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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 1/2018

Klimakonferenz in Bonn

Klima auf dem Lehrplan

Zur 23. Weltklimakonferenz hat das Bundesumweltministerium Klimaexperten in Bonner Schulen geschickt, um mit Jugendlichen über den Klimawandel zu diskutieren.

Klima-Experten zu Besuch im Bonner Friedrich-Ebert-Gymnasium. Per Video stellen Schülerinnen und Schüler Fragen an Umweltministerin Barbara Hendricks.

Um Punkt acht Uhr füllt sich der Klassenraum des Leistungskurses von Englischlehrer Jochen Stiewe im Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium. Heute steht aber nicht Englisch, sondern Klima auf dem Stundenplan. „Was passiert eigentlich mit den Ländern, die die Ziele des Klimaabkommens nicht einhalten?“, fragt ein Schüler bei Arne Riedel nach. Riedel ist Jurist beim Forschungsinstitut Ecologic und heute an der Schule zu Gast. Der Experte unterstützt das Deutsche Umweltministerium bei der Umsetzung des Pariser Abkommens. „Erst einmal gar nichts“, ist seine überraschende Antwort. Er erklärt aber weiter: „Die Staaten haben sich verpflichtet, selbst Ziele zu setzen, und sollen diese künftig steigern. Bei der Weltklimakonferenz verhandeln wir darüber, wie wir möglichst hohe Ziele erhalten und wie wir ihre Einhaltung unterstützen können.“

Insgesamt gab es anlässlich der 23. Weltklimakonferenz im November 2017 in Bonn zwölf Schulbesuche von Expertinnen und Experten. Mit der Aktion will das Bundesumweltministerium für den Klimaschutz sensibilisieren und Fragen und Forderungen sammeln, die in der zweiten Woche der Konferenz direkt an Umweltministerin Barbara Hendricks herangetragen werden.

Was kann ich selbst tun?

Drei Stunden später am Friedrich-Ebert-Gymnasium: Die offene Fragerunde im großen Stuhlkreis ist beendet. Jetzt geht es in Kleingruppen weiter. In einer Gruppe diskutieren fünf junge Frauen über Klamotten. Als berichtet wird, dass es mittlerweile gut sortierte Onlinestores gibt, die nachhaltig produzierte T-Shirts jenseits des Öko-Schlabber-Klischees ab 10 Euro verkaufen, zücken zwei Schülerinnen ihre Stifte. „Wie heißt die Seite?“, wollen sie wissen. Solche konkreten Empfehlungen kommen bei den Jugendlichen gut an. Mit ihrer Motivation, sich mit Umweltthemen zu befassen, und ihrem Wissen über die Ursachen des Klimawandels beeindrucken sie die Experten. Auch ihre Fragen an Umweltministerin Hendricks sind deutlich: „Klimawandel ist so wichtig, warum steht das Thema nicht im Lehrplan?“, fragt eine Schülerin.

Am Nachmittag besucht Jana Stingl die „Inklusive Gesamtschule – Bonns Fünfte“, um mit den Schülerinnen und Schülern über den Klimawandel zu sprechen. Sie ist Anfang 20 und seit 2017 Teil der jungen Klimadelegation, einer Arbeitsgruppe von jungen Menschen, die sich für Generationengerechtigkeit auf den Klimakonferenzen einsetzen. Die Jugendlichen wollen wissen, was sie selbst tun können und warum man von der Konferenz so wenig mitbekommt. „Wir versuchen, direkt von der Konferenz über unsere Social-Media-Kanäle zu berichten und die Interessen unserer Generation zu vertreten, schließlich müssen wir später damit leben“, erklärt Stingl. Sie ist in direkter Nachbarschaft zum Rheinischen Braunkohle­revier aufgewachsen. Dort hat sie erlebt, wie Teile ihrer Familie umgesiedelt und ganze Dörfer abgerissen wurden. Kein Wunder, dass sie sich besonders für energiepolitische Fragen einsetzt. Am Ende der Stunde schreibt sie ihre Mail­adresse an die Tafel. „Meldet euch bei Fragen, informiert euch, engagiert euch. Es geht um eure Zukunft.“ 

Helen Czioska

Video zur Aktion auf Youtube ansehen

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