Interview

Vom Bundestag zum VCD

Interview mit dem neuen VCD-Vorstandsmitglied Monika Ganseforth, die sich auf ihren Ruhestand freut.


Foto: Marcus Gloger

Monika Ganseforth war 16 Jahre lang für die SPD im Bundestag. Davor war die 61-Jährige viele Jahre lang Professorin an der Universität Hamburg-Harburg. Während ihrer Zeit im Bundestag arbeitete Ganseforth im Umwelt- und im Verkehrsausschuss mit. Außerdem war sie Mitglied der Klima-Enquete-Kommission. Seit November ist sie Mitglied des VCD-Vorstandes.

 

fairkehr: Sie haben die 60 gerade überschritten. Haben Sie schon den ersten Seniorenteller bestellt?
Ganseforth: Nein, ich wusste gar nicht, dass es das gibt. Aber ich hoffe, jetzt leichter eine Sitzplatz in Öffentlichen Verkehrsmitteln zu bekommen.

fairkehr: Per Definition gehören Sie nun ganz frisch zur Gruppe der „jungen Alten“, der „aktiven Senioren“, der „Generation 60plus“. Können Sie mit solchen Einordnungen etwas anfangen?
Ganseforth: Ich muss mich überhaupt erst einmal damit anfreunden, Seniorin zu sein. Die Begriffe zeigen, dass die Generation 60plus keine homogene Gruppe ist. Ich finde, das muss in der öffentlichen Diskussion viel mehr berücksichtigt werden.

fairkehr: Welche Pläne haben Sie für die vor Ihnen liegende Lebensphase?
Ganseforth: Ich möchte jetzt leben, ohne verplant zu sein. Ich war mein Leben lang durch Familie, Beruf und Politik unter Dauerstress. Viele meiner Interessen kamen dabei unter die Räder. Nun möchte ich ausprobieren, was davon geblieben ist.

fairkehr: Was hat Sie bewogen, sich jetzt – wo Sie Ihre Freizeit genießen könnten – im Vorstand des VCD zu engagieren?
Ganseforth: Das ist die einzige Aufgabe, die ich noch übernehme, weil ich bei meiner politischen Arbeit in der Klima-Enquete-Kommission und im Verkehrsausschuss intensiv an Fragen des klimaverträglichen Verkehrs und der menschengerechten Mobilität gearbeitet habe. Ich habe dabei erfahren, wie mächtig die Lobbygruppen sind, die die Verkehrswende verhindern wollen. Da möchte ich mit den VCD und der dort vorhanden Kompetenz ein Gegengewicht bilden.

fairkehr: Es wird viel über die Bedürfnisse der Generation 60plus spekuliert. Nehmen Sie bei Reisen, beim Einkaufen oder in Ihrer Freiezeit andere Angebot wahr als mit 40 oder mit 50 Jahren?
Ganseforth: Die entscheidende Änderung der Mobilitätsbedürfnisse tritt nicht mit dem Älterwerden, sondern zum Beispiel mit dem Ausscheiden aus dem Beruf ein. Eine wichtige Änderung war bei mir auch der Umzug vom Dorf in die Stadt Hannover, als die Kinder aus dem Haus gingen. Da konnte ich mein Auto abschaffen und bei CarSharing in Hannover mitmachen. Das spielt eine größere Rolle als das Alter.

fairkehr: Gibt es Dinge, die Sie aufgrund Ihres Alters tun oder nicht tun? Oder sind es andere Faktoren, die über Ihr Handeln entscheiden?
Ganseforth: Ich habe nicht mehr den Ehrgeiz, alles zu lernen und auszuprobieren. Zum Beispiel werde ich nicht mehr Skifahren lernen. Es fällt mir auch nicht mehr so schwer, von meinem alten Traum, mit dem Luftschiff nach Griechenland in Urlaub oder wenigsten nach Friedrichshaven zu fahren, Abschied zu nehmen.

Interview: Regine Gwinner


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