Kürzere Wege,
bessere Preise

Die von den Grünen geprägte Agrarpolitik setzt auf
Öko-Landbau. NRW-Verbraucherschutz Ministerin Bärbel Höhn erklärt im Gespräch mit der fairkehr, welche Vorteile
das für Mensch und Umwelt hat.

 

Foto: Archiv

Bärbel Höhn ist seit 1995 Ministerin für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen.

 

fairkehr: Was bringt die neue grüne Agrarpolitik für den Verbraucher?

Höhn: Dadurch, dass mehr Produkte aus der eigenen Region in die Läden kommen, bringt die neue Agrarpolitik dem Verbraucher vor allem mehr Nähe und Transparenz, was seine Nahrungsmittel angeht. Durch eine Stärkung des ökologischen Landbaus entstehen durch die Landwirtschaft weniger Schäden am Wasser, an den Böden und an der Umwelt im allgemeinen.

In der konventionellen Landwirtschaft setzten wir uns für eine artgerechte Tierhaltung und weniger Tiertransporte ein.

fairkehr: Hat die neue Agrarpolitik auch Auswirkungen auf die Transportwege?

Höhn: Natürlich. Produkte aus der Region werden für die Region produziert. Das soll in allen landwirtschaftlichen Bereichen gelten: Der Bauer verkauft sein Gemüse vor Ort, der Bäcker backt Brot aus regionalem Getreide, das Fleisch von Tieren aus der Region wird in lokalen Metzgereien verkauft usw.

Zur Zeit ist es ja so, dass durch die hohe Spezialisierung bei der Tierhaltung – der eine Landwirt hat nur Ferkel, der nächste nur Jungtiere, ein anderer die Zuchttiere – ein Schwein während seines Lebens mehrere hundert Kilometer transportiert wird. Wir befürworten ein geschlossenes System, in dem die Tiere von der Geburt bis zum Tod auf einem Hof gehalten werden. Landwirte, die das tun, sollen belohnt werden, indem sie weniger Geld in die Tierseuchenkasse einzahlen müssen. Die Argumentation, die dahinter steckt, ist: Durch Tiertransporte wird die Verbreitung von Seuchen nahezu unkontrollierbar. Wer Transporte vermeidet, reduziert auch die Seuchengefahr.

Beim Öko-Landbau ist zur Zeit die Nachfrage noch größer als das Angebot. Deshalb müssen die Produkte zum Teil von weither angefahren werden. Aber die meisten Handelspartner haben ein großes Interesse an Produkten aus der Nähe. Wenn die Angebotslage hier verbessert wird, werden die Wege schnell kürzer.

fairkehr: Wird qualitativ hochwertige und gesunde Ernährung weiterhin ein Luxus für Besserverdienende bleiben?

Höhn: Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass Menschen, die sich sehr bewusst vollwertig ernähren, schon jetzt keine höheren Kosten haben. Das hängt damit zusammen, dass sich ihre Einstellung zu den Lebensmitteln verändert, Qualität eine größere Rolle spielt als Masse und bestimmte Nahrungsmittel, die teuer, aber nicht vollwertig sind, seltener gekauft werden.

Wer nur Einzelprodukte aus ökologischem Anbau zukauft, muss in der Tat einen Preisunterschied in Kauf nehmen. Aber auch hier gilt: Je mehr Ökolandbau es geben wird, um so effizienter werden Handel und Logistik und um so günstiger werden die Produkte. Auf Dauer wird es zu einem Preisunterschied von 10 bis 30 Prozent zwischen konventionellen und ökologischen Lebensmitteln kommen.

Interview: Regine Gwinner

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