fairkehr: Viele Reisende fragen
sich, warum in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern
Bahnfahren so bequem und unkompliziert ist?
Kontos: Die Schweiz ist ein Bahnland,
der Öffentliche Verkehr ist sehr stark verwurzelt. Das sieht
man schon an der Vielzahl der Bahngesellschaften, die im Gegensatz
zur SBB AG, welche noch vollständig im Staatsbesitz ist,
ganz unterschiedliche Eigentümer haben. Es musste deshalb
schon zwangsläufig eine gemeinsame Tarifstruktur mit durchgehenden,
übersichtlichen Angeboten geschaffen werden.
fairkehr: Was macht das Bahnreisen
in der Schweiz so attraktiv?
Kontos: Das absolut wichtigste Instrument zur Gewinnung
neuer Stammkunden ist für uns das Halbtax-Abo. Inzwischen
sind von unserem Halbpreis-Pass rund zwei Millionen Exemplare
in Umlauf, und das bei einer Gesamtbevölkerung von sieben
Millionen Einwohnern. Schon nach drei, vier Bahnreisen lohnt sich
der Kauf des Abos. Das macht es sogar für ausländische
Touristen interessant.
fairkehr: Und wo gilt das
Halbtax-Abo?
Kontos: Nahezu im gesamten ÖV,
also auch auf Schiffen und Bergbahnen. Fast 90 Prozent aller Verkehrsunternehmen
beteiligen sich am Halbtax-Abo. Inzwischen bieten wir sogar ein
verbilligtes Dreijahres-Abonnement an. Außerdem ist die
Schweiz bis auf ein paar touristische Züge ein zuschlagfreies
Land. Man kann im Prinzip in jede Bahn einfach einsteigen und
losfahren. Dadurch, dass so viele Bürger die Bahn benutzen,
steigt natürlich auch der politische Druck, das System weiter
auszubauen und ständig zu verbessern. Außerdem hat
sich auch das Stimmvolk bereits in mehreren Abstimmungen für
den Ausbau des ÖV ausgesprochen.
fairkehr: Wie gestaltet sich
derzeit die Zusammenarbeit zwischen SBB und Nachbarbahnen?
Kontos: Zusammen mit der deutschen
und österreichischen Bahn arbeiten wir an der sogenannten
TEE-Rail Alliance, um Synergieeffekte zu nutzen und für den
Kunden das Bahnfahren noch angenehmer zu machen. Dabei werden
Konzepte entwickelt, die später auch einmal in anderen Nachbarländern
umgesetzt werden können.
fairkehr: Was hat der Reisende
davon?
Kontos: Der Kunde spürt die
Vorteile vor allem daran, dass das Zugpersonal an der Grenze nicht
mehr wechselt, sondern die Reisenden auf der gesamten Strecke
betreut. Die Grenzaufenthalte verkürzen sich, internationale
Verbindungen werden schneller. Außerdem möchten wir
auch die Tarifsysteme harmonisieren. Ein besonderes Highlight
ist dabei die TEE-Familienkarte, mit der viel Geld gespart werden
kann. Kinder reisen im grenzüberschreitenden Verkehr umsonst.
fairkehr: Ist der Europa-Urlauber
denn eine relevante Zielgruppe?
Kontos: Ein eindeutiges Ja! Vor
allem unser speziell für Touristen entwickeltes Swiss-Travel-System
ist ein Erfolgsmodell. Der Kunde kauft eine Fahrkarte und ist
damit während der Zeit seines Urlaubes in der ganzen Schweiz
mobil. In 2001 haben wir in Europa damit 11 Millionen Euro umgesetzt.
Unser wichtigster Markt ist der süddeutsche Raum. Doch wir
sind auch dabei, mit dem Angebot neue Kunden etwa in Osteuropa
zu gewinnen.
fairkehr: Welche Strategien
im Verkehr mit dem Ausland verfolgt die SBB?
Kontos: Vieles wird natürlich
von den Entscheidungen in der EU abhängen. Doch vor allem
im Nahverkehr wird sich die SBB auch über Ländergrenzen
hinweg engagieren und sich bei Ausschreibungen beteiligen. Dabei
suchen wir jedoch immer die Kooperation. Denn nicht gegeneinander,
sondern nur miteinander sind die europäischen Bahnen stark.
Interview: Michael Schwager
Beratung und Tickets
Einige Bahnagenturen haben sich auf den Verkauf internationaler
Bahntickets spezialisiert. Dazu gehören:
Gleisnost Reisebüro GmbH
Tel.: (0761) 3830-31
Fax: -33
www.gleisnost.de
Agentur Kopfbahnhof
Tel.: (030) 236383-10
Fax: -19
e-mail: kopfbahnhof@web.de
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