Guten Appetit!

Auch aberwitzige EU-Subventionen bringen Lebensmittel in Fahrt: Da werden allein wegen eines Zuschusses Ferkel fünfhundert Kilometer durch Europa gekarrt, am neuen Ort ein Jahr lang mit Hilfe von Chemie, Hormonen und Medikamenten auf engstem Raum fettgepäppelt, erneut hunderte Kilometer zum Schlachtzentrum gefahren, um dann weiträumig verteilt am einen Ort zu Wurst, am anderen zu Koteletts verarbeitet zu werden und anschließend in ganz Europa in den Supermarkt-Regalen zu landen. So erzeugt Essen Verkehr. Kein Wunder, dass in den nächsten 15 Jahren der Güterverkehr um nahezu zwei Drittel anwachsen wird – so die Prognose unseres Verkehrsministers. Das Lkw-Gewerbe freut sich und das Bruttosozialprodukt steigt.
Wie es mit Genuss anders geht, zeigt unsere Titelgeschichte ab Seite 14. Essen wir regional, putzen wir buchstäblich am Mittagstisch die Brummis von der Straße: Apfelsaft von nebenan, Spitzkohl im Winter, Spinat vom Wochenmarkt, Leberwurst aus dem Bioladen. So könnten die nicht enden wollenden BSE-Skandale, Pestizide im Gemüse, Lösungsmittel im Olivenöl auch ihr Gutes haben: ein neuer Bezug zur Nähe über den Magen. Mit weniger Verkehr. Sonst bleibt quasi als erster Gang vor jeder Mahlzeit die Fahrt des Fernlasters auf der Autobahn.
Wenn die regionalen Lebensmittel auch noch ökologisch angebaut werden … Nun ja, da muss Frau Künast noch viel nachhelfen.
Helfen wir ihr – durch die Entdeckung der Landwirtschaft vor unserer Tür. Guten Appetit – wünscht Ihnen Ihr

Thomas Schaller


P.S. Ich freue mich auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit allen VCD-Mitgliedern und eine erfolgreiche Zukunft des Verbandes.

Thomas Schaller
VCD-Bundesvorsitzender

Verbraucherministerin Renate Künast hat starke Verbündete, wo sie viele nicht vermuten: bei den Kommunen. Denn immer mehr Städte und Gemeinden entdecken ihre Landwirtschaft. Sie bemerken, dass da eine doppelte Chance vor ihrer Haustür liegt: Obst und Gemüse, Säfte und Fleisch, produziert gleich nebenan – knackig, frisch, schmackhaft. Chance Nummero zwei: Die meist kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe im Umkreis stehen häufig genug kurz vor dem Aus, weil Brüssel und der Bauernverband auf die Großen und die Agrarfabriken setzt. Da hilft es, die Nähe zu vielen Abnehmern zu nutzen und für den regionalen Markt zu produzieren.
So schließt sich der Kreis: Wegen der kurzen Transportwege können regional erzeugte Lebensmittel vor der Ernte ausreifen, sind daher in der Regel schmackhafter und reicher an lebensnotwendigen und gesundheitsfördernden Substanzen. Und regionale Kooperationen zwischen Erzeugern, Verarbeitern, Händlern und Verbraucher sichern das wirtschaftliche Überleben der regionalen Landwirtschaft.
Dieser doppelte Nutzen hat noch einen weiteren Gewinner: die Umwelt. Wer Produkte aus der Region kauft, spart Verkehr. Kürzere Transportwege vermindern den Energie- und Rohstoffverbrauch und verringern Schadstoffausstoß und Kosten.
Das ist auch bitter nötig. Denn Lebensmittel reisen heute doppelt so weit wie vor 30 Jahren. Erst ab etwa tausend zurückgelegten Kilometern scheinen Essenszutaten als Delikatesse zu gelten, vermutet die Ökologin Christine von Weizsäcker. Die „Flug-Ananas“ lässt grüßen.
 
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