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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 3/2022

Mobilität für alle

Drei Porträts zur Mobilitätsgarantie

Egal, ob man auf dem Land lebt, körperlich beeinträchtigt ist oder finanziell schwach – Mobilität sollte allen zur Verfügung stehen. Die Realität sieht oft anders aus.

Das Bild vom Verkehr der Zukunft ist für Jasmin Beinlich klar gezeichnet: „Ich stelle mir ein flächendeckendes ÖPNV-Netz mit abgestimmten Zug- und Busfahrzeiten vor“, sagt sie. Der Alltag der 22-jährigen Studentin sieht allerdings anders aus.

Beinlich wohnt in Kemoden, einem kleinen Dorf zwischen München und Landshut. Zur Universität nach Regensburg fährt sie zuerst 25 Kilometer mit dem Auto bis zum Bahnhof nach Moosburg, denn die Busse fahren nur selten und sind nicht auf die Zugabfahrtszeiten abgestimmt. „Ich würde gerne die komplette Strecke mit Bus und Bahn zurücklegen, oder auch zum Einkaufen, auch wenn es länger dauert. Aber das Angebot ist einfach zu schlecht, das ist leider keine Option“, sagt Beinlich. Sie wünscht sich ein Rufbus-Angebot, das ihr Dorf nach Bedarf mit den Städten in der Umgebung verbindet. „Das würde vielen Leuten hier wirklich helfen.“

Für Joachim Marx sind wir von einer Mobilitätsgarantie ganz weit entfernt. „Ich erlebe unsere Welt als mobilitätsfeindlich“, sagt der 51-jährige Bonner. In Sachen Mobilität ist er auf Bus und Bahn angewiesen, denn er sitzt im Rollstuhl und kann nicht Auto fahren.

Beeinträchtigten Personen Mobilität zu ermöglichen, habe keinen hohen Stellenwert in der Gesellschaft, sagt Marx. Die Priorisierung sei eine andere: Statt zum Beispiel Geld für Barrierefreiheit im ÖPNV auszugeben, werde das lieber in prestigeträchtige Bauprojekte investiert. Sein größtes Alltagsproblem aber sei die Ignoranz der Gesellschaft. Während EU-Verordnungen zunehmend für ein Mindestmaß an Barrierefreiheit sorgten, sei der Mobilitätsalltag von beeinträchtigten Personen geprägt von zugeparkten Gehwegen, auf Behindertenparkplätzen abgestellten Rollern, vollurinierten Aufzügen oder an Geländern abgestellten Fahrrädern.

Zum kompletten Portrait auf der VCD-Website

„Wenn meine Tochter nachmittags Unterrichtsausfall hatte, habe ich sie mit dem Auto abgeholt. Sonst hätte sie zwei Stunden auf den Bus warten müssen“, erzählt Yvonne Schulze. Mit 18 hat ihre Tochter den Führerschein gemacht und seitdem investiert Schulze statt in die Monatskarte für den Bus lieber gleich in ein eigenes Auto für die Tochter.

Für Familie Schulze ist das Auto das Verkehrsmittel Nummer 1. Denn Yvonne Schulze wohnt zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Katzwinkel, einem kleinen Dorf 120 Höhenmeter über dem Siegtal. Durch die exponierte Lage ist das Fahrrad maximal für die zwei fitten Jungs eine Option. Der Busfahrplan ist ausschließlich an die Bedürfnisse der Schüler*innen gekoppelt. So setzt die Familie vor allem aufs Auto, auch wenn das ein riesiges Loch in die Haushaltskasse reißt. Denn Yvonne Schulze bezieht eine Erwerbsminderungsrente, ihr Mann Arbeitslosengeld II.

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fairkehr 3/2022