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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Reise 1/2018

Finger weg vom Smartphone

Reif für „Digital Detox“?

Die permanente Smartphone-Nutzung verändert uns, dringt in alle Bereiche unseres Lebens vor und kann uns krank machen.

Wer wirklich abschalten will, sollte auch das Handy ausmachen.

Jeder, der ein Smartphone sein Eigen nennt, ahnt es: Wir mailen und texten zu viel, verplempern viel Zeit im Internet und schenken unserem Handy zu viel Aufmerksamkeit. Wir sind immer online, tragen den smarten Computer ständig mit uns, sorgen dafür, dass ihm der Saft nicht ausgeht, und füttern ihn mit vielen persönlichen Daten. 

Wir befinden uns in ständiger Alarmbereitschaft. Von eingehenden Nachrichten lassen wir uns sofort ablenken, jeder Klingelton hat die Macht, uns aus der Konzentration zu reißen. Sitzen wir bei der Arbeit und das Handy vibriert, können wir kaum widerstehen, mal eben zu schauen, wer uns anfunkt. Lädt die Freundin zum Essen ein? Hat das Kind eine Eins in Mathe? Schade, nein, es ist nur der Schornsteinfeger, der einen Termin mit uns vereinbaren will. Das haben wir mit wenigen Klicks erledigt. Und wenn wir das Smartphone einmal in der Hand halten, überfliegen wir noch schnell die Eilmeldung.

So geht es den ganzen Tag, auch am Abend und am Wochenende. Wir checken Mails vor dem Schlafengehen und lassen uns vom Smartphone wecken. Dienstliches mischt sich mit Privatem. Treffen wir Freunde, hat immer jemand das Smartphone auf dem Tisch liegen. Damit ist klar, dass jederzeit ein Anruf oder eine Nachricht das Gespräch unterbrechen kann.

 Gesund ist das nicht. „Smartphones machen abhängig, unproduktiv und unglücklich“, sagt Alexander Markowetz. Der Informatiker und Medienwissenschaftler hat mithilfe einer von ihm entwickelten App das Smartphoneverhalten von 60 000 Per­sonen ausgewertet. Die Daten zeichnen ein erschreckendes Bild: Im Durchschnitt schalten wir unser Handy 88 Mal am Tag ein. 35 Mal schauen wir nur auf die Uhr oder sehen nach, ob eine Nachricht eingegangen ist. 53 Mal entsperren wir tatsächlich das Handy, um E-Mails oder Nachrichten zu schreiben, Apps zu benutzen oder zu surfen.  Acht Stunden Schlaf abgerechnet unterbrechen durchschnittliche Handynutzer alle 18 Minuten ihre Tätigkeit, mit der sie gerade beschäftigt sind.

Die Gefahr: Wir versuchen, alles gleichzeitig zu machen, und verlernen, mit voller Energie bei dem zu bleiben, was wir eigentlich tun wollten, schreibt Markowetz in seinem Buch „Digitaler Burn­out“. Dieses Verhalten sei kein exklusiver Tick der Jugend, sondern ziehe sich unabhängig vom Bildungsstand quer durch alle Altersgruppen und alle sozialen Schichten.

Hier soll es keinesfalls darum gehen, Handys zu verteufeln oder abzuschaffen. Smartphones haben unser Leben ohne Zweifel bunter gemacht und vereinfachen den Alltag ungemein. Wer sich aber unwohl fühlt, wenn dem Gerät der Strom ausgeht, wer sich häufig länger mit dem Handy beschäftigt oder schon mal das Vibrieren des Smartphones gespürt hat, obwohl gar nichts los war, sollte vielleicht über eine Zeit der digitalen Entgiftung nachdenken, um sich gesundere Umgangsformen mit dem Handy anzugewöhnen. Reif für „Digital Detox“?

Uta Linnert

Weiterlesen: Das hat fairkehr-Redakteurin Uta Linnert auf ihrer handyfreien Reise in die Schweiz erlebt.

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