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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Magazin 4/2020

Autonome Autos

Fahren wie ein Mensch?

Selbstfahrende Autos könnten nur ein Drittel aller Unfälle verhindern.

Wo viele Menschen zu Fuß gehen, sollten autonome Fahrzeuge automatisch langsamer fahren.

Die amtliche Unfallstatistik 2019 zeigt: Nach wie vor verursachen Kraftfahrzeugführer*innen einen Großteil der Verkehrsunfälle. Nur in einem von zehn Fällen liegt die Unfallursache in äußeren Umständen, wie zum Beispiel Motorschäden oder schlechten Straßenverhältnissen. Die meisten Unfälle haben die Fahrer*innen selbst zu verantworten, indem sie zu schnell, unaufmerksam oder betrunken fahren.

Da menschliches Versagen eine so große Rolle bei den Unfallzahlen spielt, ruht manche Hoffnung auf autonomen Fahrzeugen. Sie sollen den Verkehr sicherer machen. Wenn künstliche Intelligenz (KI) statt eines Menschen am Steuer sitzt, könnten alle diese Unfälle vermieden werden, so der Gedanke.

Eine neue Studie us-amerikanischen Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) zeigt nun, dass das nur bedingt stimmt. Die Forscher*innen fanden heraus, dass durch autonome Fahrzeuge nur ein Teil der fahrerverursachten Unfälle vermieden werden könnte. Das Forscherteam ging bei seiner Analyse von den bestmöglichen Voraussetzungen aus: Alle Autos auf der Straße wären selbstfahrend und mit perfekten Sensoren und Systemen ausgestattet. Unter diesen Voraussetzungen könnten alle Unfälle verhindert werden, die durch Fehlwahrnehmungen der Fahrerinnen und Fahrer ausgelöst werden. Das sind rund 23 Prozent. Auch alle Unfälle, die durch betrunkene, übermüdete oder unter Drogeneinfluss stehende Fahrer*innen ausgelöst werden, würden durch die selbstfahrenden Autos verhindert, das sind rund 10 Prozent.

Insgesamt würden autonome Fahrzeuge also selbst unter besten Voraussetzungen nur ein Drittel der Unfälle verhindern. Um die übrigen zwei Drittel der Unfälle zu verhindern, dürften die KI-Systeme nicht wie bisher darauf programmiert werden, wie ein Mensch zu fahren. Stattdessen müssten sie bewusst sichere Entscheidungen bevorzugen und Geschwindigkeit und Komfort hintanstellen – Entscheidungen also, die die meisten menschlichen Fahrer*innen eher nicht treffen würden.

Laut den Forscher*innen aus den USA müssten selbstfahrende Autos vorausschauend fahren, mit unvorhergesehenem Verhalten von Fußgängerinnen und Radfahrern rechnen und ihr Fahrverhalten den Straßenverhältnissen anpassen. Davon aber ist die Forschung noch weit entfernt.

fairkehr 4/2020