fairkehr:
Was bringt die neue grüne Agrarpolitik für den Verbraucher?
Höhn: Dadurch, dass mehr Produkte aus der eigenen Region
in die Läden kommen, bringt die neue Agrarpolitik dem Verbraucher
vor allem mehr Nähe und Transparenz, was seine Nahrungsmittel
angeht. Durch eine Stärkung des ökologischen Landbaus
entstehen durch die Landwirtschaft weniger Schäden am Wasser,
an den Böden und an der Umwelt im allgemeinen.
In der konventionellen Landwirtschaft setzten wir uns für
eine artgerechte Tierhaltung und weniger Tiertransporte ein.
fairkehr:
Hat die neue Agrarpolitik auch Auswirkungen auf die Transportwege?
Höhn: Natürlich. Produkte aus der Region werden für
die Region produziert. Das soll in allen landwirtschaftlichen
Bereichen gelten: Der Bauer verkauft sein Gemüse vor Ort,
der Bäcker backt Brot aus regionalem Getreide, das Fleisch
von Tieren aus der Region wird in lokalen Metzgereien verkauft
usw.
Zur Zeit ist es ja so, dass durch die hohe Spezialisierung bei
der Tierhaltung der eine Landwirt hat nur Ferkel, der nächste
nur Jungtiere, ein anderer die Zuchttiere ein Schwein während
seines Lebens mehrere hundert Kilometer transportiert wird. Wir
befürworten ein geschlossenes System, in dem die Tiere von
der Geburt bis zum Tod auf einem Hof gehalten werden. Landwirte,
die das tun, sollen belohnt werden, indem sie weniger Geld in
die Tierseuchenkasse einzahlen müssen. Die Argumentation,
die dahinter steckt, ist: Durch Tiertransporte wird die Verbreitung
von Seuchen nahezu unkontrollierbar. Wer Transporte vermeidet,
reduziert auch die Seuchengefahr.
Beim Öko-Landbau ist zur Zeit die Nachfrage noch größer
als das Angebot. Deshalb müssen die Produkte zum Teil von
weither angefahren werden. Aber die meisten Handelspartner haben
ein großes Interesse an Produkten aus der Nähe. Wenn
die Angebotslage hier verbessert wird, werden die Wege schnell
kürzer.
fairkehr:
Wird qualitativ hochwertige und gesunde Ernährung weiterhin
ein Luxus für Besserverdienende bleiben?
Höhn: Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass Menschen,
die sich sehr bewusst vollwertig ernähren, schon jetzt keine
höheren Kosten haben. Das hängt damit zusammen, dass
sich ihre Einstellung zu den Lebensmitteln verändert, Qualität
eine größere Rolle spielt als Masse und bestimmte Nahrungsmittel,
die teuer, aber nicht vollwertig sind, seltener gekauft werden.
Wer nur Einzelprodukte aus ökologischem Anbau zukauft, muss
in der Tat einen Preisunterschied in Kauf nehmen. Aber auch hier
gilt: Je mehr Ökolandbau es geben wird, um so effizienter
werden Handel und Logistik und um so günstiger werden die
Produkte. Auf Dauer wird es zu einem Preisunterschied von 10 bis
30 Prozent zwischen konventionellen und ökologischen Lebensmitteln
kommen.
Interview: Regine Gwinner
|