„Papa,
wann sind wir da?“ Alle autofahrenden Eltern kennen
dieses Alarmzeichen. Manchmal schallt es schon zehn Minuten nach
Abfahrt vom Rücksitz. Kinder sind nun mal mobile Wesen. Gefesselt
auf dem Rücksitz des Autos finden sie das Dasein schnell
langweilig. Aktive Pausen, in denen sich die Kleinen kurz austoben
können, sind bei längeren Autofahrten ein Muss. Sind
Kinder im Autositz aber wenigstens sicher?
Um es hart zu sagen: Das größte Sicherheitsrisiko für
Kinder im Auto sind die eigenen Eltern. Meist unter Zeitdruck
werden nach einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen
(BASt) rund 60 Prozent aller Auto-Kindersitze falsch montiert.
Wer den Sitz dann irgendwie festknotet, riskiert im Zweifel das
Leben seines Kindes.
Ein weiterer fataler Fehler: Ein Kindersitz gehört niemals
auf den Beifahrersitz, wenn dort ein Airbag aktiviert ist. Babys
sollten, solange es geht, in sogenannten „Reboard-Sitzen“,
also entgegen der Fahrtrichtung gesichert werden. Sicherheitsexperten
fordern dies, bis zu einem Alter von zwei bis drei Jahren. Kinder
brauchen einen extra Sitz bis sie mindestens 1,50 Meter groß
sind, auch wenn viele Schulkinder das total babymäßig
finden.
Erst wenn all diese Regeln beachtet sind, stellt sich die Frage
nach der technischen Unfallsicherheit. Die Stiftung Warentest
(test 6/2002) vergab bei ihrem jüngsten Test nur zweimal
die Note „gut“, 24 Sitze wurden mit befriedigend oder
ausreichend bewertet. Gestestet wurde nach der ECE-Regel 44-03
ein Frontalaufprall mit 60 km/h und ein Seitenaufprall, der
einen alltäglichen Kreuzungsunfall simulierte. Insbesondere
den überproportional schweren Kopf gilt es im Falle eines
Crashs zu sichern. Hier sind laut Stiftung Warentest in letzter
Zeit Fortschritte gemacht worden, vor allem bei dem lange vernachlässigten
Seitenaufprall. Für schlafende Kinder sind Schlafkissen stabilisierend.
Die beiden guten Sitze sind: In der Gewichtsklasse 0+ (bis 13
Kilogramm) der Römer Baby Safe und in der Gewichtsklasse
I von 9 bis 18 Kilogramm der Römer Duo Isofix. Letzterer
verfügt auch über das neuartige Befestigungssystem Isofix,
das die Befestigungsfehler minimiert.
Die Alternative zum Auto gerade im Nahbereich ist das Fahrrad.
Keine Parkplatzsuche, kein Schwitzen im Sommer, Bewegung für
Mama und Papa und Frischluft für die Kurzen. Bleibt auch
hier die Frage nach der Sicherheit der Fahrradsitze. Auf folgendes
müssen fahrradfahrende Eltern achten:
Nehmen Sie Kind und Fahrrad zum Sitzkauf mit. Zu beiden sollte
der gekaufte Sitz passen. Nicht alle Sitze passen problemlos zu
allen Rädern. Nicht in Schraubenkunde versierte Menschen
sollten die Montage dem Fachmann überlassen. Drei Positionen
am Fahrrad sind für Kindersitze erlaubt. Experten empfehlen
die hinter dem Sattel – erlaubt für Kinder bis 22 Kilo
– und zwischen Sattel und Lenker – erlaubt bis 15
Kilo. Die dritte Variante, Sitze am Lenker zu befestigen, ist
die gefährlichste, weil das Rad dadurch sein Kurvenverhalten
verändert und leichter kippt.
Ein guter Fahrradsitz hat verstellbare Fußhalterungen und
Kopfstützen. Mit einem möglichst einhändig verstellbaren
Gurt wird das Kind angeschnallt. Das Kind sollte einen Helm tragen.
Zum besseren Stand des Rades beim „Be- und Entladen“
mit der wertvollen Fracht ist ein Mittelständer zu empfehlen.
Lassen Sie dennoch ihr Kind niemals alleine auf dem Rad sitzen.
Eine kleine Bewegung genügt und Kind mitsamt Fahrrad kippen
um.
Von der kompliziert anmutenden Kriteriensammlung sollten sich
Eltern jedoch nicht schrecken lassen. Fahrradfahren mit Kindern
macht in erster Linie Spaß und die Kleinen nehmen viel mehr
von ihrer Umgebung wahr als auf dem Rücksitz eines Autos.
Michael Adler
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