Ich fühle mich im VCD wohl, auch
wenn ich das Gefühl habe, dass ich als aktiver Oldtimer-Fan
nicht ganz dem entspreche, was man sich unter einem typischen
VCD-Mitglied vorstellt. Ich finde, dass dieser Verein
sehr schön zeigt, dass eine politisch grüne
Orientierung und realistisches Denken in Sachen Verkehr
nicht unvereinbar sind.
Axel Beckert, 26 Jahre, Saarbrücken
|
Öffentlicher Verkehr
hat mich früher nicht interessiert, sagt der 22-jährige
Dominik. Ich komme aus einem kleinen Dorf am Niederrhein.
Da gab es einen Schulbus, mit dem bin ich morgens in die Schule
gefahren und nachmittags wieder nach Hause. Mit dem Auto
der Familie fuhr die Mutter zum Einkaufen, der Vater fuhr mit
dem Rad zur Arbeit. Später wurde ein zweites Auto angeschafft,
mit dem der ältere Bruder dann Dominik mit zur Schule nahm.
|
Dominik Vinbruck,
22 Jahre, Dortmund |
Mit Beginn seines Studiums in Dortmund und dem
ersten Semesterticket begann sich Dominik für den ÖPNV
zu interessieren. Das erste Jahr habe ich in Mühlheim
gewohnt und bin täglich mit der Bahn zur Uni gefahren. Manchmal
habe ich mich auch einfach so in die Bahn gesetzt und bin einen
Nachmittag lang durch die Gegend gefahren, weil ich mich besonders
für den schienengebundenen Verkehr interessiere, erzählt
Dominik von seiner neuentdeckten Leidenschaft. Mit meinem
Semesterticket habe ich ganz neue Erfahrungen gemacht. Vorher
wusste ich gar nicht, dass es so was wie ein Netz öffentlicher
Verkehrsmittel gibt und wieviel Freiheit einem das Fahren mit
Bus und Bahn geben kann.
Seit seinem Studium der Raumplanung empfindet Dominik den Autoverkehr
als störend. In seiner Kindheit hielt er Autofahren für
völlig normal, heute fühlt er sich vom Autoverkehr behindert.
In Dortmund macht Radfahren keinen Spaß, klagt
Dominik, hier ist alles viel zu autofreundlich, überall
fehlen Radwege. Wir haben einen Anteil von 6 Prozent Radverkehr
am Modalsplit, das ist unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Die Fachsprache der Raumplaner hat Dominik sich ganz zu eigen
gemacht.
Am liebsten fährt der 22-Jährige
mit der Straßenbahn, die für ihn das komfortabelste
Verkehrsmittel der Stadt ist: Es geht schnell, ich komme
überall hin und kann während der Fahrt aus dem Fenster
schauen. Schrecklich finde ich die Dortmunder Pläne, eine
Straßenbahnlinie ausgerechnet in dem schönen Gründerzeitviertel
unter die Erde zu legen, meint Dominik kopfschüttelnd.
Das kostet nur Geld und macht das Straßenbahnfahren
viel unattraktiver.
Seit einem halben Jahr ist Dominik
Mitglied im VCD. Es ist mir wichtig, mich für alle
Bereiche der umweltgerechten Mobilität einzusetzen,
sagt der Student überzeugt. Den Führerschein hat Dominik
zwar gleich mit 18 gemacht selbst Auto gefahren ist er aber
seit zwei Jahren nicht mehr. Ich komme sehr gut ohne Auto
zurecht. Ich möchte auch nicht, dass meine Eltern extra zum
Bahnhof fahren, um mich abzuholen, wenn ich sie auf dem Land besuche.
Inzwischen kommen Dominiks Eltern auch mit der Bahn, wenn sie
ihren Sohn in seiner Wohnung in der Dortmunder Innenstadt besuchen.
Die ewige Parkplatzsuche war ein gutes Argument, auch meine
Eltern mal in den Zug zu bekommen, sagt er verschmitzt.
Das Thema Verkehr berührt mich
insoweit, wie es alle anderen Menschen auch betrifft:
Ein wichtiges Alltagproblem mit starken globalen Konsequenzen.
