fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Reise 2/2023

Virtual Reality

Zurück in die Zukunft

Die fairkehr-Redaktion hat die VR-Brille aufgesetzt und sich in der „virtual“ und „augmented“ Realität umgesehen.

Eine 3D-Animation des Kölner Doms mit einem historischen Straßenbahnwagen im Vordergrund.
TIMERIDE GmbHIm alten Bahnwaggon direkt zum Kölner Dom: Mit VR-Brille im Kinosaal ist der Ausflug möglich.

„Als ich die VR-Brille auf hatte und die Straßenbahn ruckelte, war ich wie in eine andere Welt gebeamt“, erzählt Michaela. „Ich hätte schwören kön­nen, dass wir losfahren und uns auf den Weg durch das Köln der 20er-Jahre machen.“ Wie alle anderen im historischen Bahnwaggon reckt sie den Kopf, dreht sich nach links und rechts, um die vielen kleinen Läden und Handwerksbetriebe am Straßenrand besser sehen zu können. Am liebsten würde sie an der nächsten Station aussteigen, um sich unter die Menschen auf der Straße zu mischen: „Besonders faszinierend fand ich es, Köln so zu erleben, wie es vor dem Zweiten Weltkrieg war. Die großzügigen Plätze! Köln mal ohne diesen Monsterverkehr zu erleben! Und Menschen, die auf der ganzen Straßenbreite flanieren!“ Für die Geografin und fairkehr-Mitarbeiterin ist dieser Rückblick in die Vergangenheit gleichzeitig auch eine Vision, an der sich Großstädte in Zukunft wieder stärker orientieren könnten.

Der Anbieter „Timeride“ lädt seine Gäste in fünf deutschen Städten zu einer Zeitreise ein. Mit Rahmenprogramm und Virtual-Reality-Equipment führt das Team seine Gäste in die Vergangenheit – Storyline und Stadtrundfahrt inklusive. In Köln begibt sich die Reisegruppe auf die Spuren einer Hutmacherin, die pünktlich zum Karnevalsauftakt den Hut für den Karnevalsprinzen ausliefern muss. Geschichtsträchtig in Szene gesetzt wird dieser Auftrag vor dem Hintergrund der Besatzung durch die Alliierten von 1919 bis 1926, die den schwer getroffenen Kölner*innen das Feiern des Karnevals untersagten. Eine nachvollziehbare Entscheidung für eine Besatzungsmacht, die weder beim Rosenmontagszug zum Gespött werden, noch eine alkoholisierte Menschenmasse im Zaum halten möchte. Ebenso nachvollziehbar ist aber auch die Begeisterung der ganzen Stadt, als das Karnevalsverbot endete und endlich wieder gefeiert werden konnte.

Menschen sitzen in einem alten Straßenbahnwagen. Sie tragen VR-Brillen.
TIMERIDE GmbHErlebnis virtuelle Zeitreise: täuschend echt und großer Spaß

Diese Vorfreude macht Timeride spürbar. Die Gäste werden Teil der Inszenierung. Der Übergang von der realen zur virtuellen Welt passiert dabei Schritt für Schritt: Schauspieler*innen nehmen die Gäste schon bei der Ankunft in Empfang, dann geht es in einen Kinosaal, in dem die Hintergrundgeschichte filmisch vermittelt wird. „Wir haben unsere Plätze gesucht, uns hingesetzt und waren direkt mittendrin im historischen Köln und in der Vorfreude auf den Karneval“, erzählt Michaela. Vom Kinosaal geht es weiter zur nächsten Station: das Atelier der Hutmacherin, in dem es – ganz real – eine Einführung ins Hutmacherhandwerk gibt. „Hier hätte ich ewig bleiben können“, schwärmt Michaela. „Es war nicht nur spannend zu erfahren, wie Hüte damals hergestellt wurden. Wir durften auch ganz viele Modelle anprobieren, auch die schicken 20er-Jahre-Hüte.  Und das alles in Verbindung mit dem Karnevalsthema und in Köln. Ein ganz besonderes Erlebnis!“

Höhepunkt der Zeitreise ist natürlich die Fahrt mit der historischen Straßenbahn durch eine Kölner Stadtkulisse, die aus heutiger Sicht nur noch schwer vorstellbar ist. Wie die Reise endet, wird hier nicht verraten. Nur so viel: Der Prinz bekommt seinen Hut rechtzeitig zum großen Auftritt. Köln feiert wieder, und nach der virtuellen Reise kann man am Alter Markt ganz real und traditionell ins Brauhaus einkehren und das Erlebte nochmal nachbesprechen.

Mehrere Menschen stehen in einem Hutladen der 20er Jahre.
TIMERIDE GmbHGanz real: Bei der Hutmacherin dürfen Besucher*innen den Kopfschmuck der 20er-Jahre aufsetzen.

Ein besonderes Erlebnis

„Die ganze Show dauert vielleicht eine halbe, maximal eine Dreiviertelstunde“, sagt Michaela. „Aber wir haben den ganzen Abend noch darüber geredet, was wir alles gesehen und erlebt haben.“ Ihr Fazit: Trotz des kommerziellen Hintergrunds und kleinerer Qualitätsmängel bei der Ausgestaltung des virtuellen Raums ein besonderes Erlebnis, das sie sich auch in anderen Städten gerne noch mal anschauen würde.

Protokoll des Gesprächs: Regine Gwinner

Virtual Reality vs. Augmented Reality

Virtual Reality

Statt tatsächlich zu reisen, bieten Virtual Reality-Angebote die Möglichkeit, mit Hilfe der entsprechenden Technik fremde Welten zu entdecken oder in Fantasiewelten einzutauchen.

Dafür stellen die Anbieter in der Regel eine Kombination aus realen und virtuellen Räumen zur Verfügung (siehe Beitrag Timeride). Die dafür nötigen VR-Geräte simulieren nicht nur die 360-Grad-Rundum-Optik, sondern liefern gleichzeitig die passende Tonspur, sodass die Nutzer*innen sehr realitätsnah in das virtuelle Erlebnis einsteigen können. Dies bietet die Möglichkeit, im Reisebüro schon mal den geplanten Stadt- oder Strandurlaub anzutesten.

Virtual Reality bezieht aber auch Simulationen mit ein, wie zum Beispiel Zeitreisen, die Schluchtenquerung auf dem Hochseil oder den Flug über die verschneite Alpenwelt.

Augmented Reality

Von Augmented Reality spricht man, wenn reale Reiseerlebnisse mit digitalen Zusatzangeboten so verknüpft werden, dass die Gäste einen Mehrwert haben. So können zum Beispiel entlang eines Stadtspaziergangs an speziellen Info-Punkten Audio- oder Videodateien mit weiterführenden Informationen zur Verfügung gestellt werden. In der Regel rufen Besucher*innen diese Informationen selbst per Smartphone ab.

Eine Zeitreise in fünf deutschen Großstädten: In den Städten Köln, Dresden, München, Berlin und Frankfurt bietet der Anbieter Timeride eine Stadtführung der besonderen Art an. Dank unterschiedlicher VR-Installationen können die Gäste die Stadtbilder der 20er-Jahre erleben und unterhaltsame Geschichten erfahren – von Karneval über Business bis Handwerk.   

fairkehr 2/2023