Reise 4/2020
Sommer in Deutschland
Sehnsucht Wasser
Schliersee, Alpenvorland
Wenn die Glocken von St. Sixtus zur Acht-Uhr-Messe rufen, sind die ersten Schwimmer*innen schon im Wasser: Leute aus dem Dorf oder Urlauber, die im Hotel Frühschicht hatten. Wegen Corona müssen die Gäste jetzt zu festen Zeiten ihr Frühstück einnehmen. Auf dem Westufer hupt sich ein Zug der Bayerischen Regiobahn die Strecke frei. Sie verbindet den See stündlich mit der Landeshauptstadt München. Der Schliersee ist so etwas wie der kleine Bruder des Tegernsees, aber weniger prominent und aufgebrezelt. Er ist nicht besonders tief und wird im Sommer angenehm warm. Ein paar blumengeschmückte Gasthäuser stehen im Ort vor der Kirche auf Seegrundstücken, sonst sind eigentlich alle Ufer frei zugänglich. Man kann rund um den See laufen, Rad fahren und überall ins klare Wasser springen. Wer nicht schwimmen will, nimmt auf einer der vielen Bänke Platz, die glückliche Urlauber der Gemeinde gespendet haben, ruht im Schatten großer Bäume oder lässt auf den sonnigen Wiesen den lieben Gott einen guten Mann sein.
Rursee, Eifel
Wer einen sonnigen Tag am Rursee verbringt und für einen Moment die Augen zukneift, könnte meinen, am Comer See zu sein: Die grünen Steilhänge des Nationalparks Eifel reichen bis ans Ufer und rahmen das dunkle Blau des zweitgrößten Stausees Deutschlands. Lediglich die flachen, aufgrund des stark schwankenden Wasserspiegels unbewachsenen Uferböschungen erinnern ein wenig an eine Mondlandschaft. Da das Ufer kaum bebaut ist, kann man in kleinen Buchten Ruhe finden, die man mit Paddelboard, Tretboot oder Leihkajak erreicht. Auch mit der Fähre kann man die vielen Windungen des Sees erkunden. Oder man steigt an einer der drei Badestellen aus und vergnügt sich mit Schwimmen, Sonnenbaden und einem Flammkuchen im Beach Club Eifel. Wer lieber zu Fuß unterwegs ist, kann sich den Rursee auch auf dem 27 Kilometer langen Rundweg erwandern.
Infos über Wasser und Land: www.rursee.de
Sude, Lübtheen
Was gibt es Schöneres, als an einem heißen Sommertag einen kühlen, frischen Fluss zu entdecken, in den man hineinspringen kann? Es ist die Sude, ein östlicher Nebenfluss der Elbe, die die Radwander*innen aus dem Rheinland auf ihrer Tour nach Schwerin Freudensprünge machen lässt. Ein Spaziergänger, der dem mecklenburgischen Bauern vom Ufer aus beim Heuwenden zusah, hatte dem Wasser Unbedenklichkeit bescheinigt. Also nichts wie rein ins kühle Nass. Wer sich vor dem Baden lieber fachgerecht über die Wasserqualität informiert, wird beim Umweltbundesamt fündig. Hier schneiden die Seen und Strände in Deutschland überwiegend gut bis sehr gut ab; Deutschlands Flüsse sind leider in einem weniger guten Zustand.