Flexibel und 50 Prozent

Foto: Axel Mauruszat

Die DB AG will die Mahnungen zur Kundenfreundlichkeit nicht hören.

Das neue Fahrpreis-System der Deutschen Bahn bringt nach Einschätzung des VCD neben erfreulichen Verbesserungen erhebliche Verschlechterungen. Deswegen hat der VCD zur Rettung von Flexibilität und Bahncard engagierte Verhandlungen mit der DB AG geführt – und Aktionen eingeleitet. Über das Ergebnis und die Konsequenzen daraus berichtet der Bundesvorsitzende des VCD, Thomas Schaller.

Einfachheit und Transparenz sollte das neue Preissystem der Deutschen Bahn AG bringen. Die Bewertung der bisher bekannten Fakten ist alles andere als ein einfaches Thema – auch nicht für den VCD. Unsere Experten beschäftigen sich schon lange damit. Beispielsweise in einer gemeinsamen Kommission mit den Verantwortlichen der Bahn AG – schon vor der öffentlichen Präsentation des neuen Preissystems.

Fundierte VCD-Position

Auch der VCD diskutierte die neuen Tarife kontrovers. Diese Diskussionen mündeten in eine fundierte Position, die differenziert Positives und Negatives abwägt. Positiv bewerten wir die deutliche Verbesserung für Familien und Gruppenfahrten – eine alte Forderung des VCD. Positiv ist auch die künftige Vereinfachung des Tarifsystems. Diese und andere Verbesserungen haben BUND und NABU dazu bewegt, das neue DB-Preissystem im Prinzip zu akzeptieren. Das Gesamturteil des VCD fällt allerdings anders aus. Denn künftig soll mehr zahlen, wer auf Flexibilität angewiesen ist oder Wert legt. Die Bahncard mit 50 Prozent Rabatt soll abgeschafft werden. Stattdessen lockt die Bahn mit Frühbucher-Rabatten und einer verbilligten Bahncard mit nur noch 25 Prozent Rabatt. Das bringt vor allem Vielfahrern, Pendlern und anderen besonders treuen Kunden erhebliche Nachteile.

Die Delegierten-Versammlung des VCD formulierte im November letzten Jahres eine detaillierte und eindeutige Position zum neuen Tarifsystem. Als Hauptforderung wird der Erhalt der Flexibilität und der „Bahncard 50“ unterstrichen. Seitdem sind Vorstand, Hauptamtliche und viele Aktive tätig geworden, um die Deutsche Bahn AG doch noch auf ein kundenfreundlicheres Gleis zu schieben.

Als neu gewählter Bundesvorsitzender schrieb ich kurz nach meiner Wahl im November 2001 an den Vorstandsvorsitzenden der DB AG Hartmut Mehdorn. Bereits kurz darauf fanden zwei Gespräche mit Bahnverantwortlichen statt, die das für Mitte März dieses Jahres angesetzte Spitzengespräch der großen Umweltverbände mit Bahnchef Mehdorn und seinem Stab vorbereiten sollten. Der VCD hatte zusätzlich zu seinen beiden Hauptforderungen – Erhalt der Flexibilität und der Bahncard 50 – einen Kompromiss signalisiert: Um der DB die Zustimmung zum Erhalt der Bahncard 50 zu erleichtern, könnte die bisherige Bahncard parallel zur neuen Bahncard einige Jahre weiter bestehen. Dann würden die Kunden selbst entscheiden, welche Bahncard sie bevorzugen. Dieser Vorschlag knüpft an den Sachverhalt an, dass für den Zeitraum noch gültiger Bahncards 50 in jedem Fall beide Bahncards eine Zeitlang neben einander bestehen werden. Damit bringt dieser Kompromiss-Vorschlag auch keine Software-Probleme für die Fahrkarten-Computer.

Das Ergebnis aller Verhandlungen war eindeutig und kompromisslos: Die DB AG bewegt sich keinen Millimeter.

Die Politik als Adressat

Die starre Haltung der DB AG hat Konsequenzen für unsere Aktivitäten:

  • Der Verhandlungsweg mit der DB AG ist ausgeschöpft
  • Es ist nicht mehr sinnvoll, unseren Protest vor allem gegen die DB AG zu richten
  • Haupt-Adressat ist nun die Politik

Selbstverständlich haben die Verkehrsreferenten des VCD und ich bereits bei vielen Gelegenheiten die Politik mit unseren Forderungen konfrontiert. Doch die Intensität in Richtung Politik wird nun zunehmen: Nur die Verantwortlichen in Bundestag und Regierung können die Bahn noch daran hindern, die kundenfeindlichen und damit gegen eine fortschrittliche Verkehrspolitik gerichteten Komponenten des neuen Tarif-Systems einzuführen.

VCD-Mitglieder treffen sich am letzten Juniwochenende in Würzburg, um weitere Aktionen zu beschließen. Weitere Mitstreiter und Ideen sind willkommen – denn noch ist es nicht zu spät!


Kontakt: VCD, Christine Zechner,
(0228) 98585-23,
Fax: -10,
eMail: christine.zechner@vcd.org



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