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Chefredakteur Michael Adler Michael Adler

Mit dem Internet-Wahlslogan "www.nrw-braucht-tempo.de" hat die FDP bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl 9,8 Prozent der Stimmen erreicht.

Es gibt Konstanten in der deutschen Politik: Tempo ist gut. Wer kann es sich in einer schnelllebigen Zeit leisten, langsam zu sein? Zumal dann, wenn er modern sein will. Tempolimits, egal ob 30 km/h in geschlossenen Ortschaften oder 130 km/h auf Autobahnen sind daher megaout, weil unmodern.

Verkehr schafft Arbeitsplätze! Schneller Verkehr schafft viele Arbeitsplätze! ICE ist okay, Autobahn ist besser, Flughäfen sind am besten. Wenn moderne Politiker schon die Bahn fördern müssen, dann am liebsten ICE-Strecken. Egal, wenn's dann wie im Falle Köln-Frankfurt ein paar Mark mehr kostet. Hauptsache schnell! Ideal ist die Kombination von Flughafen und ICE-Bahnhof wie in Frankfurt, Köln/Bonn oder Düsseldorf. Zur Einweihung des Düsseldorfer Flughafenbahnhofs reiste sogar der Kanzler an. Ministerpräsident Clement strahlte: Tempo, Tempo, Tempo - auch ohne Möllemann!

Bei soviel modernem Glanz trägt denn auch der Staat gerne sein Scherflein bei: Verzicht auf Kerosinsteuer, Verzicht auf Mehrwertsteuer, Subvention von Flughafenausbauprojekten, Subvention von Schienenanbindung der Flughäfen.

Wenn man doch nur noch den Transrapid hätte! Das gäbe noch Steigerungspotenzial, beim Tempo und bei den Milliarden.

Stopp! Wie kommt man aus dieser Tempomanie wieder heraus? Wer erst einmal akzeptiert, dass hohe Geschwindigkeit ein hohes Gut ist, der blendet systematisch alternative Szenarien aus. Etwa das des Opelbetriebsrates Klaus Franz. 6000 neue Arbeitsplätze habe die Frankfurter Flughafen AG nach Startbahn West und Cargo City Süd versprochen, ganze 538 seien tatsächlich entstanden. Lärm und Entwertung der Häuser seien die Kehrseiten des scheinbar so logischen Flughafenausbaus.

Unsere Geschichte über den Karlsruher Verkehrsverbund zeigt, dass auch Schienenverkehr deutlich unterhalb des ICE-Tempos eine Region modern verbindet. Das fördert die Wirtschaftskraft und kostet erheblich weniger Geld.

Unser Beihefter "Fahrrad-Masterplan" führt vor Augen, dass die Politik mit zwei bis drei Prozent des Bundesfernstraßenetats die Lebensqualität in unseren Städten und Dörfern auf ein neues Niveau heben könnte. Menschen würden dadurch gesünder und ausgeglichener, die Straßen sicherer und die Luft sauberer.

Was ist also modern? Immer mehr Geld in immer schnellere Verkehrsmittel zu investieren? Oder im Verkehr das Tempo runterzuschalten und wie schon im Energiebereich ein intelligentes "least-cost-planning" zu etablieren? Nach dem Motto: Mit weniger Geld die Mobilität von möglichst vielen Menschen verbessern. Die Antwort liegt auf der Hand.

Einen geruhsamen und entspannenden Urlaub wünscht Ihnen Ihr

Michael Adler

 
 
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