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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 5/2020

VCD-Aktivenportrait

Für ein gutes Miteinander

Positive Erfahrungen würden die Mobilitätswende besser voranbringen als Verbote, sagt Claudia Lorenz vom VCD Vorpommern-Rügen.

Claudia Lorenz, VCD-Aktive

Weniger Autolärm in ihrer Straße: Dieser Wunsch machte Claudia Lorenz zur VCD-Aktiven. Die Berlinerin war 2009 nach Stralsund und 2011 in die historische Altstadt der Hansestadt gezogen. In die Wasserstraße – eine Straße mit Kopfsteinpflaster, die viele Autofahrer als Abkürzung nutzen, „um 57 Sekunden schneller durch die Altstadt zu kommen als auf der offiziellen Durchgangsstraße“, sagt Lorenz. Seit 2011 setzt sie sich für eine verkehrsberuhigte Altstadt ein. Die heute 64-Jährige suchte Mitstreiterinnen und Mitstreiter und traf Anton Werner, den damaligen Sprecher der VCD-Regionalgruppe Stralsund. „Gemeinsam sind wir stark, dachten wir uns“, so Lorenz. 2012 organisierten sie ihre erste Demo für eine fußgänger- und fahrradfreundliche Innenstadt.

Heute ist Claudia Lorenz Sprecherin der VCD-Regionalgruppe Vorpommern-Rügen und Mitglied im Vorstand des VCD-Landesverbands Nordost. Dort bringt sie wichtige Themen aus Mecklenburg-Vorpommern in das Berliner Team ein. „Und weibliche Power!“, ergänzt Lorenz.  

Die Regionalgruppe entstand 2019. „Wir haben gemerkt, dass wir nicht nur auf Stralsund schauen können“, sagt Lorenz. „Der Verkehr macht ja nicht an den Stadtgrenzen halt. Durch Stralsund fahren viele Pendler und Touristen. Rügen leidet unter massivem Autoverkehr. Deshalb haben wir unser Engagement auf den gesamten Landkreis ausgeweitet. Es gilt, dicke Bretter zu bohren, um Einheimische von nachhaltiger Mobilität zu überzeugen.“

So sieht eine Fahrraddemo unter Pandemie-Schutzbedingungen aus. Vorn und oben im Bild: die Sprecherin der VCD-Regionalgruppe Vorpommern-Rügen Claudia Lorenz.

Mittlerweile sind die Aktiven in Stralsund ihrem Ziel einer verkehrsberuhigten Altstadt näher gekommen. Die Stadt entwickelt Maßnahmen für den Verkehr und beteiligt Verbände und Bürger. Zur Verwaltung habe sie gute Kontakte, sagt die VCD-Aktive. Bei den Parteien in der Bürgerschaft allerdings sei noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

Lorenz ist es wichtig, Initiativen, Parteien und Verwaltung zu vernetzen. Zum Beispiel bei gemeinsamen Veranstaltungen. Zuletzt organisierte sie während der Europäischen Mobilitätswoche im September mit dem ADFC und ProRad eine Fahrraddemo durch Stral­sund. Mehr als 60 Radlerinnen und Radler zeigten, wo die Stadt die Wege für Menschen zu Fuß und auf dem Rad sicherer machen sollte.

Ein Danke fürs Umdenken

Claudia Lorenz glaubt: Die Mobilitätswende wird möglich, wenn die Menschen lernen, Rücksicht zu nehmen. Wenn sie umdenken und merken, dass umweltfreundliche Mobilität Spaß macht. Dafür, so Lorenz, brauche es positive Erfahrungen. Beim Parking Day 2019 verteilten Lorenz und ihre Mitstreiter Blumen mit Grußkarten: „Danke, dass Sie nicht die Wasserstraße benutzen.“ So kamen sie mit vielen Menschen ins Gespräch.

Die pensionierte Beamtin hat kein Auto und keinen Führerschein: „In Berlin brauchte ich den nicht. Ich wusste ja nicht, dass ich mal wegziehe.“ Doch auch in Vorpommern-Rügen kommt sie bestens ohne klar. Mit Bahn und Bus fährt sie am Wochenende nach Rügen, auf die Halbinsel Darß oder zur Halbinsel Devin. Dort arbeitet sie ehrenamtlich als Naturschutzwartin – in absoluter Ruhe.   

Kirsten Lange 

fairkehr 5/2020