Es ist mir wichtig, wenigstens durch meine Mitgliedschaft
den VCD zu unterstützen. Eine zielgerechte Kombination
aller Verkehrsmittel mit einem Schwerpunkt bei den öffentlichen
Verkehrsmitteln ist dringender denn je. Allerdings kann
auch ich nicht völlig auf das Auto verzichten.
Falk Lass, 25 Jahre,Dresden
|
Verkehr ist das Thema meines
Lebens, sagt Christiane und meint es ernst. Seit sie zehn
ist, interessiert sie sich für das Thema Umweltschutz. Mit
vierzehn beginnt sie sich mit vollem Engagement für mehr
Lebensqualität durch weniger Verkehr einzusetzen. Eigentlich
wünsche ich mir, dass alles wieder so wird wie in meiner
praktisch autofreien Kindheit. Unser Haus stand am Ende einer
kleinen ruhigen Straße. Da fuhren morgens drei Väter
zur Arbeit. Und abends kamen drei Väter wieder zurück.
Selbst Kleinkinder konnten da unbeaufsichtigt auf der Straße
spielen, erzählt Christiane.
|
Christiane Lucas,
26 Jahre, Braunschweig |
Nach einem Umzug änderte sich
das und Autos wurden zu der Bedrohung, die sie auch heute
noch für Christiane sind: Autos machen Lärm, stinken,
sind gesundheitsschädlich und nehmen Platz weg. Die Straßen
zerschneiden meinen Lebensraum so, dass ich mich nicht mehr frei
bewegen kann. Selbst Auto zu fahren, stand für Christiane
nie zur Diskussion: Als alle in meiner Klasse den Führerschein
machten, habe ich mich bewusst dagegen entschieden, erzählt
sie. Das war nicht einfach. Ein Jahr lang kreisten doch
wirklich alle Gespräche darum, wie die Theorie läuft,
wieviele Fahrstunden man braucht und wann man das erste Mal fahren
kann. Und ich war immer ausgeschlossen.
Heute studiert die 26-Jährige
in einem Doppelstudiengang an der Technischen Universität
Wirtschaftsingenieurwesen, mit den Schwerpunkten Marketing, Controlling
sowie Verkehrs- und Stadtplanung und das ausgerechnet in
Braunschweig, wo die automobile Übermacht des nahen Wolfsburg
nicht zu übersehen ist. Eigentlich ist jeder Tag in
meinem Leben ein Kampf und für Braunschweig scheint
er verloren, seufzt sie, aber ihr Lächeln entschärft
die starken Worte. Mit einer Handbewegung holt sie kleine Zettel
aus ihrer Tasche. Parke nicht auf unseren Gehwegen, steht darauf.
Ohne die gehe ich nicht aus dem Haus. Hier kann man sich
als Fußgänger oder Radfahrer nicht ungehindert bewegen.
Wenn Christiane über Verkehr spricht, blitzen ihre Augen
im energischen Gesicht.
Für manche meiner Freunde
bin ich eine lebende Provokation. Andere belächeln mich und
ziehen mich auf. Aber es gibt auch einige wenige, die bewundern
meine Konsequenz, berichtet Christiane von ihren Erfahrungen.
Bei ihren Eltern stößt sie auf Unverständnis:
Jedes Mal, wenn wir uns sehen, versuchen sie mich davon
zu überzeugen, dass ich mir meine Zukunft verbaue ohne Führerschein.
Nach ihrem Studienabschluss im nächsten
März will sie weg aus Braunschweig. Zwei große Wünsche
hat sie für die Zukunft. Der private: Selbst in einer autofreien
Siedlung zu leben, ihr Leben ohne die Belästigung durch Autos
führen zu können. Der berufliche: Im Marketing eines
ÖPNV-Unternehmens für die Verbesserung der Kundenfreundlichkeit
zu arbeiten. Ihr Traumarbeitgeber wäre die Deutsche Bahn
AG, für die Christiane beim Bahnfahren schon viele gute Ideen
gesammelt hat.
Mein Steckenpferd ist der Bahn- und
Busverkehr. Dafür hat mehr oder weniger ein (un-)glücklicher
Zufall gesorgt: Auf einer Urlaubsfahrt gab die Familienkutsche
mit dem Stern ihren Geist auf, so dass wir auf Kosten
der Versicherung im Familienabteil mit der Bahn nach Hause
fuhren. Endgültig mit dem Bahnvirus infiziert wurde
ich auf einer späteren Klassenfahrt.
