interessen der NGOs vor der Internationalen Organisation
für Zivilluftfahrt. In deren Umweltkommission setzt sie
sich für Emissionsabgaben ein, die gesetzlich und administrativ
einfach zu bewerkstelligen sind und deshalb sofort umgesetzt
werden könnten. Auf einer Tagung des Internationalen Eisenbahnverbands
(UIC) wird sie darauf hinweisen, dass die Eisenbahn noch keineswegs
perfekt ist und hart arbeiten muss, um Vorteile zu halten. „Nicht
nur in diesem Verband sind wir die kritische Stimme. Das wird
auch von uns erwartet – und geschätzt, weil wir nicht
nur kritisieren, sondern darüber hinaus konkrete Verbesserungsvorschläge
machen,“ sagt die T&E-Frau selbstbewußt.
Inzwischen ist Beatrice Schell auch als Person anerkannt, dennoch
ist sie sich ihres Minderheitenstatus als Frau bei solchen Anlässen
immer bewusst. „80 bis 90 Prozent der Teilnehmenden sind
Männer und 100 Prozent derer, die etwas zu sagen haben.
Dann fällt mir immer auf, wie sehr unser Verkehrssystem
von Männern für Männer gemacht ist.“
Natürlich werde sie nicht für immer in diesem Job bleiben. „Man
kann nicht ein Leben lang in einer so kleinen Organisation tätig
sein. Aber es ist schön, mit Leuten zusammenzuarbeiten,
die eine ähnliche Perspektive und Denkweise haben. Auch
deswegen ist es der ideale Job für mich.“
Anne-Lise Hilty
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