Reise 1/2021
Reisebuchempfehlung
Großbritannien querbeet
Vielleicht habe ich zu viele Rosamunde-Pilcher-Filme geguckt, aber Großbritannien mit seinen Landschaften steht schon lange ganz oben auf meiner Reiseliste. Ein paar Wochen am Stück Zeit haben, um die englische Südküste von Cornwall bis Sussex zu bereisen, quer durch den Lake und den Peak District bis nach Schottland, das wärs! Aber weil das im Moment nicht geht, folge ich lieber einem, der all diese Orte gesehen hat: Bill Bryson. Der amerikanische Journalist und Autor, der seit über 50 Jahren in Großbritannien lebt, macht sich in „The Road to Little Dribbling“ (deutscher Titel „It's teatime, my dear!“) auf, das Land entlang der von ihm getauften Bryson-Linie zu durchqueren – mehr oder weniger zumindest. Neben großen, bekannten Orten wie London, Edinburgh oder Stonehenge macht Bryson auch an vielen unbekannteren Orten Station. So beginnt seine Reise in Bognor Regis und endet am Cape Wrath.
In bester Bryson-Manier erzählt er humorvoll von seinen Beobachtungen unterwegs, streut interessante Fakten über Menschen, Orte und Projekte ein, die man in den meisten Reiseberichten so nicht findet, und scheut auch nicht davor zurück, das eigene Älterwerden auf die Schippe zu nehmen. Unter all den spannenden Fakten, lustigen Anekdoten, Ortsbeschreibungen und streckenweise auch langatmigen Passagen ist „The Road to Little Dribbling“ aber vor allem eine Ode an das Zufußgehen und an die wunderbare, immer wieder überraschende, „glorreiche“ britische Landschaft. Ein Buch, das einen zum Lachen bringt, manchmal auch nachdenklich stimmt, aber vor allem dafür sorgt, dass ich jetzt sofort meine Koffer packen will.
Tipp: Wenn möglich, die englische Originalversion lesen, denn Bill Bryson ist ein Meister seiner Sprache.
Katharina Baum