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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Reise 3/2021

Interview

Gelebte Vielfalt – bester Service

Das Ferienzentrum Salvatore ist einzigartig in Europa. Hier können Menschen im Rollstuhl mit Freunden und Familie barrierefreien Urlaub machen. Ein Interview mit der Hotelchefin.

Porträt einer Italienerin mittleren Alters, mit mittelbraunen Haaren, die zu einem Zopf gebunden sind und einem olivfarbenen Shirt. Sie hält ein Handy in den Händen.
Sabina Avagliano ist immer für alle erreichbar und hat ein Herz für jedes Anliegen.

fairkehr: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in San Felice ein Ferienzentrum für Gäste im Rollstuhl aufzumachen?

Sabina Avagliano: Es war mein Vater, Salvatore Avagliano, der vor 40 Jahren das Centro ins Leben gerufen hat. Er hat die ersten Menschen im Rollstuhl in den sonnigen Süden Italiens gebracht, weil er ihnen ihren Lebensmut zurückgeben wollte. Er selbst hatte es als Waisenkind in Süditalien nicht leicht gehabt. Auf seiner Reise damals durch Europa blieb er im Ruhrgebiet hängen und pflegte dort in einem Unfallzentrum Rückenmarksverletzte. Mit zwölf Zimmern hat alles angefangen, heute sind es 42 in verschiedenen Gebäuden, verteilt in einem blühenden Garten.

Was ist das Besondere am Centro Ferie Salvatore?

In unserem Familienbetrieb bemüht sich jeder, dass unsere Gäste im Rollstuhl einen unvergesslichen Aufenthalt erleben. Alle Wege im Centro sind rollstuhlgerecht, natürlich alle Zimmer, das Restaurant, die Bar, die Rezeption. Auch für Familien ist das Ferienzentrum ideal, denn hier können sich Kinder im Rollstuhl frei bewegen und mit ihren nichtbehinderten Spielgefährten den gesamten Garten erobern. Unser Shuttlebus bringt die Rollifahrer und ihre Freunde und Familien zum Strand und wieder zurück, seit Corona fahren wir noch öfter, um den Gästen Abstand zu gewährleisten. An unserem Strandabschnitt finden sie erhöhte Sonnenliegen, befestigte Wege im Sand und bis zum Wasser. Unsere geschulten Bademeister holen bei Bedarf die Gäste an der Liege ab und fahren sie bis ins Meer. Auf Handzeichen kommt der Servicemann mit dem Baderollstuhl ins Wasser und holt den Gast zurück an Land. Alle Gäste bestätigen es: Das ist einzigartig in Europa.

Wer sind Ihre Gäste?

Wir haben viele Stammgäste, einige noch aus der Zeit meines Vaters. Jetzt habe ich den Betrieb übernommen. Ich bin in Essen geboren, habe in Freiburg Tourismus studiert und bin vor sechs Jahren mit meiner Familie nach San Felice übergesiedelt. Wir haben aufgrund unserer Mehrsprachigkeit viele Gäste aus Deutschland aber natürlich auch viele Italiener, besonders im Hochsommer. Im Frühjahr kommen regelmäßig deutsche Schulklassen mit Lehrern, die noch meinen Vater kannten. Sie machen Exkursionen in die interessante Umgebung und werden nebenbei Teil der Gemeinschaft mit mobilitätseingeschränkten Menschen.

Was können Gäste von Sabina Avagliano erwarten?

Wenn die Gäste es wünschen, organisieren wir ihre gesamte Reise. Viele reisen mit dem Auto an, weil sie ihre besondere Ausrüstung mitbringen. Wer bis Rom fliegt oder mit dem Zug kommt, den holen wir ab. Wir organisieren Touren in den angrenzenden Nationalpark Circeo und Ausflüge aufs Wasser. Wir nehmen auch unsere Rollifahrerinnen und Rollifahrer mit ins Boot. Bei den Strandgebühren sind wir mit zwei Liegen und einem Sonnenschirm – der italienischen Standardausrüstung – trotz Rollstuhlservice preiswerter als die Strände nebendran. San Felice Circeo hat sich wegen seiner tollen weißen Strände zu einem sehr beliebten Badeort entwickelt. Wir verzichten auf Luxus und halten die Preise moderat, setzen aber auf Rundumverpflegung und eine herzliche Gemeinschaft.

Interview: Uta Linnert

Italien-Urlaub in Corona-Zeiten:

Italien ist für Touristen wieder geöffnet, die Quarantäne-Pflicht wurde aufgehoben, die Inzidenzen sind stark gefallen (Stand: 01.07.2021). Trotzdem sollten sich Reisende bei der Urlaubsplanung über die aktuelle Lage informieren. Die Situation kann sich jederzeit ändern. Impfen hilft, aber Corona ist noch nicht überwunden.
Aktuelle Informationen geben die Seiten des Auswärtigen Amtes.

Das Ferienzentrum hatte schon im letzten Sommer umfangreiche Hygienemaßnahmen zum Schutz der Gäste getroffen. Diesen Sommer sind viele der Gäste und das Personal geimpft. Alles spielt sich draußen ab: Auf der Terrasse, an der Bar und am Strand sind Tische und Liegen mit Abstand aufgestellt.

fairkehr 3/2021