Frachtschiffe

Kein Engel an Deck

Vor der spanischen Atlantikküste zerbrach der Öltanker Prestige und sank – mit schwerwiegenden Folgen. Eine solche Katastrophe kann sich jederzeit auch vor deutschen Küsten ereignen, denn auch auf Nord- und Ostsee sind täglich tickende Umweltbomben unterwegs. Doch selbst wenn kein großes Unglück passiert: Die ökologischen Belastungen durch den Schiffsverkehr sind enorm. Konkrete Schritte zum Schutz der Meere und für mehr Sicherheit auf See sind dringend geboten.


Foto: Marcus Brandt/ddp


Seeschiffe setzen große Mengen Luftschadstoffe, Treibhausgase und ozonschädigende Substanzen in die Atmosphäre frei. Diese Stoffe verschwinden nicht einfach im Meer und machen auch nicht an Landesgrenzen halt, sondern schlagen sich an den Küsten, in den Häfen und an Land nieder und verursachen dort Umweltprobleme.

 

Foto: greenpeace

 


Acht Punkte für mehr Sicherheit auf See
  • Zur schnellen Umsetzung der EU-Beschlüsse hat der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Manfred Stolpe, ein „8-Punkte-Programm“ vorgelegt. Dabei geht es einerseits um vorbeugende, andererseits um Schadensbegrenzungsmaßnahmen im Falle eines Tankerunglücks:
  • Bereitstellung von geeigneten Notliegeplätzen entlang der Küste, die Schiffe in Problemsituationen ansteuern können. Hier können Gefahrenpotenziale des havarierten Schiffes begrenzt und Probleme effektiver behoben werden. Sowohl bei der „Prestige“ als auch beim Untergang des Tankers „Erika“ im Dezember 1999 vor der Bretagne hatten die nächst gelegenen Häfen den angeschlagenen Schiffen ein Einlaufen verboten und sie wieder auf hohe See geschickt.
  • Transitwege für Tankschiffe: In der Ostsee soll durch eine verbesserte Wegeführung – vor allem für Schiffe mit gefährlicher Ladung – die Sicherheit erhöht werden. Deutschland wird außerdem gezielte Gespräche mit Russland führen, um eine Lotsenannahmepflicht in der Kadetrinne und anderen kritischen Schiffswegen in der Ostsee zu erreichen
  • Hafenzugangsverbot für Einhüllentanker: Schweröl und andere gefährliche Stoffe in Tankern mit nur einer Hülle sollen nicht mehr in deutsche Häfen transportiert werden dürfen.
  • Gespräche mit der Mineralölindustrie: Die Bundesregierung will mit Mineralölindustrie und Reedern eine Vereinbarung über den Verzicht von Einhüllentankern beim Transport von gefährlichen Gütern erzielen.
  • Verstärkung der Hafenstaatkontrolle: Grundlage ist das vor 20 Jahren in Paris unterzeichnete Memorandum of Understanding on Port State Control (Paris MoU). Danach sollen die zuständigen Behörden des Staates, den ein Schiff angelaufen hat, – in Deutschland die See-Berufsgenossenschaft – mindestens jedes vierte ausländische Schiff darauf hin überprüfen, ob die international festgelegten Mindestvorschriften an Bord eingehalten werden. Im schlimmsten Fall können die Kontrolleure ein Schiff an die Kette legen, zu Reparaturen verpflichten oder sogar aus europäischen Häfen verbannen. Problem: Die Hafenkontrolleure können nur die augenfälligsten Macken entdecken, und beispielsweise nicht Materialermüdungen, so wie im Fall der „Prestige“.
  • Flaggenstaatverantwortung: Deutschland wird in der Internationalen Schifffahrtsorganisation darauf drängen, dass sich so genannte Billigflaggenstaaten einem externen Bewertungsverfahren (Audit) unterziehen. Langfristig sollen nur Flaggenstaaten mit erfolgreichem Audit am internationalen Seeverkehr teilnehmen dürfen.
  • Ergänzende Ölhaftungsfonds: Der bestehende internationale Ölhaftungsfonds von 1992 soll weiter verbessert werden. Schon zum 1. November 2003 werden die Haftungssummen – unter anderem auf deutsche Initiative hin – auf 270 Millionen Euro angehoben, angestrebt wird eine Höhe von bis zu einer Milliarde Euro.
  • Zügige und vollständige Einführung von AIS (automatische Schiffsidentifizierungssysteme): Damit lässt sich das Verkehrsgeschehen auf See nahezu vollständig erfassen. In Deutschland wird die Realisierung des Systems noch in diesem Jahr abgeschlossen sein.

 

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