fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Familie 3/2021

Mit dem Rad zur Schule

Autos? Weniger! Kleiner! Langsamer!

Der VCD startete seine Jugendkampagne FahrRad! mit einer Online-Diskussion zum Thema fahrradfreundliche Schule.

Das Foto zeigt zwei Mädchen hüftaufwärts, die Helme tragen.
Mit dem Fahrrad zur Schule fahren macht Spaß und hält fit. Die VCD Jugendkampagne FahrRad! läuft zum 15. Mal – in diesem Jahr verlängert bis zum 30. September.

Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, damit andere Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren, ihre Kinder nicht totfahren. Klingt paradox, ist aber tägliche Realität. Wer morgens zum Schulbeginn an einer Grundschule vorbeikommt, erlebt das Chaos: Da halten Autos jeder Größe vor dem Schultor, auf dem Bürgersteig, in der Feuerwehreinfahrt, in zweiter Reihe. Türen werden aufgerissen, es wird vor- und zurückrangiert, denn alle haben es eilig. Dazwischen laufen Schulkinder, schlängeln sich mit Schulranzen und Turnbeuteln an Minis und VW-Bussen vorbei, über die sie nicht drüberschauen können.

Obwohl die Schulwege in Deutschland überwiegend kürzer als zwei Kilometer sind, werden fast die Hälfte der unter 10-Jährigen mit dem Auto zur Schule gebracht und nur 20 Prozent legen den Schulweg mit dem Fahrrad zurück. In den weiterführenden Schulen sieht es etwas besser aus: Je nach Lage der Schule und Alter der Kinder kommen mehr Schülerinnen und Schüler zu Fuß oder mit dem Rad. Doch das Mobilitätsniveau von Kindern und Jugendlichen hat sich verändert. Sie sind seltener selbstständig unterwegs, als es ihre Altersgenossen noch 2002 und 2008 waren. Gleichzeitig haben SUVs, Geländewagen und Vans ihren Anteil im Vergleich zu 2008 von etwa zehn auf nun etwa 20 Prozent verdoppelt. Diese Ergebnisse liefert die Studie „Mobilität in Deutschland“, die das Bundesverkehrsministerium regelmäßig herausgibt.

„Wir sind es selbst, die die Kinder gefährden“, bringt es Karin Hieronimus auf den Punkt. In der Online-Diskussion zur VCD-Jugendkampagne „FahrRad!“ plädiert die Gründerin der Berliner Eltern-Initiative „Sicher zur Schule“ leidenschaftlich für einen Kulturwandel: „Autos? Weniger! Kleiner! Langsamer!“ Wir müssen Eltern auf unsere Seite bringen“, sagt Hieronimus, die in Berlin Eltern aus 22 Grundschulen motivieren konnte, sich der Initiative anzuschließen und aktiv zu werden.

Portrait von Jakob Blasel, junger Mann mit lockigen, hellen Haaren.
Klima-Aktivist Jakob Blasel ist Botschafter der VCD-Fahrrad­jugendkampagne. Der Mitbegründer der deutschen Fridays- for-Future-Bewegung kandidiert für die Grünen und möchte zukünftig als Abgeordneter im Bundestag Klimapolitik aktiv durchsetzen.

Sicher zur Schule kommen

Neuer Botschafter der VCD-Kampagne ist Jakob Blasel. Auch er stellt sichere Fahrradwege ganz oben auf die Forderungsliste. Der Klima-Aktivist, der die Fridays-for-Future-Bewegung in Deutschland mitgegründet hat, ist aber zu Schulzeiten weniger wegen des Klimaschutzes geradelt. Er hat beim Radfahren die Unabhängigkeit von den Eltern genossen. Bei den Schulen sieht er Handlungsbedarf: „Wer sein Rad pflegt und liebt, stellt es ungern in schlecht gewarteten Abstellanlagen der Schule unter“, sagt er in der Diskussionsrunde.

Petra Falter und Michael Kreil, beide Schulleiter an bayerischen Schulen, fordern feste Zeiten für Mobilitätsbildung im Stundenplan. Schulen brauchten aber auch Fördermittel für die Ausstattung. Es sei leichter, Tablets anzuschaffen, als ein paar Fahrräder für die Schule, mit denen Kinder auf dem geschützten Schulhof oder einem Sportplatz üben könnten, beklagen sie. Unterstützung erhoffen sie sich von der Politik.

Porträt von Cem Özdemir, Mann im mittleren Alter mit kurzen schwarzen Haaren.
Cem Özdemir, Vorsitzender im Verkehrsausschuss des Bundestages, bezog in der VCD-Diskussion klar Stellung für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Nach der Bundestagswahl müssen Bekenntnissen aber Taten folgen: Kinder brauchen sichere Wege, Eltern auch.

Die schickte eine Videobotschaft in die Diskussionsrunde. Cem Özdemir, Vorsitzender des Verkehrs­ausschusses im Bundestag, unterstützt als Schirmherr den Projektpartner des VCD, die AKTIONfahrRAD. „Fahrradfahren ist eine Kulturtechnik und gehört für mich genauso in die Schule wie Schwimmen – und zwar für Jungen wie für Mädchen, egal woher sie kommen“, sagt der Grünen-Politiker. Das Ziel müsse sein, dass Fahrradfahren so sicher sei wie das sprichwörtliche „Elterntaxi“. Er könnte – je nach Wahlausgang im September – die Gelegenheit bekommen, Verkehrssicherheit umzusetzen. Özdemir möchte den Städten und Gemeinden die Möglichkeit geben, innerorts als Regelgeschwindigkeit Tempo 30 einzuführen, leichter Fahrradstraßen einzurichten und Vorgaben für Abbiegeassistenten bei Lkw zum Schutz der Radfahrer*innen zu machen. Sollte Özdemir für die Grünen das Verkehrsministerium übernehmen, werden der VCD und die Workshop-Beteiligten ihn beim Wort nehmen.

Uta Linnert

Der VCD für Familien und Kinder

VCD Mobifibel

Vor dem neuen Schuljahr können Eltern lernen, wie sie ihre Kinder fit machen für den Schulweg – zu Fuß oder per Fahrrad. Zur Mobifibel

FahrRad! Fürs Klima auf Tour

Radkilometer sammeln, Aufgaben lösen und Preise gewinnen: Die Aktion läuft in diesem Jahr bis zum 30. September. Jugendliche von 10 bis zu 18 Jahren können teilneh­men – als Schulklasse, Familie oder Jugendgruppe. Anmelden

Aktionswoche „Zu Fuß zur Schule“

VCD-Aktion mit dem Deutschen Kinderhilfswerk vom 22. September bis zum 2. Oktober für Eltern, Lehrer und Schüler. Zum Projekt

fairkehr 3/2021