fairkehr: Von der 50 Prozent BahnCard-Ermäßigung einmal abgesehen.
Brunotte: Sehen Sie es doch mal so: Twen-Ticket, Guten-Abend-Ticket, BahnCard, Spar-Preis – derzeit herrscht Preisdschungel. Ewige Rechnereien, mehrere verschiedene Tickets für eine Reise bei teilweise minimalen Ersparnissen.
fairkehr: Weiter fahren soll billiger werden. Die durchschnittliche Fahrtlänge liegt derzeit um die 200 Kilometer. Greift also die versprochene Verbilligung des Grundpreises nur bei wenigen Weitfahrern?
Brunotte: Im Normal-Preis wird sich für den durchschnittlichen Fernverkehrskunden kaum etwas verändern. Er hat aber jetzt erstmals auch die Möglichkeit auf diesen Entfernungen einen Rabatt in Anspruch zu nehmen. Ein großer Vorteil des neuen Preissystems ist, dass Sie an jeder Auskunftsstelle die gleiche Preisinformation erhalten und Sie können nachrechnen. Sie bekommen den günstigsten Preis. Jeder Rabattvorteil kumuliert sich. Das neue Preissystem ist transparent.
fairkehr: Ihr wunderbares System in allen Ehren. Aber am Schalter fällt das Urteil: Bekomme ich aus den limitierten Rabattkontingenten ein Ticket oder nicht. Muss ich Montag Urlaub nehmen, um übers Wochenende ein Plan&Spar 40 Ticket zu bekommen?
Brunotte: Sie mutmaßen, Plan&Spar sei nur ein Schaufensterpreis. Dass am Wochenende alles überfüllt ist, ist eine Legende. Am Freitagnachmittag sind 18 Prozent aller Züge überfüllt. Wenn man nur zwei Stunden früher oder später fährt, reicht das oft schon. Wir haben jeden Zugabschnitt genau prognostiziert: Wie viele Kunden erwarten wir im „ungesteuerten Preissegment“, wieviele in Plan&Spar-Preisen. Nur 20 Prozent aller Zugabschnitte sind überhaupt überfüllt. Ein ICE der von Hamburg nach Stuttgart fährt, ist möglicherweise nur auf dem Abschnitt Frankfurt–Mannheim kritisch.
fairkehr: In den kritischen Abschnitten gibt es dann überhaupt keine Rabatte?
Brunotte: Der Kontingentanteil wird immer mindestens 10 Prozent betragen. Auf den meisten Zügen werden Plan&Spar-Tickets unbegrenzt zur Verfügung stehen Es kann auch 100 Prozent sein. Je nach Auslastungsprognose werden die Kontingente erweitert oder begrenzt. Spätestens nach dem Weihnachtsverkehr wird sich die Debatte um zu wenig Plan&Spar-Kontingente beruhigt haben.
fairkehr: Thema BahnCard 50. Sie sagen, drei Millionen BahnCard-Kunden seien kein Erfolg. Jetzt wird die BahnCard zwar billiger, aber 25 Prozent Rabatt, das ist doch für den gelegentlichen Kunden kein Anreiz mehr.
Brunotte: Heute müssen Sie 280 Euro umsetzen, damit sich die BahnCard lohnt. Das wird mit der neuen BahnCard auf 240 Euro sinken. Dabei kostet sie deutlich weniger. Sie wird sehr viel schneller attraktiv.
fairkehr: Die neue BahnCard gibt es nur im Abonnement. Auch das schreckt viele.
Brunotte: Auch hier besteht kein Zwang. Ein formloses Abwinken kurz vor Verlängerung genügt.
fairkehr: Warum machen Sie eigentlich noch so offensiv Werbung für die BahnCard 50, wenn die neue so viel besser ist?
Brunotte: Um bis Dezember die Verkaufszahlen für die BahnCard hochzuhalten. Wir werden auch den Umtausch genau beobachten. Das ist für mich eine Abstimmung.
fairkehr: Und dann gegebenenfalls den Parallelvertrieb fortsetzen?
Brunotte: Diese Übergangsphase kostet die Bahn einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
fairkehr: Das müssen Sie erklären. Was ist daran so teuer?
Brunotte: Die 50 Prozent Ermäßigung auf den neuen degressiven Normalpreis. Und, wir gehen davon aus, dass es viele Doppelnutzer geben wird, die beide BahnCards nutzen. Es wird einige Kunden geben, die sich das Beste beider Welten nehmen.
fairkehr: Es besteht also keine Chance, wegen des degressiven Grundpreises, dass es eine BahnCard 50 weiter gibt?
Brunotte: Die müsste rund 1000 Euro kosten. Nehmen Sie doch die Vorteile der Neuen. Mit der neuen BahnCard können Sie ihre Kinder kostenlos mitnehmen. Das wird in der Übergangsphase auch ganz klar kommuniziert. Alte BahnCard, alte Konditionen: kein Mitfahrerrabatt, keine Plan& Spar-Preise. Gerade für Senioren und Familien bieten die neuen Preise enorme Vorteile. Familienmitglieder können sich autonom bewegen. Die neue BahnCard wirkt immer.
fairkehr: Die positive Botschaft will aber beim Kunden nicht so recht ankommen. Nicht nur VCD-Mitglieder laufen gegen die Abschaffung der BahnCard 50 Sturm.
Brunotte: Bei der BahnCard schlagen allerdings die Emotionen hoch. Der VCD hat doch wesentlichen Einfluss auf die kinderfreundlichen Regelungen des neuen Preissystems gehabt und er hat letzten Endes die Übergangslösung mit zwei BahnCards erstritten. Wir haben uns also auch bewegt.
fairkehr: Wann verkünden Sie nun endlich die Grundpreise,damit wir wissen, worauf sich die prozentualen Rabatte beziehen?
Brunotte: Am 1.11. startet der Vorverkauf. In der ersten Oktoberdekade werden wir die Preise haben. Sie werden dann im Internet jeden neuen Preis errechnen können. Preisbeispiele werden wir auch liefern. Auch der Dialog am Automaten wird viel schöner und einfacher.
Interview: Michael Adler
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