Menschen nehmen Lärm subjektiv wahr.
Wenn es um die Finanzierung und Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen
geht, zählen jedoch nur objektive Berechnungen. Wie laut
es zu Hause oder am Arbeitsplatz wirklich ist, kann man mit Hilfe
des VCD-Lärm-Koffers ermitteln. Stellt sich heraus, dass
der entscheidende Grenzwert (s. Tabelle) überschritten ist,
reichen die eigenen Messungen jedoch nicht aus, um Zuschüsse
für Schallschutzmaßnahmen beantragen zu können.
Dazu ist ein Lärmschutzgutachten nötig. Um Lärmbetroffenen
weiterzuhelfen, hat die Stiftung Warentest in Zusammenarbeit mit
dem Umweltbundesamt die Aktion „Straßenlärm“
ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Projekts kann jeder für
47 Euro ein Lärmschutzgutachten anfordern und bekommt außer
einer Berechnung der Lärmwerte auch Informationen über
die rechtlichen Möglichkeiten den Lärm zu verringern.
Aktiv oder passiv
Lärmschutzmaßnahmen werden in zwei Kategorien eingeteilt:
aktiver Lärmschutz, der an der Entstehungsquelle des Lärms
wirkt, und passiver Lärmschutz, der an der Einwirkstelle
ansetzt. Für den Einzelnen sind passive Lärmschutzmaßnahmen
eher umsetzbar. Die Höhe der Zuschüsse ist in verschiedenen
Verordnungen geregelt. Zuständig sind – je nach Straßentyp
– Bund, Land oder Kommune und Ansprechpartner ist das Bauamt
der Stadt oder des Kreises. Bei Straßenlärm werden
häufig drei Viertel der Kosten für den Einbau von Schallschutzfenstern
oder von schalldämmenden Lüftungselementen übernommen.
Nur Hauseigentümer können Lärmschutz beantragen.
Wer zur Miete wohnt, muss sich an den Vermieter wenden.
Vor einer Entscheidung für teure Schallschutzfenster sollte
die Schalldämmung der Außenwände überprüft
werden. Oft kann schon die Erneuerung des beschädigten Außenputzes
eine spürbare Verbesserung bringen. Schallschutz und Wärmeschutz
gehen häufig Hand in Hand. Die Faustregel „Schallschutz
bringt Wärmeschutz“ gilt jedoch umgekehrt nicht.
Da Schallschutzfenster die Geräuschbelastung nur mindern,
wenn sie geschlossen bleiben, haben Lärmgeplagte oft nur
die Wahl zwischen Lärm- und Klimastress. Deshalb ist es besonders
wichtig, mit dem Schutzfenster eine alternative Belüftungsmöglichkeit
einzubauen. Wer die nicht hat, muss mehrmals täglich jeweils
zehn Minuten durchlüften. Sonst erhöht sich die Luftfeuchtigkeit
in den Räumen und begünstigt die Schimmelbildung an
den Wänden oder in schlecht belüfteten Ecken.
In Altbauten ist es nicht immer nötig, die vorhandenen
Fenster durch Schallschutzfenster zu ersetzen – alte Fenster
können auch verbessert werden, zum Beispiel durch Abdichtung
gegen das Mauerwerk oder durch den Einbau von isolierverglasten
Scheiben.
Ruhe in Haus und Garten
Die Ausbreitung von Schall wird durch Hindernisse wie Gebäude,
Schallschirme und Erdwälle erschwert. Dabei gilt: Je höher
und länger das Schallhindernis, desto erträglicher wird
der Lärm. Die Materialien müssen luftundurchlässig
sein, da sich Schall über die Luft ausbreitet.
Eine Abschirmung kann Lärm maximal um 15 bis 20 Dezibel
reduzieren. Sie sollte nahe an der Lärmquelle stehen, damit
sie optimal wirkt. Effektive Abschirmung erreicht man am Besten
durch einen lückenlosen Schallschirm, das heißt, dass
auch die Nachbarn den Schallschutz an ihrem Grundstück fortführen
müssen.
Die Abschirmung muss immer so hoch sein, dass die Sichtverbindung
zwischen Lärmquelle und Empfänger unterbrochen ist –
je höher, um so besser. Dabei spielt das Material des Schutzschirms
nur eine geringe Rolle. Es geht stets mehr Schall um ihn herum
als durch ihn hindurch. Dagegen sollte auf das Gewicht geachtet
werden (mindestens 25 kg/m2, besser 40 kg/m2). Dicht schließende
Holzbalken, (Draht-)-Glas oder dicke Kunststoffplatten eignen
sich gleichermaßen.
Erdwälle benötigen mehr Platz, können aber bepflanzt
werden und sehen somit schöner aus. Außerdem kann das
Erdmaterial aus dem Garten entnommen werden, wodurch sich automatisch
eine Sitzmulde bildet, die den Schutzeffekt nochmals vergrößert.
Bäume und Hecken sind als Lärmschutz nicht geeignet
und haben allenfalls psychologische Wirkung: Eine Lärmquelle
die nicht sichtbar ist, wird weniger stark wahrgenommen.
Valeska Zepp
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