Mehr Mut zur Maut
Mit der Einführung einer Lkw-Maut sollen erstmals in
Deutschland die Nutzer den Bau der Straßen bezahlen und
nicht die Steuerzahler. Die Spediteure jammern, aber um tatsächlich
mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu
verlagern, müsste die Maut höher ausfallen als bisher
geplant.
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Lastwagen mit einem Gewicht von mehr als zwölf Tonnen eine
Kilometergebühr zahlen, deren Höhe abhängig ist
von Achslast und Schadstoffausstoß. Damit setzt Bundesverkehrsminister
Kurt Bodewig die langjährige Forderung des VCD nach einer
leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe in die Tat um. Die
wirklich entscheidenden Fragen wie die Höhe der Abgabe und
die konkrete Verwendung der Einnahmen hat das Bundeskabinett in
seinem Gesetzesentwurf allerdings noch ausgeklammert und
damit heftige Debatten über das Mautgeld ausgelöst.
27 bis 37 Pfennig pro gefahrenem Autobahnkilometer
hat Bodewig als Gebührenkorridor angekündigt. Die Spediteure
laufen dagegen Sturm, der Einzelhandel warnt vor Preiserhöhungen.
Tatsächlich kann eine Maut dieser Höhe gerade einmal
die Wegekosten des rasant anwachsenden Lastwagenverkehrs decken.
Schon heute gibt der Bund jährlich 4,5 Milliarden Mark allein
für die Reparatur von Straßen aus. Die Straßenschäden,
die ein einzelner 40-Tonner verursacht, entsprechen denen von
160000 Pkw.
Derzeit betragen die Einnahmen aus der Lkw-Vignette
ca. 750 bis 800 Millionen Mark im Jahr. Bei einer Maut von niedrig
angesetzten 27 Pfennig pro Kilometer käme zehnmal soviel
Geld etwa 7,5 Milliarden Mark in die Kassen. Einen
Großteil davon möchte der Verkehrsminister in das Anti-Stau-Programm
stecken, mit dem Autobahnen ausgebaut und Schienen saniert werden
sollen. Finanzminister Eichel verlangt einen Haushaltsausgleich
für die wegfallenende Vignette und die deutschen Spediteure
wollen die Maut nur akzeptieren, wenn sie Steuererleichterungen
erhalten.
Um eine Verlagerung von Transporten von der Straße
auf die Schiene in Gang zu bringen davon spricht die Bundesregierung
im Zusammenhang mit der Maut schon gar nicht mehr braucht
die Güterbahn einen Modernisierungsschub, der aus Mitteln
der Schwerverkehrsabgabe bezahlt werden muss, lautet die Forderung
des VCD. Die Maut ist ein ideales Lenkungsinstrument, sie
darf nicht zu einem reinen Finanzierungsinstrument verkommen,
sagt Petra Niß, Verkehrsexpertin des VCD, und fordert, den
Kilometerpreis mittelfristig auf 45 bis 50 Pfennig anzuheben,
auch um einen Teil der Gesundheits- und Umweltschäden zu
decken. Nennenswerte Entlastungen auf den Straßen gäbe
es nach Expertenberechnungen erst ab einer Mauthöhe von 80
Pfennig pro Kilometer. Für eine 40-Pfennig-Gebühr prognostiziert
das Karlsruher Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung
einen Rückgang der Lkw-Fahrten von unter drei Prozent.
Wichtig außerdem: Die Lkw-Maut muss auch außerhalb
der Autobahnen erhoben werden. Die vom Kabinett verabschiedete
Gesetztesvorlage erlaubt es dem Verkehrsminister aus Gründen
der Sicherheit die Maut auf solche Bundesstraßen
auszuweiten, die auf Grund ihrer Lage als Schleichwege in Frage
kommen. Auf Landstraßen und in Ortschaften richten die Lkws
schließlich durch Abgase, Unfälle und Lärm noch
größeren Schaden an als im Stau auf der Autobahn. Der
VCD fordert die Bundesregierung auf, für die Einbeziehung
externer Kosten und die Ausweitung des Mautsystems auf alle Straßen
in Brüssel einzutreten. Die EU-Kommission hat zu einer Änderung
der einschlägigen Richtlinien bereits ihre Bereitschaft signalisiert.
Uta Linnert
Das kostet die Maut den Verbraucher
Obst aus Südtirol:
Ein 25 Tonnen schwerer Lastzug bringt 15 Tonnen Äpfel
in eine 800 km entfernte deutsche Großstadt.
Die Abgabe für die gesamte Ladung beträgt
240 Mark. Das Kilo Äpfel verteuert sichum 1,6
Pfennig.
Käse aus Frankreich:
Ein 18-Tonnen-Lkw bringt 10 Tonnen Käse in eine
1000 km entfernte deutsche Stadt. Die Abgabe beträgt
216 Mark. Das Pfund Käse wird um 1 Pfennig teurer.
Selbst Brote, die im
Lkw von Flensburg nach Garmisch (ca. 1000 km) transportiert
würden, wären nach Einführung einer
37-Pfennig-Maut nur um 3,5 Pfennig teurer pro Kilo.
Die Beispiele gehen von einer vom
VCD vorgeschlagenen Maut von 50 Pfennig pro Kilometer
für einen 40-Tonnen-Lkw aus.
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