Magazin 5/2021
Einwurf
Tempolimit kommt nicht: Es darf weiterhin gerast werden. Eine radikale Minderheit zwingt der Mehrheit ihren Willen auf.
Früher galt die FDP als prinzipienlose „Umfallerpartei“. Heute gibt sie sich marktradikal und trendy. Ihr Nein zu Tempolimits ist nicht zukunfts- und nicht mehrheitsfähig. Trotzdem schaffte sie es, Rot-Grün den Verzicht auf Tempolimits abzutrotzen. Bei PS-Fanatiker*innen, Autolobby und Schrottplätzen knallen die Sektkorken. SPD und Grüne stehen ziemlich belämmert da. Schließlich hatten sie ein Ende des Wahnsinns in Aussicht gestellt.
Für das Klima, für Unfallopfer und deren Angehörige kommt der Kompromiss einer Katastrophe gleich. Tödliche Unfälle auf Autobahnen könnten um 43 Prozent sinken . 2,6 Millionen Tonnen Treibhausgase könnten durch Tempo 120 auf Autobahnen eingespart werden. In den kommenden vier Ampel-Jahren 10,4 Millionen Tonnen. Das ist zweimal so viel wie die jährlichen Treibhausgasemissionen Islands . Wer will da behaupten, Tempolimits brächten nichts? „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ So hart wie Brecht wollen wir nicht urteilen. Aber mit dem Verzicht auf Tempolimits wird sich der VCD nicht abfinden. Wir streiten weiterhin dafür – 120 auf Autobahnen, 80 auf Überlandstraßen, 30 innerorts.
Kerstin Haarman, Stefan Bajohr
VCD-Bundesvorsitzende