Service 3/2023
Kaufberatung
Mit Anhang mobil
Kinder mit dem Fahrrad zu transportieren ist nicht nur mit dem Lastenrad möglich. Seit Jahrzehnten erfüllen Kinderanhänger diese Aufgabe. Wie Sie den passenden finden, lesen Sie hier.
Nützlich und schick: Kinderanhänger für das Fahrrad sind längst keine wackeligen, meist quietschgelben Gefährte mehr. Die Modell-Vielfalt wächst stetig, und für jedes Bedürfnis ist ein passender Hänger zu haben. In ihnen sitzen Kinder bequem auf kurzen Wegen durch die Stadt und auch auf längeren Radtouren. Außerdem bieten die meisten Modelle Raum für den Einkauf und Transporte, die das Fahrrad allein nicht leisten kann. Viele Kinderanhänger lassen sich auch als Buggy nutzen, sodass Eltern bei älteren Kindern auf den Kinderwagen verzichten können. Die meisten Hersteller empfehlen ihre Hänger für Kinder zwischen sechs Monaten und sechs Jahren. Babys können aber in speziellen Babyschalen mitfahren. Wir haben für Sie anhand von drei Modellen ausprobiert, worauf es bei der Auswahl eines Kinderanhängers ankommt.
Wie steht's mit der Sicherheit der Anhängsel?
Sicherheit hat zunächst auch viel mit Ihrem Zugfahrrad zu tun: Das sollte technisch absolut in Ordnung sein; vor allem die Bremsen müssen bei Hängerbetrieb viel leisten. Mit gut eingestellten Scheibenbremsen ist man auf der sicheren Seite.
Kinderanhänger sind laut Tests und Studien deutlich sicherer als Kindersitze, da die Sturzhöhe geringer ist und beim Zusammenprall mit einem Auto der Hänger meist nicht umgeworfen, sondern weggeschoben wird. Sollte er doch kippen, haben moderne Anhänger eine Art Überrollkäfig, der bei unseren Beispiel-Kandidaten überzeugend ausgeführt ist. Um den Abstand zwischen Kopf und Asphalt bei einem Unfall zu vergrößern, hat der Anhänger von Hamax an der Seite sogar zwei zusätzlich ausstellbare Protektoren.
Sicherheitsrelevant sind auch die Räder des Anhängers. Sie müssen trotz Schnellverschlusses absolut sicher sitzen und sollten Luftbereifung haben. Das Reifenprofil ist dagegen egal, Stollenreifen stellen wegen des höheren Rollwiderstands eher einen Nachteil dar. Die Kleinen dürfen auch bei geöffnetem Verdeck nicht in die Speichen fassen können – was bei unseren Beispielhängern gesichert ist.

Besonders wichtig ist auch die sichere Verbindung zum Zugrad. Etablierte Kupplungssysteme lassen sich einfach bedienen und sind durch eine integrierte Sicherung auch ohne separaten Splint oder Ähnliches sicher. Unsere Anhänger haben einfache, am Hinterbau des Velos anzubringende Kupplungen, die Deichseln lassen sich am Anhänger schnell ab- und anmontieren und sind gegen Herausrutschen gesichert. Je tiefer der Schwerpunkt des Hängers, also auch Kindersitz und Kofferraum, desto kippsicherer das Gespann; das ist der Grund, warum Anhänger sehr niedrig sind. Zur besseren Sichtbarkeit brauchen sie daher gesetzlich vorgeschrieben einen Wimpel an einem mindestens 1,5 Meter langen Stab. Seine Anbringung war bei unseren Modellen teils hakelig, verzichten sollte man darauf aber keinesfalls.
Anschnallen ist das Wichtigste
Zumindest Dreipunktgurte sollten in jedem Hänger die Kinder in den Sitzen halten. Unsere drei Beispiel-Kandidaten haben sogar Fünfpunkt-Systeme, die nicht nur erhöhte Sicherheit bieten, sondern oft auch bequemer sind. Die Sitze selbst sollten für die Körpergrößen von einem bis zu sechs Jahren anpassbar sein – keine leichte Aufgabe, wie wir feststellen konnten. Die Kinder sollten sich auch auf längeren Fahrten wohlfühlen. Gerade bei Zweisitzern wird es schnell eng. Meist nennen die Hersteller eine maximale Größe des Kindes von knapp 1,20 Meter.

Ein Fliegennetz für den Sommer ist absolut Pflicht an jedem Hänger. Außerdem ein Regenverdeck beziehungsweise spritzdichte Fensterfolie für die Oberseite, denn gerade im Hängerbetrieb stiebt das Spritzwasser vom Hinterrad des Velos direkt Richtung Fahrgäste. Für Belüftung an Regentagen sollten zusätzliche Netzöffnungen vorhanden sein, die auch bei geschlossenem Verdeck genügend Luft einlassen – ein gutes Beispiel ist hier der Hamax-Hänger. Der Qeridoo-Anhänger hat sogar ein eigenes 360-Grad-Belüftungssystem, wenn das fordere durchsichtige Regenverdeck hochgeklappt ist.
