Magazin 5/2022
Deutscher Verkehrsplanungspreis
SRL und VCD zeichnen Hansestadt Lübeck aus
„Qualität der Nähe. Attraktiver Aufenthalt und sicheres Erreichen von Stadtteil- und Ortszentren“ lautete das Motto des Deutschen Verkehrsplanungspreises 2022, den die Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) in Kooperation mit dem VCD am 24. November in Berlin verliehen hat.
Die Auszeichnung ging dieses Jahr an die Hansestadt Lübeck für den Verkehrsversuch Beckergrube. Die Beckergrube ist eine 500 Meter lange Straße, die in Ost-West-Richtung vom Zentrum der Lübecker Altstadt hinunter zum Fluss Trave verläuft. Im Rahmen eines dreijährigen Verkehrsversuches, der 2020 startete, hat die Stadt einen Abschnitt mit kostengünstigen Maßnahmen umgestaltet: Durch den östlichen Teil der Straße dürfen nur noch Busse, Anwohner*innen und Lieferant*innen fahren und es gilt ein Tempolimit von 20 km/h. Die Stadt hat die Fahrbahnbreite von zehn auf sechs Meter reduziert, 19 Kurzzeitparkplätze entfernt, 100 Fahrradstellplätze installiert sowie zehn Sitzmöbel und neun Bäume in Pflanzkästen aufgestellt. Vor dem Versuch fuhren täglich rund 7 000 Kraftfahrzeuge durch die Beckergrube. Die durchgeführten Maßnahmen konnten den Kfz-Verkehr um über die Hälfte reduzieren.
„Die Stadt Lübeck präsentiert mit dem eingereichten Projekt einen umfassenden Lösungsansatz. Das Konzept ist sehr überzeugend, weil es eine hohe Aufenthaltsqualität und gute Interaktionsmöglichkeiten bietet“, schrieb die Jury des Deutschen Verkehrsplanungspreises in ihrer Urteilsbegründung und lobte die Bürgerbeteiligung am Projekt. Mit einem Rahmenplan mit Mobilitätskonzept will die Stadt Lübeck den Ansatz aus der Beckergrube ausweiten. Eines der Ziele: Aus Durchgangsstraßen sollen Aufenthaltsorte werden.
Drei weitere Kommunen erwähnte die Jury anerkennend: Die Stadt Köln plant, die Einkaufsstraße Ehrenstraße zu einer Fußgängerzone mit Fahrradverkehr umzugestalten, und hat ihr nachhaltiges Konzept eingereicht. Die Gemeinde Baiersbronn im Schwarzwald hat die Ortsdurchfahrt B 462 in eine grüne Tempo-30-Zone mit breitem Fußweg verwandelt. Die mittelfränkische Gemeinde Markt Bibart zeigt mit einem laufenden Verkehrsversuch, wie die Ortsdurchfahrt und Hauptstraße B8 lebenswert gestaltet werden kann.