Porträt: Weg in die Grundschule
Mit dem Fahrrad in die Grundschule
Fahrrad fahren macht Spaß, findet der sechsjährige Luis. Aber mit dem Rad zur Schule in den Nachbarort zu kommen, ist nicht leicht.
Wenn er mal groß ist, sagt Luis, möchte er keinen Führerschein machen, sondern lieber überall mit dem Fahrrad hinfahren. Der Sechsjährige flitzt damit gerne kreuz und quer durch den kleinen Vorort von Euskirchen, in dem er mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder Noah wohnt. Ausgerechnet sein Schulweg in den Nachbarort ist für den frischgebackenen Erstklässler aber eine echte Herausforderung mit dem Fahrrad.
Wenn Luis um 15 Uhr aus der Nachmittagsbetreuung kommt, gibt es keinen Bus, mit dem er nach Hause fahren könnte. Seine Eltern müssen deshalb jeden Tag entscheiden, ob er morgens mit dem Bus in die Schule fährt und sie ihn nachmittags mit dem Auto abholen oder ob sie beide Strecken mit ihm mit dem Fahrrad fahren. „Die Schule sieht es nicht gern, wenn die Kinder unbegleitet mit dem Fahrrad kommen. Außerdem ist die Strecke im Moment voller Baustellen, das kann Luis allein noch nicht fahren“, erklärt Mama Katja.
Heute holt sie Luis mit dem Fahrrad von der Schule ab. Luis schlängelt sich vorsichtig über schmale Bürgersteige, seine Mutter fährt auf der Straße nebenher. Dann geht es durch eine Baustelle über eine Schnellstraße und hinein in einen Schotterweg. Rechts kommt eine Ziegenweide in Sicht. „Hey, hier waren wir schon mal!“, freut sich Luis. Doch auf dem Schotterweg muss er ganz schön kämpfen, um das Gleichgewicht zu halten. „Der Schulranzen nervt, er zieht mich immer zur Seite!“
Endlich ist das unebene Wegstück geschafft, und Luis legt einen kurzen Sprint ein. Dann geht es um eine enge Kurve hinunter an den Fluss Erft. „Hier müssen wir langsam fahren, denn es könnte uns jemand entgegenkommen“, erinnert Mama Katja. „Ja, zum Beispiel ein Mensch. Oder ein Fahrrad. Oder ein Hund!“, ergänzt Luis, bevor er vorsichtig um die Kurve rollt.
Nach wenigen entspannten Metern auf dem Erft-Radweg geht es auch schon wieder hinauf auf die Straße. „Ich fahre auf den Bürgersteig“, ruft Luis. „Aber der ist ja in ein paar Metern schon wieder zu Ende“, meint seine Mutter. „Egal, Regeln gehen vor!“ Und „Hui!“ fährt Luis eine kleine Rampe auf den Bürgersteig hinauf und „Hui!“ fünfzehn Meter später wieder herunter.
In dem Ort angekommen, in dem sie wohnen, kennt Luis sich aus. Er schlängelt sich selbstbewusst zwischen Hauswänden und parkenden Autos hindurch bis zum Kindergarten, wo sein Bruder Noah schon wartet. Von dort sind es nur noch wenige Meter bis nach Hause. Den Weg kennt Luis im Schlaf, schließlich war es bis vor Kurzem auch sein Kindergarten. Und mit seinem orangen Fahrrad hat er schon den ganzen Ort erkundet. Weil überall Tempo 30 ist und die Autofahrer*innen gut aufpassen, darf er das sogar ganz allein. „Fahrrad fahren macht so viel Spaß!“
Wenn er groß ist, sagt Luis, möchte er keinen Führerschein machen. Autofahren findet er nämlich langweilig.
Katharina Baum