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Uta Linnert
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Ländlicher Raum

Mobilitätsangebote für das Land

Regiobus, PlusBus, Bürgerbus und Bedarfsverkehr heißen die Angebote, die die Mobilität auf dem Land verbessern sollen. Der VCD fordert eine Mobilitätsgarantie.

Der Regiobus

Der Regiobus bindet ländliche Gebiete in Baden-Württemberg an das Schienennetz an. Die Busse fahren im Stundentakt. Die Fahrpläne sind an den Schienenfahrplan angepasst, damit die Fahrgäste beim Umsteigen nicht auf die Bahn warten müssen. Alle Fahrzeuge sind mit einer Klimaanlage, WLAN und USB-Steckdosen ausgestattet. Die Stadt- und Landkreise organisieren die Regiobusse und werden dabei finanziell durch die Landesregierung unterstützt.

Der PlusBus

Der PlusBus des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) steht für eine direkte Linienführung und Reisezeiten, die mit dem Pkw konkurrenzfähig sind. Mit einer stündlichen Taktung schließt der PlusBus den ländlichen Raum  an Mittel- und Oberzentren sowie an S- und Regionalbahn-Haltestellen an – sowohl in Schul- als auch in Ferienzeiten. Der MDV hat das Projekt 2013 in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gestartet, seitdem haben Brandenburg und das Saarland das Konzept übernommen.

Der Bürgerbus

Bürger*innen fahren Bürger*innen – das ist die Idee der Bürgerbusse. Das Konzept stammt aus den Niederlanden und wurde schnell von zahlreichen Gemeinden in Deutschland übernommen. Von der Planung über die Organisation bis hin zum Fahren werden alle Aufgaben ehrenamtlich erledigt – unterstützt durch die jeweilige Kommune. Häufig binden die Kleinbusse abgelegene Ortsteile, die nicht an das Liniennetz angeschlossen sind, an einen Ortskern an. Im Bürger­bus mitzufahren ist vergleichsweise günstig. Oft kostet die Fahrt einen symbolischen Euro. Teilweise sind die Angebote in den örtlichen ÖPNV integriert. Wer eine Zeitkarte hat, fährt in diesem Fall kostenlos mit.

Der Bedarfsverkehr

On-Demand-Verkehre – in Deutschland auch Bedarfsverkehre genannt  – sollen den ÖPNV flexibler gestalten. Im Einsatz sind meistens Kleinbusse oder Sammeltaxis, die von den Nutzer*innen kurzfristig telefonisch oder per App gebucht werden können. Bei vielen Anbietern holen die On-Demand-Verkehre ihre Fahrgäste an vorher mitgeteilten Zustiegspunkten ab. Ein Computerprogramm bündelt dabei Fahrgäste, die zur selben Zeit in dieselbe Richtung unterwegs sind, um doppelte Fahrten zu vermeiden. Als Zielort sind oft Haltestellen des öffentlichen Verkehrs vorgegeben. Die On-Demand-Verkehre können räumliche und zeitliche Lücken im öffentlichen Verkehrsnetz schließen. Sie sind vor allem dort geeignet, wo ein Linienverkehr mit Bussen und Bahnen unwirtschaftlich wäre. Das derzeit größte On-Demand-Angebot in Deutschland gibt es in Südhessen unter dem Dach des Rhein-Main-Verkehrsbundes.

Die Mobilitätsgarantie

Nicht jeder Mensch kann oder will mit dem eigenen Pkw mobil sein. Vor allem Kinder, Ältere und Menschen mit einer Behinderung werden durch ein autozentriertes Verkehrssystem erheblich in ihrer Mobilität eingeschränkt, was ihnen beispielsweise den Weg zur Schule oder zur Arbeit, das Einkaufen, Arzt- und Kinobesuche erschwert. Der VCD will das ändern und setzt sich daher für eine Mobilitätsgarantie ein. Das heißt konkret, dass alle Ortschaften ab 200 Einwohner*innen täglich von 6 bis 22 Uhr an den ÖPNV angeschlossen werden sollen. Auf Hauptachsen im ländlichen Raum sollen Busse und Bahnen im Halbstundentakt verkehren, in städtischen Gebieten im 10-Minuten-Takt. Sehr kleine Ortschaften können durch Bedarfsverkehre bedient werden. Das Land Baden-Württemberg hat bereits mit der Umsetzung einer ähnlich gestalteten Mobilitätsgarantie begonnen.

fairkehr 3/2023