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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 4/2018

Kein Frankenschnellweg durch Nürnberg

18 Alternativen zur Stadtautobahn

Der VCD Nürnberg will eine Schnellstraße mitten durch die Stadt verhindern. Fürs Gegenkonzept hat er den Sonderpreis „Lebenswerte Städte“ im VCD-Aktivenwettbewerb gewonnen.

Bei Stadtführungen zeigt der VCD Nürnberg, wie statt des Frankenschnellwegs ein neues Viertel mit einem belebten städtischen Boulevard entstehen könnte.

Zeitgemäß sieht anders aus: Während München, Kassel oder Duisburg viel befahrene Straßen radfahrer- und fußgängerfreundlich umgestalten, plant Nürnberg eine Stadtautobahn. Zweieinhalb Kilometer Schnellstraße sollen kreuzungsfrei ausgebaut werden (siehe fairkehr 2/2018). „Das holt mehr Autoverkehr in die Stadt und zieht Geld weg von umweltfreundlichen Alternativen“, kritisiert Bernd Baudler, Vorsitzender des VCD Nürnberg. Alternativen, die die Stadt lebenswerter machen, bewirbt das Bündnis Stattautobahn. Darin engagiert sich der VCD seit mehr als 15 Jahren. Unterstützung bekamen die Aktiven von 18 Architekturstudentinnen und -studenten der Technischen Hochschule Nürnberg. Statt Durchgangsverkehr, Auffahrtsrampen und Lärmschutzwänden zeigen ihre Semesterarbeiten Boulevards mit Wohn- und Gewerbegebäuden für viele Tausend Menschen. „Die Verantwortlichen müssten den Mut haben, die derzeitigen Ausbaupläne zu begraben. Es könnte dann wieder Stadt gebaut werden“, sagt Architekturprofessorin Ingrid Burgstaller. Der VCD sieht in den Entwürfen „spannende Umsetzungen“ seines Modells „Frankenboulevard für alle“, der Viertel verbindet, nicht trennt.

VCD-Aktive unterstützten die Master-Studierenden mit verkehrspolitischem Wissen, begleiteten das Projekt bei Zwischenkorrekturen und Präsentationen. Die Ergebnisse zeigt der Kreisverband nun bei Veranstaltungen wie der „Langen Nacht der Wissenschaft“ und auf Stadtführungen im Gebiet des geplanten Frankenschnellwegs, unter dem Motto „Stadt statt Autobahn“. Auch für die politische Lobbyarbeit ist die Zusammenarbeit von VCD und TH Nürnberg positiv. Gemeinsam mit Professorin Burgstaller sprachen Aktive beim SPD-Oberbürgermeister vor, präsentierten Mitgliedern der Stadtratsfraktionen die Lebensraum-Entwürfe und erhielten die Zusage des OBs, den Frankenboulevard in einer öffentlichen Stadtratssitzung vorstellen zu dürfen. Für sein Engagement erhielt der VCD Nürnberg den Sonderpreis „Lebenswerte Städte“ im bundesweiten VCD-Aktivenwettbewerb.

Noch ist Zeit umzukehren

Die Ausbauplanungen ruhen zurzeit. Der Bund Naturschutz und ein Bürger mit Haus am Schnellweg hatten geklagt, es wird über einen Vergleich verhandelt. Die Stadt wartet derweil auf das Ergebnis der Umweltverträglichkeitsprüfung – während der VCD an der geplanten Trasse anhaltend hohe Stickoxidwerte misst. „Die Stadt hat jetzt noch die Chance, nicht nur in Verkehrsstrukturen zu denken“, sagt Bernd Baudler. Es gehe um mehr Wohnraum, Gesundheit und Lebensqualität.     

Kirsten Lange

4/2018