Christian Hüsing, 24 Jahre, Wallenhorst
|
Bisher hat sich mein Engagement für den
VCD lediglich auf das Überweisen des Mitgliedsbeitrages und
das zugegebenermaßen recht oberflächliche Lesen der
fairkehr beschränkt. Vielleicht ist es ein Trost für
die Redaktion, dass mein Vater mir jede Ausgabe aus den Händen
reißt und sehr interessiert jedes Heft liest. Manchmal habe
ich sowieso das Gefühl, dass sich die Frage rund um Mobilität,
Umweltschutz und die damit verbundenen Probleme nur älteren
Mitmenschen stellt. Die Jüngeren unter uns wissen, dass Mobilität
verlangt wird koste es, was es wolle und sei es noch so
umweltschädlich! Ehrlich gesagt, kenne ich auch niemanden
in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, der Mitglied in einem
alternativen Verkehrsclub wie dem VCD ist.
|
Nicolas Zoll, 24 Jahre,
Frankfurt |
Den VCD kennen die meisten in meinem Alter überhaupt
nicht oder wissen gar nicht, dass es ihn gibt. Vielleicht ist
es ein Widerspruch, wenn ich mich als jemand oute, der neben dem
VCD auch noch Mitglied im größten Deutschen Automobilclub
ist. Da ich aus einer ländlichen Gegend komme, besitze ich
seit drei Jahren ein Auto. Jetzt kann ja jeder sagen, der spinnt
doch, wohnt in einer Stadt, in der man Busse und Straßenbahnen
relativ günstig nutzen kann, und dann gibt er auch noch Geld
für ein Auto aus. Das ist richtig die Ausgaben sind
enorm!
Fazit: Mobilität bedeutet in unserer Gesellschaft
alles. Leider sieht die Realität so aus, dass als Alternative
zum Auto meist nur die Bahn in Frage kommt und die beschränkt
sich immer mehr auf lukrative Hauptverkehrsstrecken. Muss man
ein Ziel in ländlichen Gegenden zu erreichen, sollte man
sehr viel Zeit (und Proviant) einplanen, damit man nicht in größere
Schwierigkeiten kommt. Denke ich an meine Großeltern, die
nie im Besitz eines Autos waren, so muss ich feststellen, dass
unsere Welt recht kompliziert geworden ist und grenzenlose Mobilität
heute einen ganz anderen Stellenwert hat.
Meine Schwester, die nicht das Glück hat
in einer Metropole zu wohnen, wo man alles mit öffentlichen
Verkehrsmitteln erreichen kann, hat schon sehr schlechte Karten,
wenn sie am Abend Freunde besuchen oder in die Disko gehen möchte.
Es ist schlicht unmöglich ohne ein Auto irgendwo hinzukommen!
Da ich im nächsten Semester ein Praktikum in Frankfurt am
Main absolviere, habe ich mich entschlossen, mein Auto abzugeben
an meine Schwester. Sie wird 18 Jahre alt und hat sich
schon in einer Fahrschule angemeldet, um den Führerschein
auch rechtzeitig am Tage ihres Geburtstages in Händen halten
zu können.
Natürlich können wir nicht
alle wieder auf Pferdekutschen umsteigen auch wenn
das recht romantisch wäre. Ich denke, dass starke
Veränderungen nötig sind, um die Menschen vom
Auto weg zu bewegen. Denn Auto fahren ist leider auch
ein Aspekt der Individualität, und die lässt
sich niemand gern nehmen.
Daniela Müller, 23 Jahre, Bärenstein
|
Zugfahren hat in meiner Kindheit
eine große Rolle gespielt, da wir damals also meine
Eltern und ich kein Auto hatten. Kaum jemand in der DDR
hatte ja ein Auto. Alle Wege wurden selbstverständlich mit
öffentlichen Verkehrsmitteln oder eben zu Fuß absolviert.
|
Steffen Eichler, 26
Jahre, Gera |
Das erste, was ich mir nach der
Währungsunion 1990 mit dem neuen Geld kaufte war ein Fahrrad.
