VCD aktiv 2/2022
VCD-Aktivenportrait
Das Recht auf Wind im Haar
Der VCD setzt sich dafür ein, dass ältere Menschen selbstbestimmt mobil sind – mit Projekten vor Ort und bundesweit.
Mal wieder rauskommen, Menschen treffen, sich den Wind durchs Haar wehen lassen: Während der Pandemie haben viele ältere Menschen das vermisst. Vor allem, wenn sie in Alters- oder Pflegeeinrichtungen leben. In immer mehr Städten entstehen deshalb Fahrrad-Rikscha-Projekte: Ehrenamtliche machen Ausfahrten mit Senior*innen.
Auch VCD-Aktive engagieren sich in diesen Projekten. Beispielsweise Siegfried Polsfuß. Er ist Vorstandsmitglied beim VCD Landshut – Dingolfing – Landau und Mitglied im bundesweiten VCD-Arbeitskreis Seniorenmobilität (siehe Infokasten). Bereits vor der Pandemie wollte der 71-Jährige Rikscha-Ausfahrten organisieren. Der Lockdown kam dazwischen. Der Verein LebensAchsen in Landshut erfuhr von Polsfuß‘ Plänen. Der Verein setzt sich dafür ein, dass alle Menschen gleichberechtigt am sozialen Leben teilhaben.
Gemeinsam organisierten der VCD Landshut und LebensAchsen im Sommer 2021 mit geliehenen Rikschas Aktionstage in Einrichtungen für ältere Menschen: Unter dem Motto „Raus aus dem Lockdown, rein in die Stadt“ fuhren die Ehrenamtlichen mit ihren Passagieren spazieren. Sie sammelten Spenden und machten auf ihr Projekt aufmerksam. Mit Erfolg: Die Aktiven bekamen eine Förderung von der Sparda Bank und haben nun eine eigene Rikscha. Damit werden sie ab diesem Frühjahr mit älteren Menschen, die nicht mehr selbstständig mobil sind, zum Einkaufen, in die Altstadt oder einfach ins Grüne fahren. VCD-Vorsitzender Polsfuß engagiert sich auch als Fahrer und lernt neue Fahrer*innen an. Mit ihrem Projekt wollen sich die Landshuter Aktiven dem bundesweiten Verein „Radeln ohne Alter“ anschließen.
Flaniermobil in Aachen
Das hat auch die Aachenerin Ute Fischer getan. Die 56-Jährige ist Mitglied im VCD Aachen-Düren und Gemeindesozialarbeiterin bei der Caritas. Für die Caritas Aachen hat sie gemeinsam mit Kolleg*innen das Projekt „Flaniermobil“ gestartet, mit zurzeit drei Rikschas. Ab dem Frühjahr werden ehrenamtliche Fahrer*innen mit Menschen aus Senioreneinrichtungen Touren im Stadtviertel unternehmen. Fischer hatte die Idee während der Lockdown-Zeit. Sie erlebte, dass ihre Eltern kaum noch aus dem Haus gingen, und wollte etwas gegen die Einsamkeit älterer Menschen tun. Mit dem Projekt will Fischer außerdem Klimagerechtigkeit und soziale Teilhabe verbinden: „Beides sind Themen, die unsere Gesellschaft künftig beschäftigen werden. ,Radeln ohne Alter‘ verknüpft sie sehr gut.“
Kirsten Lange
Initiativen, die Rikscha-Ausfahrten für Ältere anbieten, können sich als Standort bewerben: radelnohnealter.de
Der VCD macht mobil im Alter
Mit verschiedenen Projekten setzt der VCD-Bundesverband sich dafür ein, dass Menschen jeden Alters eigenständig und klimaverträglich mobil sein können. Der bundesweite Arbeitskreis Seniorenmobilität/Mobil bleiben trifft sich mehrmals im Jahr, spricht über aktuelle Herausforderungen und entwickelt Projektideen.
Auf seiner Webseite hat der VCD seine politischen Forderungen, viele Informationen und Tipps zur sicheren und umweltfreundlichen Mobilität im Alter zusammengestellt.