Je nach Modell sind Sonnenschutz, Regenverdeck und Fliegennetz aneinander befestigt oder einzeln anzubringen. Separate Verdecke machen den Hänger bei schönem Wetter aufgeräumter und luftiger, während die fest angebrachten, zu einem Knäuel zusammengerollten Schichten nicht immer schön anzusehen und weniger praktikabel sind. Andererseits muss man mit gesonderter Regenausstattung immer daran denken, das Verdeck vor dem Start einzupacken.
Reflektoren vorn und hinten sind rechtlich vorgeschrieben. Unser Croozer-Modell hat außerdem am Schiebebügel rechts und links per USB ladbare Akku-Leuchten. Auch dem Qeridoo-Anhänger liegt eine StVZO-konforme Rückleuchte bei.
Grundsätzlich können alle drei Hänger auch als Buggy-Kinderwagen genutzt werden: Buggy-Rad an der Front montieren (meist mit Schnellverschluss), Schiebebügel anstecken, Deichselsicherung lösen und Deichsel abziehen, fertig. Für diese Nutzung braucht der Hänger eine Feststellbremse, die mit dem Fuß bedient werden kann. Besonders komfortabel ist das beim Modell von Qeridoo. Nur unser Hamax hat auch eine Handbremse, die man zum Verzögern beim Fahren nutzt. Sie ist vor allem nötig, wenn der Hänger zum Joggen oder Skaten genutzt wird. Dazu braucht man das jeweilige Jogger-Paket – ein 20-Zoll-Vorderrad inklusive Führung. Die Schubstange sollte dafür übrigens grundsätzlich an die Größe der Eltern anpassbar sein. Das funktioniert bei unseren Hängern gut, am einfachsten mittels Teleskopführung am Hamax.
Das Fahrzeug muss natürlich zum Passagier passen: Die Kleinen sollten bequem einsteigen können – eine breite, nicht zu hohe Öffnung hilft dabei. Und sie sollten den Anhänger mögen, sonst werden die Fahrten zum Problem. Unsere drei Modelle sind aufwendig gefedert, denn es gilt: Wer sich wohlfühlt, fährt auch gern mit. Und erfahrungsgemäß schlummern nicht nur müde Kinder bei der leichten Schaukelbewegung oft schnell ein.
Georg Bleicher
Qeridoo Kidgoo 1 2023
- Sitze: 1 (von uns getestet, auch als Zweisitzer verfügbar)
- Rückhaltesystem: 5-Punkt-System
- Gewicht lt. Hersteller: ca. 17 kg
- Zulässiges Gewicht Kind: 22 kg
- Maximalgröße Kind: 116,5 cm
- Zulässiges Gesamtgewicht: 50 kg
- Babyschale: Zubehörprogramm
- Breite inkl. Räder: 68 cm
- Kofferraumvolumen: 38 l
- Kopfstütze: ja (eigene Kopfprotektoren)
- Bremse: Feststellbremse
- Bremse für Kinderwagen: nein
- Besonderheit: patentierte, besonders sichere ausklappbare Kopfprotektoren, Regenschutz und Sonnenschutz integriert, kleine Netztaschen im Fahrgastraum; höhenverstellbarer Schiebebügel, Reißverschluss-Täschchen für Kleinmaterial am hinteren Ende; sehr sichere und einfach zu bedienende Feststellbremse; StVZO-konforme Rückleuchte liegt bei.
- Preis: 700 Euro (Zweisitzer: 750 Euro)
Croozer Vaaya
- Sitze: 2
- Rückhaltesystem: 5-Punkt-System
- Gewicht lt. Hersteller: ca. 18 kg
- Zulässiges Gewicht Kind: 22 kg
- Maximalgröße Kind: 117 cm
- Zuladung: 45 kg
- Babyschale: Zubehörprogramm
- Breite inkl. Räder: 80 cm
- Federung: ja, Croozer AirPad
- Kofferraumvolumen: 52 l
- Kopfstütze: ja
- Bremse: Feststellbremse
- Bremse für Kinderwagen: nein
- Besonderheit: Sensor-Licht am Schiebebügel, robuste „Stoßstange“ an der Front und um die Ecken gezogen, zehn Jahre Garantie auf Rahmen
- Preis: 1 249 Euro
Hamax Cocoon
- Sitze: 2
- Rückhaltesystem: 5-Punkt-System
- Gewicht lt. Hersteller: ca. 17 kg
- Zulässiges Gewicht Kind: 22 kg
- Maximalgröße Kind: 117 cm
- Zuladung: 42 kg
- Babyschale: Zubehörprogramm
- Breite inkl. Räder: 79 cm
- Federung: ja
- Kofferraumvolumen: separate Tasche
- Kopfstütze: ja
- Feststellbremse: ja
- Bremse für Kinderwagen: ja
- Besonderheit: Sitze einzeln und intuitiv für Liegeposition einstellbar, leicht zu befestigende, abnehmbare Schultertasche als Kofferraum-Ersatz.
- Preis: 1 249 Euro