Damit ging es bis zum Abitur täglich zur Schule und in den
Ferien auf große Fahrt, beispielsweise nach Frankreich.
Es ist einfach faszinierend mit eigener Muskelkraft große
Distanzen zurücklegen zu können, ohne die Umwelt in
irgendeiner Form zu belasten. Für mich war es Freiheit: Mit
dem Rad kann ich mich freier und entspannter bewegen als mit jedem
anderen Verkehrsmittel. Und trotz oder gerade wegen
der körperlichen Aktivität kann ich mich dabei erholen.
Nach der Wende wurde ich zunehmend
sensibler für die Umweltproblematik, weshalb ich Landespflege
studiert habe. Neben Landschaftsarchitektur und Landschaftsbau
sind für mich vor allem der Naturschutz und die Landschaftsplanung
wichtig. In diesem Studium geht es also um allerhand Grünes.
Die Problematik Verkehr wird in der Stadtplanung, im Städtebau
und in der Verkehrsplanung abgehandelt. Bei allem habe ich immer
von meinem Traum einer vernünftigeren Gesellschaft leiten
lassen.
Ich bin im VCD und treffe mich regelmäßig
mit der Geraer Ortsgruppe. Dabei geht es in erster Linie um Gedanken-
und Informationsaustausch. Für konkrete Aktivitäten
fehlt uns noch personelle Verstärkung. Im Moment arbeite
ich hinter den Kulissen und bin seit Mitte diesen Jahres Autor
des Internet-Auftrittes des Landesverbandes Elbe-Saale. Ich bemühe
mich also, den VCD nach außen hin ansprechend zu päsentieren
und Interessierte über unseren Verband zu informieren. Ähnliches
tue ich mit meinem sportlichen Aktivitäten: Seit einem Jahr
starte ich für das VCD running-team bei verschiedenen
Laufveranstaltungen.
Es ist für mich unverständlich,
warum Menschen in A. wohnen und in B. arbeiten, während andere
Menschen in B. wohnen und in A. arbeiten. Oder warum selbst innerhalb
eines Ortes viele im Süden arbeiten und sich täglich
durch die Stadt drängeln, um im Norden der Stadt zu arbeiten
Doch mittlerweile habe ich ein ähnliches Problem: Ich wohne
mit Familie weit weg vom Arbeitsplatz. Als ich in Gera meine Tätigkeit
in einem Büro für Freiraum- und Stadtplanung aufnahm,
wohnte ich etwa zehn Gehminuten vom Büro entfernt. Nun ist
das Büro in einen Vorort gezogen und für mich nicht
mehr zu Fuß erreichbar. Da wäre ja noch das Fahrrad!
Ja, aber die Strecke ist so lang und vom Gelände her so,
dass ich statt 15 mit dem Auto über 45 Minuten mit dem Rad
unterwegs bin. Der Bus fährt nur jede Stunde und zudem müsste
ich erst mit der Straßenbahn fahren, was am Ende noch länger
dauern kann, wenn der Anschluss nicht klappt. Mit einem kleinen
Kind, das am Morgen in den Kindergarten möchte, kann man
aber nicht minutiös planen.
Trotzdem wir jetzt ein vernünftiges
5-Liter-Auto ohne Klimanalage besitzen, habe ich meine
Ideale noch nicht begraben. Leider habe ich mich bisher vergesslich
bemüht, die Idee des Auto-Teilens in Gera aufleben zu lassen.
Auf der Suche nach Kooperationspartnern mussten wir als VCD-Ortsgruppe
feststellen, dass wir so ziemlich die Einzigen sind, die so etwas
überhaupt wollen.
Ich sehe im VCD eine ökologische
Alternative zum ADAC und will mit meiner Mitgliedschaft
seine Lobbyarbeit unterstützen. Dabei gefällt
mir am VCD besonders, dass der Club relativ pragmatisch
an das Thema Verkehr herangeht: Das Auto wird nicht verteufelt,
sondern gleichberechtigt zu den anderen Verkehrsmitteln
gesehen. Ich bin selber begeisterter Mountain-Biker aber
könnte auf mein Auto wohl nur schwer verzichten.
Claudius Rafflenbeul-Schaub, 24 Jahre,
Rottach-Egern
|
|