Finnland ist nicht nur bei der
Pisa-Studie das Maß der Dinge. Die finnische Hauptstadt
Helsinki hatte bereits 1997 in der Ausschreibung für eine
Buslinie Bonuspunkte für den Einsatz besonders schadstoffarmer
und leiser Busse vergeben. Die Busse sollten den EEV-Standard
(Enhanced Environmentally Friendly Vehicles) einhalten, der noch
über den erst ab 2009 geltenden Euro5 Grenzwert der EU hinausgeht.
Derzeit halten nur Erdgasbusse diese Werte ein. Neben der Qualität
des Fuhrparks wurden bei der Vergabe der Gesamtpreis und das Qualitäts-
und Umweltkonzept des Verkehrsunternehmers berücksichtigt.
Ein unterlegener Bewerber klagte gegen die umweltbewussten Stadtpolitiker,
weil nur wenige Busgesellschaften über solche Fahrzeuge verfügten.
Er sei mithin diskriminiert worden.
Die europäischen Richter haben nun im Sinne der Umwelt entschieden.
Eine Kommune darf demnach Umweltschutzkriterien festschreiben,
wenn sie mit dem Gegenstand des Auftrags zusammenhängen und
von Anfang an transparent sind.
„Das Urteil zeigt, dass diejenigen Unternehmen, die sich
durch Qualitäts- und Umweltstandards wappnen, keine Angst
vor dem Wettbewerb haben müssen“, erklärt VCD-Vorstand
Christoph Erdmenger. Das Argument vom Billiganbieter aus dem Ausland
sei damit vom Tisch.
Der EuGH bestätigt nachdrücklich auch die Bemühungen
des Bundesumweltministeriums zur Verankerung anspruchsvoller Umweltschutzkriterien
im ÖPNV. Minister Jürgen Trittin begrüßte
die Entscheidung aus Luxemburg: „Es ist wichtig, dass Busse
und Bahnen bei der Umweltfreundlichkeit die Nase vorn behalten.
Als Konsequenz aus dem Urteil sollten die Kommunen den Verkehrsunternehmen
und den Herstellern jetzt deutliche Signale geben, um die Umweltfreundlichkeit
des ÖPNV dauerhaft zu sichern.“
„Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wird sich
nach diesem Urteil die Frage stellen müssen, ob seine bisherige
harte Positionierung pro Diesel und contra Erdgas noch der Interessenlage
seiner Mitgliedsunternehmen entspricht“, drängt Reinhard
Kaiser, Leiter des Arbeitskreises Umwelt und Verkehr im BMU zu
mehr Offenheit. Dies gelte umso mehr, als der Diesel seine EEV-Bewährungsprobe
noch vor sich hätte. „Sicher ist“, so Kaiser,
„dass Umweltstandards ein zentraler Faktor im Wettbewerb
sein werden.“
Zwei weitere beim EuGH zur Entscheidung anstehende Verfahren können
diesen Wettbewerb von heute auf morgen über die deutschen
Unternehmen kommen lassen. Wer das Alleinstellungsmerkmal hoher
Umweltstandards in die Waagschale werfen will, findet beim VCD
alle Informationen. In den vergangenen drei Jahren hat Michael
Müller als Projektleiter die Umweltqualität des ÖPNV
und die Werkzeuge zur Bewahrung von Angebots- und Umweltqualität
im Wettbewerb im Auftrag von BMUund Umweltbundesamt untersucht.
Die Ergebnisse sind in drei Broschüren dokumentiert.
Die druckfrisch vorliegende ÖPNV-Umweltliste 2002 zeigt auf
24 Seiten die umweltfreundlichsten ÖV-Unternehmen Deutschlands.
Wer also in diesen Fragen von anderen lernen will, muss nicht,
wie zahlreiche Bildungspolitiker, die Reise ins kalte Finnland
antreten. Bestellen Sie das Heft und bleiben Sie in der Nähe,
in Rosenheim, Saarbrücken, Frankfurt/Oder, Hannover, Freiburg
oder Gera.
Michael Adler
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