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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 4/2018

Interview zum Sharing

E-Roller für München

„Green City AG“ hat die E-Roller-Flotte von Emmy nach München geholt. Die Elektroroller betankt der Energieanbieter mit Ökostrom. Vorstand Jens Mühlhaus im Interview.

„Die hohe Stickstoffdioxid-Belastung in München schreit nach alternativen Verkehrsmitteln“, sagt Jens Mühlhaus, Vorstand der Green City AG.

fairkehr: „Green City“ ist ein Unternehmen für Grüne Geldanlagen und erneuerbare Energien. Warum engagieren Sie sich für E-Roller?

Jens Mühlhaus: Durch unseren Gründer und Haupteigentümer, den Verein „Green City“, sind wir sehr stark mit dem städtischen Umweltschutz beschäftigt – und da gehört die Mobilität ganz vorn mit dazu. Der zweite Grund ist, dass wir über die erneuerbaren Energien die Verkehrswende anschieben wollen. Wir verknüpfen neue Mobilität mit Strom. Wir verkaufen unseren Ökostrom an die eigene Emmy-Flotte und investieren damit in die grüne Stadt.

Sie wollen 400 Roller auf Münchens Straßen bringen. Wie umweltfreundlich ist das?

Wir glauben, dass E-Roller Teil der sauberen Mobilität für München sind. Sie tanken Strom aus erneuerbarer Energie und sind nahezu geräuschlos. Wichtig ist doch, dass die Fahrzeuge kleiner werden und nicht immer größer, denn die Stadt hat ein Platzproblem. Das Beste ist natürlich, man geht zu Fuß oder fährt Fahrrad. Manchmal hat man aber etwas zu transportieren oder eine längere Strecke zu fahren, dann ist ein Elektroroller besser als ein Auto.

Was versprechen Sie sich vom Crowdinvesting?

Wir arbeiten mit dem Berliner Start-up „Emmy“ im Rahmen eines Jointven­tures. Emmy betreibt die Flotte, wir sind der Finanzierungspartner und sammeln im ersten Schritt Geld für 400 E-Roller über Kleinanleger ein. Die Anlagesummen liegen zwischen 250 und 10 000 Euro. Die Idee dahinter: Jeder kann mithelfen, eine platzsparende, saubere und attraktive Mobilitätsalternative auf den Weg zu bringen. Wir nehmen die Leute übers Investieren, mit und als Kunden der Roller-Flotte können sie vom Produkt selbst profitieren. So entsteht eine positive Verbindung. Wer viel fährt und gut mit den Rollern umgeht, sorgt dafür, dass das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich wird. 

Glauben Sie, dass Roller Autofahrten ersetzen oder geht es, wie in der Emmy-Werbung, mehr um den Spaß am Fahren?

München ist eine Stadt mit einer sehr hohen Stickstoffdioxid-Belastung. Das schreit doch förmlich nach alternativen Fortbewegungsmöglichkeiten. Tatsache ist, dass Roller viele innerstädtische Autofahrten ersetzen könnten. Weil Sie damit genauso schnell unterwegs sind und bequem weitere Strecken fahren können, auch mal quer durch München, wo es mit Tram und Bussen mühsam wird. Auf kurzen Strecken dominiert sicher der Spaßfaktor.

Werden die Roller profitabel sein?

Unser Geschäftsmodell ist ganz klar auf Gewinn ausgelegt. Dafür brauchen wir viele Roller, die gut gemanagt und gepflegt sind. Wir wollen ein System mit einer hohen Verfügbarkeit anbieten, auf das ich mich verlassen kann, zu jeder Jahreszeit.

Auch im Winter?

Das wird sich zeigen. Wir von Green City sind alle Fahrradfahrer und wissen, dass man auch in München nur an wenigen Tagen wegen Schnee und Eis nicht Rad fahren kann. Im Zweifelsfall räumt die Stadt ohnehin die Fahrbahn für Roller und Autos eher als den Radweg.

Wie ist Ihre Prognose für das Crowdinvesting in neue Mobilität?

Wir beobachten, dass diese Märkte einen hohen Kapitalzufluss verzeichnen. In den USA investieren große Fonds in Sharingsysteme. Nicht, weil Autoteilen beispielsweise heute schon gewinnbringend wäre, sondern weil die Anleger glauben, dass sich die Mobilitätsform des Teilens in Zukunft ausbreiten wird, die Nutzungsdichte größer wird und die Preise womöglich steigen. Diese großen Player werden auch auf den europäischen Markt drängen, das ist schon fühlbar. Für uns als Investor und für unsere Kleinanleger ist das nicht schlecht. Wir sind schon da.

Interview: UTA Linnert

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4/2018