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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 3/2021

VCD-Aktivenwettbewerb

Einsatz für die Steigerwaldbahn

Zwei VCD-Gruppen haben mit Rad-Aktionen Verkehrspolitik beeinflusst. Dafür hat der VCD-Bundesverband sie ausgezeichnet.

Radfahrerinnen und Radfahrer stehen neben einem Zuggleis.
Mit einer Fahrrad-Sternfahrt demon­strierten im September 2020 30 VCD-Aktive und
weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter für die Wiederbelebung der Steigerwaldbahn.

Auf der Strecke der Steigerwaldbahn zwischen Kitzingen und Schweinfurt fährt seit 2007 kein regulärer Zug mehr. Dabei wäre Linienverkehr auf der Strecke gut für die Region – und natürlich für Umwelt und Klima, sagt der VCD Mainfranken-Rhön. Er setzt sich dafür ein, dass die Steigerwaldbahn wiederbelebt wird. Die Kreistage Schweinfurt und Kitzingen und den Stadtrat Schweinfurt hat er auf seiner Seite: Sie sprachen sich 2019 für die Prüfung einer Reaktivierung aus. Die meisten anderen Gemeinden an der Strecke stellten jedoch bereits 2018 einen Antrag darauf, dass die Trasse entwidmet wird. Dann verlöre sie ihre Funktion als Bahnstrecke und die Gemeinden könnten das Gelände anders verplanen.

„Wir haben festgestellt: Viele Menschen – ob Bürger oder Politikerinnen – wissen gar nicht, wie Reaktivierung funktioniert, wie Bahnverkehr finanziert wird, was die Steigerwaldbahn für die Region bedeutet“, sagt Bruder Julian Glienke. Der Benediktiner-Mönch ist Vorstand der VCD-Ortsgruppe Kitzingen im VCD Mainfranken-Rhön. „Deshalb laden wir seit September 2019 zu Infoveranstaltungen in Gemeinden an der Strecke ein.“

Der Pandemie-Lockdown im Frühjahr 2020 machte Vor-Ort-Veranstaltungen unmöglich. Die VCD-Aktiven stellten auf Online-Infoabende um – und produzierten eine umfassende Broschüre, die anschaulich erklärt, was die Reaktivierung der Steigerwaldbahn für die Region bedeuten würde und wie sie sich umsetzen ließe. Der VCD setzt sich darin auch mit Alternativen auseinander: Reaktivierungsgegner haben beispielsweise einen Schnellradweg vorgeschlagen, auf dem auch autonome Busse fahren könnten.      

Die Handreichung verschicken und verteilen die VCD-Aktiven an Bürgermeister, Lokalpolitikerinnen und Anwohner. Außerdem ließen sie 18  000 Flyer drucken: „Mit jeweils ortsspezifischen Infos für die verschiedenen Gemeinden“, erklärt Glienke. „Alle Haushalte an der Strecke haben einen Flyer bekommen.“ Über einen QR-Code auf den Flyern konnten die Menschen an einer Umfrage teilnehmen. Mehr als 1 700 machten mit. Das Ergebnis zeige, dass die Mehrheit der Befragten die Steigerwaldbahn als Zukunftsperspektive sehe, sagt Glienke.

In der Broschüre gibt der VCD Informationen zu rechtlichen, finanziellen und politischen Fragen rund um die Reaktivierung.

Zug noch nicht abgefahren

Für seinen Einsatz hat der VCD Mainfranken-Rhön den dritten Preis im VCD-Aktivenwettbewerb gewonnen. Die Jury lobte die fundierte und sachliche Informationsarbeit der Aktiven.

Unterdessen hat sich für die Steigerwaldbahn eine neue Perspektive ergeben: Die Privatfirma Thüringer Eisenbahn GmbH will die Strecke reaktivieren. „Der Zug ist noch nicht abgefahren“, sagt Bruder Julian Glienke. „Wir werden dicke Bretter bohren müssen, eine Reaktivierung geht nicht von jetzt auf gleich. Doch immer mehr Menschen wird klar: Die Bahn ist das Verkehrsmittel der Zukunft.“

Kirsten Lange

fairkehr 3/2021