Alles meins: das Kinderrad

Klein, aber teuer? Die meisten Kinderräder sind ein Kompromiss zwischen Sicherheit, Preis und Komfort.

 

Foto: Puky
 

„Kinderräder eignen sich nicht als Überraschungsgeschenk!“ warnen Fachzeitschriften. „Um ein passendes Rad zu finden, muss das Kind selbst Probe fahren.“

Das leuchtet ein, also gehe ich mit meiner sechsjährigen Tochter in eines der größeren Fahrradgeschäfte am Ort. „Wir führen die Marke Pegasus und ein Alurad, das wir selbst bauen lassen“, sagt der freundliche Fachhändler. Von Pegasus hat er nur das Jungsmodell da und vom Selbstgebauten leider kein 20-Zoll-Modell vorrätig. Klar kann er das bestellen und klar gibt es noch viele andere Marken, aber die führt er nicht. Aber auch er ist der Meinung, dass das Kind auf jeden Fall Probe fahren sollte.

Im nächsten größeren Fahrradladen gibt es genau ein Kinderrad, Marke schickes Angeber-Mountain-Bike. Die Tochter rümpft die Nase. Da setzt sie sich nicht mal drauf.
Wenn schon keine Auswahl, dann können wir auch gleich in einen kleinen Laden gehen. Aber da sieht es ganz schlecht aus: Eigentlich führt der Händler Puky, weil er findet, dass Puky durch Spezialisierung und langjährige Erfahrung das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Leider hat er gerade kein Rad da, kann aber gerne eins bestellen. Was tun? Inzwischen würden wir alles kaufen und ziehen den Versandhandel in Erwägung.

Entnervt starten wir den letzten Versuch. Im lokalen vsf-Laden landen wir endlich einen Treffer. Drei Kinderräder in der richtigen Größe stehen zur Wahl. Zwei Falter- und ein Puky-Rad. Das Falter-Rad mit Stange wird als Jungsmodell aussortiert. Dann beginnt die Testphase. Im Laden ist genug Platz zum Hin- und Herfahren, Schalten, Bremsen und Wenden. Die Tochter findet, dass sie auf beiden Rädern gut fahren kann. Die Mutter würde Puky kaufen, wegen des erwähnten Preis-Leistungs-Verhältnisses. Allerdings ist der Preis bei dem Rad der Marke Falter derselbe. Und die Leistung wirkt ebenfalls überzeugend: verstellbarer Lenkerkopf, V-Brakes mit verstellbaren Bremsgriffen und „ABS“, Shimano Nexus 3-Gang-Schaltung, Halogenscheinwerfer …

Letztendlich entscheidet die Farbe: Das Falter-Rad ist lila.

Regine Gwinner


1. Das Kind muss sein Fahrrad mögen, um gerne damit zu fahren. Falls es eine Wahl geben sollte, lassen Sie es selbst entscheiden.
2. Kinderhände sind unterschiedlich groß: Achten Sie darauf, dass das Kind den Bremsgriff gut greifen kann.
3. Je aufrechter die Sitzposition, um so besser ist der Überblick im Straßenverkehr. Ein verstellbarer Lenker und ein nach hinten geneigtes Sattelrohr sorgen dafür, dass das Rad auch Wachstumsschübe mitmacht.
4. Das Kind muss mit beiden Füßen den Boden erreichen können, wenn es im Sattel sitzt.
5. Die Lenkerenden müssen abgerundet sein, um Verletzungen bei Stürzen zu verhindern.
6. Halogenscheinwerfer vorn und Standlicht hinten sind auch am Kinderrad kein Luxus. Der Dynamo sollte leicht zu bewegen sein.
7. Pedale aus rutschfestem Gummi geben Halt, wenn das Kind mal im Stehen in die Pedale tritt.
8. Die erste Gangschaltung sollte nicht mehr als fünf Gänge haben, da die meisten Kinder sonst überfordert sind. Nabenschaltungen sind wartungsfreundlicher als Kettenschaltungen und gehen bei Stürzen nicht so leicht kaputt.

Die Zeitschrift Test hat für das Heft 4/2000 zwölf verkehrssichere Kinderräder mit Gangschaltung getestet. Alle lagen in der Bewertung zwischen den Noten 2,6 und 2,9. Die Preise bewegten sich zwischen knapp 200 und 500 Euro.


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