Ökotourismus
Jahr des Reisens

Für das Jahr 2002 haben die Vereinten Nationen gleich zwei internationale Jahre ausgerufen: Das Jahr des Ökotourismus und das Jahr der Berge. Inwieweit sie der Umwelt nützen ist noch unklar.

 


Ökotourismus in der Orientierungsphase: Noch fehlt es an einer sinnvollen Begriffs-definiton.


Was ist Ökotourismus? Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2002 zum internationalen Jahr des Ökotourismus erklärt. Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr: Vor zehn Jahren wurde auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro das Nachhaltigkeitsprinzip als Ziel für die Zukunft der Menschheit in der Agenda 21 festgehalten. Mit der Durchführung des Aktionsjahres wurde die Welttourismusorganisation (WTO) gemeinsam mit den UN-Gremien beauftragt.

Aber was ist „Ökotourismus“? Richtlinien oder Definitionen des Begriffes gibt es weder bei den Vereinten Nationen noch bei der WTO. Ein internationales Bündnis aus Nichtregierungsorganisationen fordert deshalb, das Jahr umzubenennen in „Jahr zur Überprüfung des Ökotourismus“. Statt eines „Promotion-Jahres“ für eine nur vage definierte Tourismusform setzt sich das Bündnis für eine Untersuchung ein, die feststellt, welche positiven und negativen Folgen der Ökotourismus für die Umwelt und den Lebensalltag der betroffenen Menschen bis heute gehabt hat. Außerdem bemängelten die Aktivisten in einem Brief an UN-Generalsekretär Kofi Annan die unzureichende Partizipation der betroffenen Parteien, besonders der einheimischen Bevölkerungen und der Nichtregierungsorganisationen.

In Deutschland liegt die Verantwortung für das Jahr des Ökotourismus im Wirtschaftsministerium. „Lust auf Natur – Natur erleben in Deutschland“, ist der Slogan, mit dem die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) im nächsten Jahr die Deutschen zum Urlaub im eigenen Land bewegen möchte. Die Kampagne will die Vielfalt der deutschen Landschaften, ihre Geschichte und Kultur herausstellen. Neben aktivem Rad- und Wanderurlaub und Ferien auf Bauernhöfen und Campingplätzen, steht die Vermarktung der deutschen Nationalparke für den naturnahen Urlaub im Vordergrund. Wer auf den Internetseiten der DZT den Suchbegriff „Ökotourismus“ eingibt, erhält allerdings kein Ergebnis. Dafür kann sich theoretisch jeder – ob berechtigt oder nicht – das Signet des Aktionsjahres herunterladen und auf Internetseiten oder in Broschüren mit dem Öko-Label werben.

Auf den Internetseiten der DZT ebenso nicht zu finden: die Umweltdachmarke „Viabono“. Ins Leben gerufen von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt, hat an der Entstehung von Viabono eine große Runde von Tourismusorganisationen und Umweltverbänden – unter anderem der VCD – mitgewirkt. Herausgekommen ist ein Kriterienkatalog für ökologische Angebote im Tourismus.

Der VCD hat sich besonders dafür eingesetzt, dass hier nicht nur die Einwegverpackungen am Frühstückstisch erfasst wurden, sondern vor allem die vom Energieverbrauch her besonders relevante An- und Abreise. Einzelne Betriebe wie Hotels, Restaurants und Campingplätze, aber auch Tourismusregionen können sich um das „Viabono“-Gütesiegel bewerben. Sie müssen nachweisen, dass sie die im Kriterienkatalog geforderten Bedingungen erfüllen. Seit dem Start im Oktober 2001 haben sich bereits viele Betriebe beworben und auszeichnen lassen.

Jahr der Berge

Das internationale Jahr der Berge zielt nur in zweiter Linie auf die touristische Nutzung der empfindlichen Bergregionen in aller Welt ab. Vor allem wollen die Vereinten Nationen der Tatsache Rechnung tragen, dass Berge eine wichtige Funktion für das Überleben der Menschheit haben. Auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene sollen die sensiblen Gebirgsökosysteme geschützt und die nachhaltige Entwicklung der Berggebiete gefördert werden.

Viele Interessengruppen haben sich in Deutschland auf Einladung des Ministeriums für Verbraucherschutz über Beiträge zum Jahr der Berge ausgetauscht. Der Bauernverband wünscht sich ein gemeinsames Engagement zugunsten der hart arbeitenden Bergbauern, NABU und BUND wünschen sich ein klares Bekenntnis zum Naturschutz, Tourismusverbände hoffen auf eine bessere Bewerbung der Hoch- und Mittelgebirgsregionen, Naturfreunde und Wandervereine setzen sich ein für eine nachhaltige Gestaltung und Nutzung der Infrastruktur und der VCD wirbt – besonders im touristischen Bereich – für nachhaltige Verkehrskonzepte.

Die Erwartungen an das Jahr der Berge gehen weit auseinander, die Gelder, die für Projekte zur Verfügung stehen, sind knapp, so dass vor allem bereits laufende Aktivitäten dem Jahr der Berge zugeordnet werden.

Um das Aktionsjahr nicht unbemerkt verstreichen zu lassen, soll für Deutschland wenigstens ein Bekenntnis zum Alpenschutz herausspringen. Anfang 2002 werden bei einem Arbeitstreffen die Schwerpunkte und Ziele der Alpenschutzkonvention abgestimmt. Ende 2002 soll eine konsensfähige Version der Konvention unterschriftsreif vorliegen.

fairkehr und Ökotourismus

Ökologisch Reisen – ein Thema, das im fairkehr-Reiseteil immer wieder ganz praktisch beleuchtet wird – so auch im Jahr 2002. Wir geben mit Tipps und Reisereportagen Anregungen zum Ökotourismus und zu einem nachhaltigen Bergtourismus.

 
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