fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

Obere Wilhelmstraße 32 | 53225 Bonn | Telefon (0228) 9 85 85-85 | www.fairkehr-magazin.de

Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Magazin 1/2023

Kommentar

Solar-Radweg Freiburg

Ein Radweg in Freiburg ist mit Solarpanelen auf Stelzen überdacht.
Foto: badenova/Jonas ConklinWenn das mal gut geht: Radweg durch Stahlträgerspaliere

Nicht erst seit der radfahrende Nachbar an einem Metallpfosten hängen blieb und mit einem Trümmerbruch auf dem OP-Tisch landete statt in der Vorlesung an der Uni, gehen bei dem Bild vom Freiburger Solar-Radweg die Alarmglocken an. Wie kann man auf die Idee kommen, ausgerechnet einen Fahrradweg beidseitig mit massiven Stahlträgern zu säumen, offenbar ohne nennenswerten Sicherheitsabstand?

Die Stadt Freiburg, sonnenverwöhnt und engagiert als Solarstandort und Vorreiterin beim Radwegebau, startete dieses Pilotprojekt: Sie überdachte 300 Meter Radweg an der Freiburger Messe mit Photovoltaikmodulen. Die Anlage besitzt 282,7 Kilowatt Leistung und wird pro Jahr etwa 280 000 kWh Ökostrom erzeugen, was dem Jahresstrombedarf von mehr als 180 Personen entspricht. Die Glas-Glas-Module aus deutscher Produktion sind lichtdurchlässig und halten auch noch den Regen ab. Alles paletti also?

Freunde der Sonne und Radler*innen könnten angesichts der Kombination aus Radfahren und Energiegewinnung jubeln – und tun es auch. Das Pilotprojekt zeige, dass Photovoltaik auch über Verkehrsflächen Platz finde. Gerade im urbanen Raum, wo Flächen rar und teuer seien, gelte es, intelligente und kreative Lösungen zu finden, um die Klimaziele zu erreichen, sagt Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn.

 Nun ist ja das Radfahren ein dynamischer Vorgang im labilen Gleichgewicht: Leicht kann das Gefährt samt Fahrer*in ins Schwanken geraten, Kinder scheren gerne aus der Spur, fahren Schlangenlinien, Ausweichmanöver werden notwendig, Eltern radeln mit Anhänger, benutzen breite Lastenräder oder haben Gepäck dabei: Diese Menge an Radfahrer*innen muss möglichst unfallfrei zwischen den Strahlträgern hindurch. Vielleicht sieht die Bauform auch nur so gefährlich aus und die Verantwortlichen haben alles mitbedacht: Aber sollte man nicht trotzdem besser zuerst Autobahnen mit Photovoltaik­anlagen überdachen?

Uta Linnert 

fairkehr 1/2023