Woher kommt der Lärm?
Den mit Abstand größten Beitrag zum hohen Lärmpegel
Nairobis liefert der Autoverkehr, der vor allem aus Privatwagen
sowie größeren und kleineren, meist überfüllten
Bussen, den sogenannten Matatus, besteht. Eine mangelnde Verkehrsregelung,
die zu überhöhten Geschwindigkeiten führt, hebt
das Lärmniveau erheblich an. Busse, Matatus und Taxis versuchen
zusätzlich, durch lautes, nahezu ständiges Hupen und
durch Rufe der Fahrer auf sich aufmerksam zu machen. Einige Matatus
sind, um Fahrgäste zu gewinnen, mit dröhnenden Stereoanlagen
ausgerüstet. Nicht selten erreicht der Lärmpegel in
den Fahrzeugen 100 dB(A) und mehr. Der große Anteil, den
der Verkehr zum Lärm der Stadt liefert, wird zusätzlich
von zahlreichen Bettlern, Straßenverkäufern oder Musikläden,
die ihre Waren anpreisen, unterstützt. Darüberhinaus
trägt auch das Predigen verschiedener religiöser Gruppierungen
auf vielen Straßen und in den Stadtparks nicht unerheblich
zum Lärm bei.
Ein kontinuierlich hoher Lärmpegel sollte nicht nur als
allgemeine Störung empfunden werden: Lärm hat gravierende
Auswirkungen auf das körperliche, soziale und seelische Wohlbefinden.
Die durch Lärm hervorgerufenen Wirkungen reichen von der
Beeinträchtigung des Schlafes und Störung der Kommunikation,
die bereits bei Werten von <40 dB(A) beginnt, über ein
erhöhtes Risiko an Herz- und Kreislauferkrankungen (ab 65
dB[A]), bis zur Schmerzgrenze, die bei 130 dB(A) erreicht ist.
Werte von 180 dB(A) können unmittelbar zum Tode führen.
Was ist zu tun?
Das Thema Lärm wird in Nairobi nach wie vor unzureichend
diskutiert. Ein entsprechendes Problembewusstsein in Politik und
Verwaltung ist nicht vorhanden. Die Medien beginnen sich jedoch
für dieses Thema zu interessieren. Während der Zeit
unserer Lärmmessungen sendete das kenianische Fernsehen einen
kurzen Problembericht über den von den Matatus ausgehenden
Lärm, wie überlaute Musik und ständiges Hupen,
und forderte ein Verbot. Dies ist ein ermutigendes Zeichen, die
Lärmproblematik zu erkennen und Politik und Verwaltung zu
veranlassen, hiergegen einzuschreiten.
Auch wenn die Ergebnisse dieser ersten in Nairobi vorgenommenen
Lärmmessungen mit dem VCD-Lärmkoffer nicht den Anspruch
einer repräsentativen Untersuchung erheben, so zeigen sie
dennoch: Es ist höchste Zeit, dem Lärm und den davon
ausgehenden gesundheitlichen Schäden in Zukunft eine stärkere
Aufmerksamkeit zu widmen. Hier kommt vor allem den Medien eine
herausragende Bedeutung zu. Public Awareness-Kampagnen
können Politik und Verwaltung dazu veranlassen, für
eine drastische Reduzierung des Lärms zu sorgen.
Zur Lärmproblematik kommen noch weitere schwerwiegende vom
Autoverkehr ausgehende Faktoren hinzu, die die Lebensqualität
in Nairobi erheblich einschränken: Die Luftverunreinigung,
die generell unzureichende Verkehrsinfrastruktur schlechter
Zustand der Straßen, kaum gesicherte Überwege für
Fußgänger, fehlende oder nicht intakte Ampelschaltungen
, die Missachtung jeglicher Verkehrsregeln sowie die durch
eine hohe Korruption gekennzeichnete Verkehrsüberwachung
sind maßgeblich hierfür verantwortlich. Die wichtigste
Erfahrung und Erkenntnis, die wir durch die Beschäftigung
mit dem Thema Lärm in Nairobi gemacht haben, kann in einem
knappen Satz ausgedrückt werden: Lärm ist nicht zuletzt
ein Indikator für Armut, wie selbstverständlich die
übrigen oben angesprochenen Faktoren auch. Vieles bleibt
zu tun, damit eine spürbare Verbesserung der Umweltsituation
und damit der Lebensqualität der Menschen eintreten kann.
Die Studentinnen und Studenten Inga Dirks, Manuela Henkel,
Carsten Jeblick, Kosgey Maswai Kipyego, Paul Kerario Nyamokanga
und Edwin Kipgosgey Sang wurden betreut von Dr.Johannes Michael
Nebe, Universität Trier, und von Dr. Meleckidzedeck Khayesi
und Isaiah Gibson Aduwo, MSc, der Kenyatta University, Nairobi.
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