Bevor der Rhein sich in das enge Mittelrheintal zwängt, dehnt er sich zwischen Mainz und Bingen
nochmal so richtig aus. Gemütlich fließt er zwischen zahlreichen Inseln dahin, speist etliche
Wasserflächen, überflutet bei Hochwasser angrenzende Wiesen und Altrheinarme und läßt
anschließend viele kleine Seen, Teiche und Tümpel zurück. In dieser Naturoase fühlen sich nicht
nur Spaziergänger, Radfahrer und Ruhesuchende wohl, dieser Rheinabschnitt ist Lebenswelt vieler
seltener Tiere und Pflanzen, hier brüten seltene Vogelarten und rasten tausende Zugvögel auf
ihrem Weg von Nordeuropa nach Afrika.
Diesem Naturraum droht Gefahr: Die Landräte Claus Schick (SPD) auf rheinland-pfälzischer Seite
und sein Amtskollege Bernd Röttger (CDU) in Hessen wollen die immer wieder in den Schubladen
verschwundenen Pläne einer Rheinbrücke endlich in die Tat umsetzen. Bislang standen die
immensen Kosten dem Bau einer Brücke im Weg, jetzt soll eine privat finanzierte Mautbrücke
Bingen mit Rüdesheim verbinden. Ende des zweiten Weltkriegs wurde die im ersten Weltkrieg aus
strategischen Gründen an dieser Stelle errichtete Bahn- und Straßenbrücke gesprengt und nie
wieder aufgebaut. Heute gibt es zwischen Mainz und Koblenz – immerhin auf etwa 90 Kilometern –
keine Brücke über den Rhein, zahlreiche Auto- und Personenfähren verbinden aber die Region auf
beiden Seiten.
Im März diesen Jahres haben die Landräte nun einen möglichen Investor für die Brücke
vorgestellt und drücken aufs Tempo. Für die Naturschützer, die sich lange Zeit bedeckt hielten,
schrillen die Alarmglocken. "Nach allem was wir wissen, sollen noch in diesem Sommer die
Ausschreibungen für den Bau der Brücke laufen, um bereits im Herbst erste Aufträge vergeben zu
können,“ sagt Robert Schwantzer, der für das Naturschutzzentrum Rheinauen den Protest gegen die
Rheinbrücke koordiniert. Sämtliche Natur- und Umweltschutzverbände der Region haben sich
zusammengeschlossen. Der VCD Rheinhessen kritisiert besonders den zu erwartenden
Verkehrszuwachs in der Region. Der Kreisverband rechnet vor, dass nicht nur die Brücke und die
zahlreichen notwendigen Zufahrtsstraßen Autoverkehr anziehen und Autofahrer der wegfallenden
Rheinfähren Umwege in Kauf nehmen müssen, auch der ÖPNV werde mit erheblichen Umwegen und
Kosten belastet.
Am ersten Sonntag im September machen die Naturschützer mobil. Mit Exkursionen, Wanderungen,
Rad- und Schiffstouren wollen sie den Besuchern die Schönheit der Region zeigen. Am Mittag des
2. September will man sich dann auf beiden Seiten des Rheins treffen und gegen den
Brückenstandort demonstrieren. Namhafte Redner haben sich angekündigt. Da am gleichen Tag
Weinfest in Bingen ist, hoffen die Umweltgruppen auf rege Beteiligung, "damit die politisch
Verantwortlichen und Bürger der Region sehen, dass es viele Menschen gibt, die der Natur den
Vorzug vor einer zerstörerischen Rheinbrücke geben“.
Naturschutzzentrum Rheinauen des NABU Bingen
An den Rheinwiesen 5,
55411 Bingen-Gaulsheim,
Tel.: (06721) 14367,
eMail: kontakt@nabu-rheinauen.de
VCD Rheinhessen + Mainz,
Pf. 4050,
55030 Mainz,
Tel: (06131) 384801.
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