Magazin 2/2020
ÖPNV
Luxemburg macht Öffis kostenfrei
Der Ausbau des ÖPNV ist laut VCD wichtiger als der Nulltarif für alle.
Seit Anfang März können Fahrgäste im gesamten Großherzogtum Luxemburg ohne Ticket mit Bus und Bahn fahren. „Endlich sprechen alle über dieses kleine Land, das seit Jahren unbemerkt die Verkehrswende mit Hochgeschwindigkeit umsetzt“, sagt Philipp Kosok, VCD-Sprecher für Bahnverkehr und ÖPNV.
Der VCD sieht in dem Schritt zum Gratis-ÖPNV nur einen kleinen Baustein in der großen Strategie der luxemburgischen Verkehrswende. Bislang hat das Land mit 670 Autos je 1 000 Einwohner die höchste Pkw-Dichte der EU. Doch seitdem der Verkehrsminister und frühere Bahnmitarbeiter François Bausch 2013 sein Amt antrat, verfolgt die Regierung eine Politik, die den öffentlichen Verkehrsmitteln klaren Vorrang einräumt. Das Land investiert pro Kopf fast zehnmal so viel Geld in die Bahn wie Deutschland und gleicht die fehlenden Ticketeinnahmen mit 41 Millionen Euro jährlich aus. Im Land leben gut 600 000 Menschen.
Das Bus- und Bahnangebot wurde bis in die Nachbarstädte in Deutschland und Frankreich ausgeweitet, um auch Pendler zum Umstieg zu bewegen. Flankiert wird das Ganze durch einen Ausbau des Radwegenetzes und zusätzliche Elektrobusse. „In nur fünf Jahren wurde in der Stadt Luxemburg, die gerade einmal rund 120 000 Einwohner hat, eine Straßenbahn etabliert. Würde jede deutsche Stadt dieser Größe – davon gibt es über 60 – alle fünf Jahre eine Straßenbahnstrecke eröffnen, käme die Verkehrswende auch in Deutschland voran“, so VCD-Experte Kosok. Die Forderung nach dem ÖPNV-Nulltarif für alle sei aber überzogen. Woran es in Deutschland vielerorts fehle, seien Sozialtickets, also Fahrscheine für Menschen mit besonders geringem Einkommen, die von den Ländern und Gemeinden bezuschusst werden.