Das hoch gesteckte Ziel der Bahn
ist es, auch junge Leute für sich zu gewinnen. Ihre wenig
realistische Hoffnung: Jugendliche ohne Auto lassen sich leichter
von den Vorteilen der Bahn überzeugen. Mit den momentanen
Angeboten ist das kaum zu machen. Es ist für die Jugendlichen
wenig attraktiv abends mit dem Zug zu fahren, wenn nach 23 Uhr
keiner mehr fährt.
Das Auto dagegen ist fahrplanunabhängig und fährt bis
vor die Haustür. Da wird es die arme alte Bahn schwer haben,
denn Jugendliche legen viel Wert auf die durch den Führerschein
gewonnene Freiheit. Gerade in Musikvideos auf MTV wird das Auto
als Statussymbol für Unabhägigkeit verwendet.
So modern und dynamisch, wie die Bahn sich sieht, ist sie nicht.
Die alten klapprigen Züge versetzen einen in die Zeit unserer
Großeltern. Unflexible Fahrtzeiten geben einem den Rest.
Und da wäre noch das Hauptproblem der Kampagne: Keiner weiß
von der neu gewonnenen Coolness der Bahn. Von Seiten des Konzernriesens
scheint keiner Werbung für das Projekt nötig zu halten
. Nirgendwo in Bahnhöfen oder der Werbung wird auf ihre
Sendung Unter Ulmen aufmerksam gemacht. Kein Wunder,
dass nahezu keiner von der Kooperation weiß. Ganz zu schweigen
von den angekündigten Musikevents.
In der Sendung erinnert nichts an die Kooperation mit der Bahn.
Statt auf Toplocations wie Bahnhöfen talkt Christian
Ulmen mit seinen Gästen gemütlich auf dem Studiosofa
und das, ohne ein Wort über seinen modernen
Partner zu verlieren. Das einzige, was die Kooperation erkennen
lässt, ist der Vorspann: Der Slogan Unter Ulmen kommt
auf MTV, alle anderen kommen mit der Bahn ist ganz nett,
er wird die Zuschauer aber nicht dazu bringen, mehr mir der Bahn
zu fahren. Er ist nur einer von 30 Werbespots, die innerhalb der
einstündigen Sendung auf den Zuschauer niederprasseln.
Die Bahn ist jetzt im Fernsehen, trotzdem sieht sie keiner.
Sendezeiten:
Montag und Mittwoch um 19 Uhr,
Wiederholung: Dienstag und Donnerstag: 23 Uhr
und Samstag 19 Uhr
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