fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 3/2018

Mitfahrgelegenheitsmacher

#10 Weber, Stein, Waschkewitz

Sie haben die Mitfahr-Apps fairfahrt für den ländlichen Raum und fairschult für Oberstufen- und Berufsschüler entwickelt.

Die Menschen im Örtchen Romrod im hessischen Vogelsbergkreis unabhängiger vom eigenen Auto und dem Busfahrplan machen: Dieses Ziel setzten sich Jonathan Waschkewitz, Andreas Stein, Mike Weber und Frederic Madesta, als sie Mitte 2017 mit der lokalen Mitfahrplattform fairfahrt an den Start gingen. Zeit, um ein Zwischenfazit zu ziehen und über das neue Projekt der vier jungen Männer zu berichten.

So funktioniert fairfahrt: An fünf Haltestellen im 3 000-Einwohner-Ort Romrod können sich registrierte Mitfahrer per Chipkarte an einem Automaten einloggen und ihr Ziel eingeben. Fahrer brauchen nur die fairfahrt-App auf ihrem Smartphone. Dann empfangen sie Push-Nachrichten mit den Anfragen. Fahren sie in die Richtung, in die ein Anhalter möchte, können sie ihn ohne großen Umweg an sein Ziel bringen. Zudem können die Fahrer zukünftige Fahrten per App in einen Fahrplan eintragen. Mitfahren ist generell kostenlos.

Die Idee zu der Mitfahrplattform hatten drei Männer, Ende zwanzig, aus Romrod und Umgebung, die seit vielen Jahren befreundet sind: der Medizin-Physiker Jonathan Waschkewitz, der BWL-Student Andreas Stein und der IT-Fachmann Mike Weber. Frederik Madesta, ein Physik-Student aus Hamburg und ehemaliger Arbeitskollege von Waschkewitz, hat beim Programmieren der App mitgeholfen.

Die Anzahl der registrierten fairfahrt-Nutzer liegt im niedrigen dreistelligen Bereich. „Die Bereitschaft, andere Leute mitzunehmen, ist bei uns in Romrod groß“, sagt Jonathan Waschkewitz. „Doch bislang kommen wenige Fahrten zustande. fairfahrt scheitert am Mindset der Leute. Wenn jemand um 15 Uhr im Supermarkt einkaufen möchte und die nächste Fahrt zu dieser Station wird erst um 16:30 Uhr angeboten, sucht er sich eine Alternative.“ Auch die technischen Hürden seien gerade für ältere, wenig technikaffine Menschen hoch.

Bislang haben die Stadt Romrod, der Vogelsbergkreis und lokale Einzelhändler die Kosten für fairfahrt getragen. Diese Finanzierung endet Mitte 2018. Weiterlaufen wird die Mitfahrplattform dennoch. „fairfahrt verursacht momentan keine Kosten. Unsere selbstprogrammierte App und die mit Solarstrom betriebenen Automaten, die wir selbst zusammengebaut haben, funktionieren stabil“, erklärt Jonathan Waschkewitz.

„Dass fairfahrt bislang nicht den erhofften Erfolg hat, ist für uns schon eine frustrierende Erfahrung“, sagt Waschkewitz. Doch entmutigen lassen sich die vier Freunde nicht. Das gewonnene Know-how bringen sie in ein neues Projekt ein: Der Vogelsbergkreis hat sie beauftragt, eine rein App-basierte Mitfahrplattform für Schulen namens „fairschult“ zu entwickeln. Über die App können sich Oberstufen- und Berufsschüler zu Fahrgemeinschaften verabreden, statt morgens und nachmittags mit dem eigenen Auto zum Unterricht zu fahren.

fairschult wird weniger Komplex als fairfahrt: Automaten oder Chipkarten gibt es nicht. Die Zielgruppe ist jünger, und daher sind auch die Chancen besser, dass sie die App nutzt.

Benjamin Kühne