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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 3/2018

Radkulturschaffende

#3 Ute Symanski

Die Co-Initiatorin der Kölner Fahrradkonferenz RADKOMM und der Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ im Porträt.

„Nur wenn sich Menschen persönlich begegnen, können sie Beziehungen aufbauen“, sagt Ute Symanski. Die 48-Jährige ist eine der Initiatorinnen der RADKOMM – des Kölner Forums Radverkehr. Die RADKOMM bringt alle an einen Tisch, die etwas für eine neue Mobilitätskultur tun können. „Unser Ziel ist es, dem Rad- und Fußverkehr durch eine neue Kommunikationskultur mehr Bedeutung zu geben. Wir wollen die Leute in einer guten Atmosphäre miteinander ins Gespräch bringen“, erklärt Ute Sy­manski die Philosophie der Kölner Mobilitätskonferenz. Mit der RADKOMM wollen die Kölner eine Atmosphäre schaffen, in der Aktivisten und Verwaltung offen, freundlich und mit Humor miteinander reden. „Das ist wichtig. Denn Einstellungen kann ich nur von innen verändern, nicht von außen“, sagt Symanski.

Die RADKOMM gibt es seit 2015. Symanskis Bekenntnis zu einem anderen Stadtverkehr ist älter. 2009 gründete sie die Kölner Wählergruppe „DEINE FREUNDE“ mit. „Wir wussten schon damals, dass die Abgase in der Luft und der Autolärm uns krank machen“, sagt sie. „Wir wollten den routiniert vertretenen Partikularinteressen im Stadtparlament eine neue Sicht auf Stadt entgegensetzen. Die Stadt gehört den Menschen, nicht den Autos“, so Symanski. Dass das im Kölner Straßenraum derzeit eher andersherum aussieht, hat weitreichende Folgen. Die promovierte Soziologin hat festgestellt, dass sich ein aggressives Verkehrsklima auf das Zusammenleben in der Stadt insgesamt auswirkt. Wenn wir es gewohnt sind, uns im Verkehr zu bedrängen und das Recht des Stärkeren gilt, prägt das den Umgang im Alltag. Deshalb ist für Symanski Mobilität der Schlüssel zu mehr Miteinander, mehr Rücksicht, mehr Empathie in der Stadtgesellschaft.

Ute Symanski lebt zusammen mit ihrem Mann in einer verkehrsberuhigten Straße in einer Tempo-30-Zone in Köln-Ehrenfeld. Dennoch regt sie sich über parkende Autos auf, die den Bürgersteig halb blockieren, über die trennende Wirkung, die die Fahrbahn hier immer noch hat, weil die Autos eben doch viel zu schnell fahren. „Eltern reagieren regelmäßig panisch, wenn ihre Kinder auf die Straße laufen“, sagt Symanski. „Wie schön wäre es, wenn die Straße ein Raum wäre, in dem auch Kinder sich ohne Gefahr bewegen könnten.“

„DEINE FREUNDE“ gewann 2014, mit Ute Symanski als Spitzenkandidatin, zwei Sitze im Stadtrat. Sie vertrat für zwei Jahre ihre Ideen von Stadt im Verkehrs­ausschuss. „Das ist ein zähes Geschäft, weil die etablierten Akteure nicht gerade darauf warten, dass jemand mit neuen, ungewohnten Ideen daherkommt“, räumt sie ein. „Bürgerinnen  und Bürger müssen noch mehr politisch arbeiten, um etwas zu verändern“, sagt Symanski. Aus dieser Überzeugung heraus gründete sie die Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ mit, die 25 Prozent Radverkehrsanteil in Nordrhein-Westfalen bis 2025 erreichen will. Heute sind es acht Prozent. „Wir möchten zeigen, dass es viele Menschen im Land gibt, die sich eine andere Verkehrspolitik wünschen. Wir wollen ein starkes Signal senden, das die Landespolitik hört.“

Michael Adler