Interview

Unfälle sind sehr selten

Gegenüber der Urlaubsreise mit dem Bus gibt es viele Vorurteile. fairkehr sprach mit Robert Peters, Busunternehmer aus dem Münsterland, über Qualitätskriterien, Sicherheit und Komfort.

 

Robert Peters leitet seit zwanzig Jahren das gleichnamige Reisebusunternehmen in Lüdinghausen.

 

fairkehr: Herr Peters, viele Menschen haben Vorbehalte gegenüber Busreisen, weil sie sich nicht sicher fühlen.
Peters: Die wenigen schweren Unfälle mit Bussen werden natürlich in der Presse besonders aufmerksam behandelt. Würden die Zeitungen so ausführlich über Unfälle mit Toten in Pkws berichten, wären täglich 13 Menschenleben und fast 1500 Verletzte zu vermelden. 1999 hat es die Bundesanstalt für Straßenwesen bestätigt: Der Reisebus ist bei weitem das sicherste Verkehrsmittel. Das Risiko mit Pkw, Motorrad oder Moped tödlich zu verunglücken ist 26mal größer als im Bus.

fairkehr: Auf welche technischen Sicherheitsstandards können sich die Kunden denn verlassen?
Peters: Vor jeder Fahrt muss der Busfahrer eine Kontrolle durchführen. Das heißt: Alle Systeme wie Lenkung, Beleuchtung, Türen und natürlich die Bremsen werden auf einwandfreie Funktion überprüft. Für jeden Bus sind vier verschiedene Bremsen vorgeschrieben. Außerdem schaltet sich die Handbremse automatisch zu, sollten die vorherigen Systeme ausfallen. Ein Versagen der Bremsen ist damit praktisch ausgeschlossen.

fairkehr: Busse dürfen nur Tempo 100 fahren. Auf Autobahnen hat man den Eindruck, dass es viele Fahrer damit nicht so genau nehmen.
Peters: Leider ist diese Meinung weit verbreitet, dabei müssen alle Reisebusse mit Tempobegrenzern ausgerüstet sein, die nur 100 km/h ermöglichen. Die Tachoanzeigen in Autos zeigen oft bis zu 15 Prozent mehr an, als die tatsächliche Geschwindigkeit beträgt. Wenn also ein Bus 100 fährt, zeigt der Tacho des dahinter fahrenden Pkw schon 115 km/h an.

fairkehr: Und wer kontrolliert, dass die Busunternehmen alle Sicherheitsmaßnahmen einhalten?
Peters: Geschwindigkeit, Pausen, Fahrt- und Ruhezeiten zeichnet der Bus auf. Diese Tachoscheiben müssen bei Kontrollen der Polizei oder den Gewerbeaufsichtsämtern vorgelegt werden. So lassen sich Verstöße bis zu einem Jahr zurückverfolgen. – Und die Reisebusse müssen in Deutschland alle drei Monate zu einer amtlich anerkannten Sicherheitsprüfung beim TÜV oder der DEKRA und einmal im Jahr zur Hauptuntersuchung. Die nächste fällige Prüfung können Sie an einem kleinen Kontrollschild auf dem hinteren Kennzeichen ablesen.

fairkehr: Neben der Technik ist der Fahrer natürlich ein Sicherheitsrisiko. Wer darf denn überhaupt Reisebusse steuern?
Peters: Manche Fahrer haben „nur“ einen Busführerschein – das lernen Sie in acht bis zehn Wochen. Viele Unternehmen stellen aber lieber Fahrer ein, die eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer haben. Das ist ein anerkannter Ausbildungsberuf mit drei Jahren Lehrzeit und einer Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer.

fairkehr: Stichwort Komfort. Was kann der Kunde erwarten?
Peters: Für die Bequemlichkeit von Reisebussen gibt es keinen gesetzlich vorgeschriebenen Mindeststandard. Neben der Ausrüstung des Fahrzeugs mit Klimaanlage, WC, Video oder Bordservice ist der Sitzabstand einer der wichtigsten Merkmale. Ein Zwölf-Meter-Bus kann 62 Sitzplätze haben oder auch nur 44. Je größer der Abstand, desto bequemer ist die Reise.

fairkehr: Wie kann sich der Kunde vorab informieren?
Peters: Zunächst einmal gilt: Vertrauen Sie dem Reiseanbieter Ihrer Region. Er ist auf gute Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen und wird sich bemühen, Ihnen eine angenehme Reise zu bieten. Ein weiterer Punkt sind die geplanten Einstiegsstellen. Ein überregionaler Anbieter muss auf dem Weg nach Frankreich womöglich seine in ganz Deutschland verstreute Kundschaft aufsammeln. Fragen Sie Ihren Reiseveranstalter unbedingt nach den vorgesehenen Halten und der Gesamtreisezeit.

fairkehr: Gibt es eine Klassifizierung von Reisebussen wie bei Hotels?
Peters: Ja, aber Vorsicht bei aufgemalten Fantasiesternen: Einen sicheren Hinweis auf die Ausstattung der Busse bietet nur die Gütegemeinschaft Buskomfort. Sie überprüft einmal jährlich die Fahrzeuge ihrer Mitglieder und vergibt je nach Ausstattung das RAL-Gütezeichen Buskomfort mit 1 bis 5 Sternen.

fairkehr: Bei langen Anreisen fahren viele Busunternehmer über Nacht. Was halten Sie von Schlaf- oder Liegebussen?
Peters: Liegend transportieren dürfen Sie auf deutschen Straßen Menschen nur im Krankenwagen – oder als Leiche. Solche Busse setzen wir nicht ein und die dürfen auch nur hinter der Grenze zum Schlafen umgebaut werden. Wir planen auf langen Stecken Zwischenübernachtungen ein. Sie bieten die Möglichkeit eine Region, die sonst nur durchfahren wird, kurz vorzustellen um vielleicht Interesse für eine spätere Reise zu wecken. Wo immer es sich anbietet nutzen wir für Übernachtungen Fähren. Sicher und bequem im Bett kommt man so dem Urlaubsziel ein gutes Stück näher.

Interview: Uta Linnert



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