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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 4/2019

Autofahrer auf Abstand halten

Flagge zeigen - sicherer Rad fahren

Mit seiner Erfindung hat ein Bonner Team den VCD-Crowdfunding-Wettbewerb für nachhaltige Mobilitätsideen gewonnen.

Die Abiturientin Maya Krieg und die Ärztin Cornelia Bröschen gehören zum generationsübergreifenden Team „Verkehrswende Bonn“, Sieger des Crowdfunding-Wettbewerbs.

Wie eine Wand ragt die Front eines Bonner Stadtbusses hinter einer jungen Frau auf. Die Abiturientin radelt auf dem Schutzstreifen an einer vielbefahrenen Straße. Normalerweise würde der Bus sie nun überholen, mit wenigen Zentimetern Abstand. Doch die Fridays-for-Future-Aktivistin zeigt Flagge. Ein gelber Wimpel am Fahrradrahmen signalisiert: „Ich brauche Platz!“ Der Bus überholt nicht.

Die junge Frau heißt Maya Krieg, die Szene stammt aus einem Video für die Crowdfunding-Plattform „Startnext“. Dort bewarb das Team der Initiative „Verkehrswende Bonn“, zu dem auch Maya gehört, erfolgreich seinen Abstandhalter für Fahrräder. Er besteht aus einer flexiblen Aluminiumstange mit Wimpel und einem reflektierenden Schild, das deutlich zeigt: Bitte mit 1,50 Meter Abstand überholen. Gleichzeitig erinnert es daran, dass Radfahrer auch zu parkenden Fahrzeugen 1,20 Meter Abstand brauchen.

Schwerer Unfall als Anlass

3 000 Euro wollte das Team aus Jung und Alt via Schwarmfinanzierung im ersten Schritt einsammeln, um 100 Exemplare produzieren lassen zu können. Dieses Ziel hatte es bei der Bewerbung für den Crowdfunding-Wettbewerb des VCD-Projekts »DIY. Dein Mobilitätsprojekt« angegeben. In dem Projekt entwickelt der VCD gemeinsam mit jungen Jobstartern, Auszubildenden und Studierenden nachhaltige Mobilitätsideen. Am Ende kamen sogar mehr als 7 000 Euro zusammen. Damit gewann das „Verkehrswende Bonn“-Team den Wettbewerb: Das bedeutet zusätzliche 2 500 Euro Förderung und einen Stand auf der Fahrradmesse VeloBerlin im kommenden Frühjahr.

Johanna Schäfer, Geschäftsführerin des BonnLABs für nachhaltige Stadtentwicklung, hat die Crowdfunding-Aktion für den Abstandhalter organisiert. Das Verkehrswende-Team trifft sich regelmäßig in ihrem Stadtlabor. Die 27-Jährige freut sich über den Erfolg und rechnet damit, dass die Unterstützerinnen und Unterstützer ihre Wunschprodukte im Herbst erhalten. Das große Netzwerk des Teams half, die Aktion bundesweit bekannt zu machen. So aktivierte Maya Krieg beispielsweise ihre Fridays-for-Future-Kontakte.

Erfunden hat den Abstandhalter der Ingenieur Fritz Schwirz. Er hat die rote Kelle weiterentwickelt, mit der Radfahrer erstmals in den 70er Jahren gegen zu eng überholende Autos ein Zeichen setzten. Schwirz konstruierte ein Scharnier, mit dem sich der Wimpel während der Fahrt ein- und ausklappen lässt. Das Patentamt hat diesen Mechanismus bereits geschützt.

Trauriger Anlass für Schwirz' Erfindung war ein schwerer Fahrradunfall im Bekanntenkreis. Und ausgerechnet zum Start der Crowdfunding-Aktion führte ein weiterer tödlicher Unfall in Bonn deutlich vor Augen, dass Radfahrer Schutz brauchen. In der Straßenverkehrsordnung soll der Mindestabstand von 1,50 Metern beim Überholen künftig festgeschrieben werden (siehe Seite 5). Mit der Bonner Erfindung können Radfahrer darauf aufmerksam machen, wie lebenswichtig dieser Abstand ist.

Kirsten Lange 

»DIY. Dein Mobilitätsprojekt« fördert weiterhin zukunftsfähige Mobilitätsideen

fairkehr 4/2019