fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 1/2023

Unterwegs mit der Bahn

Was Fahrgäste brauchen

Bahnreisen müssen für alle Menschen einfach und komfortabel sein: vom Ticketkauf bis zur garantierten Ankunft am Reiseziel.

Ein Mann und eine Frau stehen auf dem Bahnsteig. Er zeigt ihr etwas auf seinem Smartphone.
Foto: Deutsche Bahn AG/Max LautenschlägerAuskunft über Anschlüsse auf allen Kanälen gewünscht, per App, Durchsage oder persönlich

Unkomplizierter Ticketkauf

Die meisten Menschen kaufen Zugtickets unkompliziert mit der DB-App oder über die Website bahn.de. Für immer mehr Regionen gibt es dort auch Tickets für Stadtbusse, Straßenbahnen oder U-Bahnen. Auch für Bahnreisende mit Fahrrad sind App und die DB-Webseite eine große Hilfe: Ein Häkchen genügt, um nach Verbindungen mit freien Fahrradplätzen zu filtern.  Künftig sollen in allen neuen oder umgebauten Zügen vier Fahrradstellplätze vorhanden sein.

Nach wie vor können Tickets am Automaten im Bahnhof, am Schalter und bei Reiseagenturen erworben werden. Allerdings hat die DB die Provisionen für Bahnreisebüros gestrichen, was deren Existenz bedroht. Der VCD macht sich dafür stark, dass der personenbediente Fahrkartenverkauf weiter existiert – nicht nur für Menschen, die sich in der digitalen Welt schlecht zurechtfinden, sondern auch für komplizierte Reisen, etwa ins Ausland.

Durchgehende Fahrten ins Ausland verkauft die DB nur eingeschränkt. Hier helfen die unabhängigen Buchungsportale thetrainline.com oder omio.com weiter. Mehr Tipps für Fernbahnreisen ins Ausland im VCD Bahntest 2021/22. Tickets privater Fern- und Nachtzugbetreiber müssen Reisende direkt über die Website des entsprechenden Unternehmens buchen. Der VCD engagiert sich für eine europäische Buchungsdrehscheibe.

Garantierte Ankunft

Ab dem 7. Juni 2023 gilt eine neue europäische Fahrgastrechteverordnung. Bahnunternehmen müssen künftig eine Durchgangsfahrkarte anbieten: Anschlussgarantie besteht dann zwischen Zügen des gleichen Bahnunternehmens.

Gerade auf internationalen Routen kommt es aber zu Umstiegen zwischen Zügen verschiedener Gesellschaften. Wer einen Anschlusszug verpasst, der im Ausland reservierungspflichtig ist, steht vor Problemen. Bahnunternehmen sind nicht verpflichtet, Reisende umzubuchen. Hier fordert der VCD fahrgastfreundlichere Regelungen: Wer am Reisetag für die gewünschte Verbindung keinen freien Platz mehr bekommt, sollte die Fahrt kostenfrei mit einem anderen Verkehrsmittel fortsetzen können. Alternativ wäre die Erstattung von Übernachtungskosten akzeptabel, um die Weiterreise am folgenden Tag zu ermöglichen.

Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität wird es etwas weniger kompliziert: Alle Eisenbahnunternehmen werden verpflichtet, sich an einer gemeinsamen zentralen Anlaufstelle für Fahrgäste mit Mobilitätseinschränkungen zu beteiligen. Diese können ab Juni mit einer Frist von 24 statt bisher

48 Stunden eine Mobilitätshilfe anfordern. Nach Ansicht des VCD soll allen Menschen ermöglicht werden, auch spontan zu reisen. Die Mobilitätshilfe sollte auch im Falle eines Schienenersatzverkehrs gelten.

Das ist ein Rückschritt bei den Fahrgastrechten: Wenn höhere Gewalt, ex­tremes Wetter, Naturkatastrophen oder Krisen der öffentlichen Gesundheit zu Zugausfällen und Verspätungen führen, gibt es keine Erstattungen mehr.

Fahrgäste brauchen umfassende Informationen zu Anschlüssen auf ihrer Reise. Da der Internetempfang im Zug schlecht und die Apps gelegentlich nicht mit den realen Zeiten übereinstimmen, sollten Fahrgäste über mehrere Kanäle Informationen zu Anschlussverbindungen erhalten. Den geplanten Wegfall der Pflicht, Anschlusszüge per Durchsage anzukündigen, lehnt der VCD ab.

Bastian Kettner, VCD-Sprecher für Bahn und ÖPNV 
Matthias Kurzeck, VCD-Bundes­vorsitzender 

fairkehr 1/2023