Wo Bahnreisen Spaß macht

Die Schweiz gilt in punkto Bahnreisen als absolutes Musterland. Michael Schwager sprach mit Christos Kontos, der die Schweizer Bundesbahnen (SBB) in Deutschland vertritt.

 

Christos Kontos vertritt die Schweizer Bundesbahnen (SBB) in Deutschland.

 

fairkehr: Viele Reisende fragen sich, warum in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern Bahnfahren so bequem und unkompliziert ist?
Kontos: Die Schweiz ist ein Bahnland, der Öffentliche Verkehr ist sehr stark verwurzelt. Das sieht man schon an der Vielzahl der Bahngesellschaften, die im Gegensatz zur SBB AG, welche noch vollständig im Staatsbesitz ist, ganz unterschiedliche Eigentümer haben. Es musste deshalb schon zwangsläufig eine gemeinsame Tarifstruktur mit durchgehenden, übersichtlichen Angeboten geschaffen werden.

fairkehr: Was macht das Bahnreisen in der Schweiz so attraktiv?
Kontos:
Das absolut wichtigste Instrument zur Gewinnung neuer Stammkunden ist für uns das Halbtax-Abo. Inzwischen sind von unserem Halbpreis-Pass rund zwei Millionen Exemplare in Umlauf, und das bei einer Gesamtbevölkerung von sieben Millionen Einwohnern. Schon nach drei, vier Bahnreisen lohnt sich der Kauf des Abos. Das macht es sogar für ausländische Touristen interessant.

fairkehr: Und wo gilt das Halbtax-Abo?
Kontos: Nahezu im gesamten ÖV, also auch auf Schiffen und Bergbahnen. Fast 90 Prozent aller Verkehrsunternehmen beteiligen sich am Halbtax-Abo. Inzwischen bieten wir sogar ein verbilligtes Dreijahres-Abonnement an. Außerdem ist die Schweiz bis auf ein paar touristische Züge ein zuschlagfreies Land. Man kann im Prinzip in jede Bahn einfach einsteigen und losfahren. Dadurch, dass so viele Bürger die Bahn benutzen, steigt natürlich auch der politische Druck, das System weiter auszubauen und ständig zu verbessern. Außerdem hat sich auch das Stimmvolk bereits in mehreren Abstimmungen für den Ausbau des ÖV ausgesprochen.

fairkehr: Wie gestaltet sich derzeit die Zusammenarbeit zwischen SBB und Nachbarbahnen?
Kontos: Zusammen mit der deutschen und österreichischen Bahn arbeiten wir an der sogenannten TEE-Rail Alliance, um Synergieeffekte zu nutzen und für den Kunden das Bahnfahren noch angenehmer zu machen. Dabei werden Konzepte entwickelt, die später auch einmal in anderen Nachbarländern umgesetzt werden können.

fairkehr: Was hat der Reisende davon?
Kontos: Der Kunde spürt die Vorteile vor allem daran, dass das Zugpersonal an der Grenze nicht mehr wechselt, sondern die Reisenden auf der gesamten Strecke betreut. Die Grenzaufenthalte verkürzen sich, internationale Verbindungen werden schneller. Außerdem möchten wir auch die Tarifsysteme harmonisieren. Ein besonderes Highlight ist dabei die TEE-Familienkarte, mit der viel Geld gespart werden kann. Kinder reisen im grenzüberschreitenden Verkehr umsonst.

fairkehr: Ist der Europa-Urlauber denn eine relevante Zielgruppe?
Kontos: Ein eindeutiges Ja! Vor allem unser speziell für Touristen entwickeltes Swiss-Travel-System ist ein Erfolgsmodell. Der Kunde kauft eine Fahrkarte und ist damit während der Zeit seines Urlaubes in der ganzen Schweiz mobil. In 2001 haben wir in Europa damit 11 Millionen Euro umgesetzt. Unser wichtigster Markt ist der süddeutsche Raum. Doch wir sind auch dabei, mit dem Angebot neue Kunden etwa in Osteuropa zu gewinnen.

fairkehr: Welche Strategien im Verkehr mit dem Ausland verfolgt die SBB?
Kontos: Vieles wird natürlich von den Entscheidungen in der EU abhängen. Doch vor allem im Nahverkehr wird sich die SBB auch über Ländergrenzen hinweg engagieren und sich bei Ausschreibungen beteiligen. Dabei suchen wir jedoch immer die Kooperation. Denn nicht gegeneinander, sondern nur miteinander sind die europäischen Bahnen stark.

Interview: Michael Schwager


Beratung und Tickets

Einige Bahnagenturen haben sich auf den Verkauf internationaler Bahntickets spezialisiert. Dazu gehören:

Gleisnost Reisebüro GmbH
Tel.: (0761) 3830-31
Fax: -33
www.gleisnost.de

Agentur Kopfbahnhof
Tel.: (030) 236383-10
Fax: -19
e-mail: kopfbahnhof@web.de

 


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