Porträt: Als Schulkind durch Bonn
Schulweg mit Frischluft
Morgens mit dem Rad zur Schule, am Nachmittag mit dem Bus zum Training. Maxi ist schon sehr selbstständig im Verkehr unterwegs.
Der Tag beginnt mit dem Fahrrad: Um 7:25 Uhr stehen Niilo und Paula mit ihren Rädern vor der Tür und holen Maxi ab. Die ersten paar Hundert Meter im Stadtteil Endenich sind nicht ganz ungefährlich: Es gibt keinen Radweg, und wo die Nebenstraßen in die Ortsdurchfahrt münden, ist die Vorfahrt unklar, Busse und Lieferwagen sind unterwegs.
Die Gefahrenstellen haben die Kinder mit ihren Eltern durchgesprochen. Vor allem wissen sie: Busse und Lkw, die rechts abbiegen, sind gefährlich. Also: lieber dahinter bleiben und warten, bis die großen Brummer abgebogen sind.
Aber bald öffnet sich die Sicht, und die drei Sechstklässler*innen fahren die restlichen zwei Kilometer auf einem betonierten Feldweg durch Wiesen und Felder zur Schule. Idyllisch, gerade morgens! „Ich fahre lieber Rad als Bus oder Auto“, sagt Maxi. „Denn da bin ich an der frischen Luft.“ Und wenn es mal kalt oder regnerisch ist? „Geht eigentlich. Dann ziehe ich halt Handschuhe und eine Jacke an.“
Wenn er in einer Großstadt wohnen würde, sagt er, würde er wahrscheinlich lieber mit Bus oder Auto zur Schule fahren. „Da ist die Luft nicht so frisch.“ Allerdings wird ihm bei längeren Autofahrten oft übel, der Geruch im Fahrzeug ist ihm zuwider. Trotzdem kann er sich vorstellen, später selbst Auto zu fahren: „Ich habe gehört, wenn man am Steuer sitzt, wird einem nicht so schnell schlecht. Und mit dem Auto kommt man halt schnell an Orte, die weiter weg liegen.“
Stau im Fahrradkeller
Ihre Räder stellen die drei im Fahrradkeller der Schule ab. Hier ist morgens viel Betrieb. Aber die Kids suchen sich einen strategisch guten Abstellplatz, von dem aus man nach der Schule wieder schnell aus dem Keller herauskommt, ohne lange anstehen zu müssen. „Ich finde die Fahrradständer draußen auf dem Schulhof besser“, sagt Maxi, „aber die darf man erst ab der siebten oder achten Klasse benutzen.“
Mittags isst Maxi in der Schulmensa. An zwei Tagen in der Woche fährt er danach direkt nach Hause. An den anderen hat er Nachmittagsunterricht bis kurz nach drei. Dreimal pro Woche fährt er am frühen Abend mit dem Bus zum Basketballtraining. Zum Glück liegen zwei Trainingstage auf den Kurztagen in der Schule, sodass es nicht zu hektisch wird.
Zur Bushaltestelle muss Maxi fünf Minuten laufen. Von dort hat er eine direkte Verbindung zur Trainingshalle, die Fahrt dauert eine Viertelstunde. Wenn Mama und Papa noch bei der Arbeit sind, geht er selbstständig los. Maxi kennt seinen Zeitplan und verspätet sich nicht gern. Leider kann man dasselbe nicht von den Stadtbussen sagen: „Aber meistens kommt der Bus sieben Minuten zu spät, also ist er in gewisser Weise wieder pünktlich“, erzählt Maxi grinsend. Drei Haltestellen später steigt sein Kumpel Jonah ein, den Rest der Fahrt verbringen sie gemeinsam. Meistens daddeln sie am Handy.
Im Bus fühlt sich Maxi sicher. Aber er erinnert sich an eine unangenehme Begegnung mit dem „Rasselmann“ – einem in der Umgebung bekannten Obdachlosen, den die Kinder auch manchmal auf dem Radweg sehen. Der Mann redet laut mit sich, schreit ab und zu und rasselt mit einem Schellenkranz. Als er Maxi erkannte, verbeugte er sich vor ihm. „Das war wirklich unheimlich“, sagt der Elfjährige.
Maxis Klasse nimmt derzeit an dem Wettbewerb „Stadtradeln“ teil. In der App schaut Maxi morgens gern, wer wie viele Kilometer geradelt ist – eine weitere Motivation, sich wieder aufs Rad zu schwingen.
Tim Albrecht