Fernzüge als Regionalverkehr
Dass die DB bekanntlich Interregio-Verbindungen aufgibt oder dieselben Züge nun als teurere Intercitys auf die Reise schickt, verärgert
nicht nur die Bahnkunden, sondern auch die Landesverkehrsminister. Sie müssen vielerorts als Ersatz teure Regionalzüge bestellen.
Immer mehr private Bahnunternehmen wollen diese Lücke füllen – mit Erfolg, wie der „Flensburg Express“ (Flex)
auf der Linie Hamburg–Flensburg–Padborg zeigt.
Achtmal täglich pendelt der Flex zwischen Hamburg und Dänemark im Zweistundentakt und ersetzt den eingestellten Interregio.
Nur ein Vierteljahr hat die Flex AG, eine Tochter der Norddeutschen Nahverkehrsgesellschaft, von der Gründung bis zur Betriebsaufnahme
benötigt. Bei dem vom Land subventionierten Fernverkehr werden zuächst vier gemietete Elektroloks von Siemens sowie 24 umgebaute
ehemalige Reichsbahnwagen eingesetzt.
Auch in Bayern ist man über die Aufgabe der Interregio-Linie München–Regensburg–Hof verstimmt, weshalb zumindest
im nördlichen Abschnitt zwischen Hof, Schwandorf und Regensburg für die nächsten zehn Jahre Züge der sächsischen
Vogtlandbahn rollen. Mitte der neunziger Jahre als Tochterunternehmen der bayrischen Regentalbahn gegründet, entwickelt sich das Schwesterunternehmen
immer mehr zur großen „Länderbahn“.
Das 460 Kilometer lange Schienennetz reicht inzwischen vom thüringischen Gera über das tschechische Cheb bis hinab ins bayrische
Regensburg. Die 31 modernen Dieseltriebwagen legen auf sieben Bahnlinien järlich etwa 4,7 Millionen Zug-Kilometer zurück. Wann
die Vogtlandbahn vollends bis München vorstößt, scheint nur eine Frage der Zeit.
Neue Jobs für Bahner
Die Vogtlandbahn beschäftigt inzwischen rund 100 Mitarbeiter, weitere 50 Mitarbeiter kümmern sich um die Wartung der Fahrzeuge.
Viele von der Staatsbahn gekündigte Lokführer, Mechaniker oder Servicemitarbeiter finden bei den rasant wachsenden privaten Unternehmen
neue Jobs.
Ebenfalls 50 neue Arbeitsplätze wurden bei der Lausitzbahn geschaffen. „Wir haben alleine 20 Lokomotivführer und 18 Zugbegleiter
neu eingestellt“, sagt Andreas Trillmich, Geschäftsführer des von Connex und der Verkehrsgesellschaft Görlitz neu aufgebauten
Unternehmens.
Zwischen Cottbus, Görlitz und Zittau pendeln nun acht moderne Dieseltriebwagen, die für die Dauer des dreijährigen Verkehrsvertrages
von Europas größtem Fahrzeugvermieter „Angel Trains“ geleast wurden. Ein direktes Zugpaar verbindet Zittau täglich
mit Berlin und rollt an den Hauptverkehrstagen als InterConnex-Fernzug weiter bis nach Stralsund.
Allerdings ist Europas größter privater Verkehrskonzern nicht überall auf Expansionskurs. Die Connex-Tochter Württembergische
Eisenbahn-Gesellschaft mbH (WEG) musste nun den Bahnbetrieb zwischen Vaihingen und Enzweihingen einstellen. Grund: Die DB nimmt am bisherigen
Übergabebahnhof keine Güterwagen mehr entgegen, daher lohnt sich nun auch der Personenverkehr nicht mehr. 26000 Tonnen Güter
und jährlich 50000 Fahrgäste werden im Norden Stuttgarts künftig auf der Straße transportiert.
Michael Schwager
Weitere Infos:
www.railfan.de (umfangreiches Forum über Privatbahnen)
www.flex.ag
www.lausitzbahn.de
www.prignitzer-eisenbahn.de
www.vogtlandbahn.de
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