Ende des 19. Jahrhunderts freute sich der schwedische Nobelpreisträger und Entdecker des Treibhauseffektes Svante Arrhenius noch auf die Aussicht in seinem Land irgendwann mediterrane Verhältnisse vorzufinden. Heute dagegen schwitzen Politiker und Wissenschaftler in unzähligen Konferenzen über der Aufgabe, die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen.
Die erste Weltklimakonferenz fand 1979 in Genf statt. Wissenschaftler machten dort bereits auf die Veränderungen des Klimas aufmerksam. Aber erst zehn Jahre später beschloss die UN-Vollversammlung eine Klimakonvention zu erarbeiten. Dieses Übereinkommen wurde 1992 auf der Weltklimakonferenz in Rio de Janeiro beschlossen, mit dem Ziel die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen auf einem Niveau zu erreichen, „dass sich die Ökosysteme auf natürliche Weise den Klimaänderungen anpassen können, die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird und die wirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige Weise fortgeführt werden kann.“ (Klimakonvention 1992). Die Agenda 21 war geboren und zog regelmäßige Folgekonferenzen nach sich, bei denen in zähen Verhandlungen vergeblich versucht wurde, die Rahmenkonvention in konkrete Reduktionszahlen für Staaten und Regionen umzusetzen oder Maßnahmen und Verfahrensweisen für die Einsparung klimarelevanter Stoffe zu entwickeln.
1997 wurde dann das Kyoto-Protokoll beschlossen. Die Industrieländer einigten sich darauf, Begrenzungs- und Reduktionsverpflichtungen für die sechs wichtigsten klimaschädlichen Gase (siehe Kasten) zu akzeptieren. Deutschland verpflichtete sich beispielsweise zu einer CO2-Reduktion um 25 Prozent bis zum Jahr 2005. Als Bezugswert gilt der CO2-Ausstoß von 1990. Das Kyoto-Protokoll wurde bis heute nicht von allen Vertragsstaaten unterzeichnet.
Nach der gescheiterten Konferenz in Den Haag, bei der sich die Teilnehmer nicht einmal auf eine Grundsatzerklärung verständigen konnten, entbrannte zudem der Streit um Emissionsrechte. Die Bonner Folgekonferenz 2001 drohte ebenfalls zu scheitern, weil sich die USA, die für fast ein Viertel des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich sind, als unkooperativ zeigten. Man gelangte schießlich dennoch zu einer Einigung – allerdings mit drastischen Kompromissen, wie zum Beispiel der Halbierung der Klimaschutzziele.
Vom 26. August bis 4. September 2002 findet der nächste Weltklimagipfel in Johannesburg statt. Zehn Jahre nach Rio sollen konkrete Klimaschutzmaßnahmen diskutiert und Pläne zum globalen Umweltschutz endlich in die Tat umgesetzt werden. Bundesumweltminister Jürgen Trittin formulierte seine Erwartungen an den Umweltgipfel: „Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, UNEP, muss deutlich aufgewertet werden mit der Perspektive, es zu einer starken UN-Umweltorganisation fortzuentwickeln. Dafür müssen in Johannesburg die Grundlagen geschaffen werden.“ Bleibt bei aller Skepsis zu hoffen, dass dem Klimagipfel in Johannesburg endlich Taten folgen.
Mehr Infos unter: www.johannesburgsummit.org
Treibausgase:
• Kohlendioxyd (CO2): Entsteht durch Verbrennung fossiler Treibstoffe und Brandrodung. Deutschland trägt bis zu 4 Prozent zur weltweiten CO2-Emission bei. Den höchsten Ausstoß haben die USA mit 36,1 Prozent. Die CO2-Reduktion kann durch größeren Einsatz regenerativer Energien, weniger Verkehr und Energiesparen erreicht werden.
• Distickstoffoxyd (N2O): Auch unter dem Namen Lachgas bekannt, entsteht es bei der industriellen Salpetersäureherstellung und durch intensive Düngung in der Landwirtschaft. Das Erwärmungspotential ist 310 mal höher als das von CO2. Verschärfte Dünge-Richtlinien könnten die Freisetzung von N2O verringern.
• Methan (CH4): Entsteht als Verdauungsprodukt in den Mägen von Wiederkäuern und beim Reisanbau. Es entweicht auch in hohem Maße bei Gärungsprozessen auf Deponien. Das Ewärmungspotential ist 21-mal höher als das von CO2. Ökologischer Landbau und ein Massentierhaltungsverbot könnten die Methan-Emissionen erheblich reduzieren.
• Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW): Wurden als Kühlmittel und Treibgase in Sprays eingesetzt, bis sie durch das internationale Übereinkommen von Montreal verboten wurden. Durch diese Maßnahme reduzierte sich der Anteil der FCKW in der Atmosphäre erheblich.
• Fluor-Kohlenwasserstoffe (FKW): Ersetzen die FCKW in Kühlsystemen und entstehen bei der Halbleiterproduktion. Das Erwärmungspotential ist genau wie das der FCKW einige tausend mal höher als das von CO2. Ähnliche Maßnahmen wie bei den FCKW wären sinnvoll, bevor der Anteil der FKW am Treibhauseffekt zunimmt. |
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